Sparkassen Zeitung

Economy

Do-It-Yourself-Commerce: Mit dem Hobby Geld machen

Ausgabe #6/2016 • Obdach

Online-Marktplätze wie Etsy oder DaWanda werden nicht nur von KundInnen geschätzt, die Einzelstücke und selbstgemachte Produkte suchen. Sie bieten auch eine Chance für kleine Unternehmen, geschäftlich Fuß zu fassen und über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu werden.

War es früher für kreative Köpfe, HandwerkerInnen und JungunternehmerInnen nicht leicht, ihre Produkte ohne großen Geld-, Zeit- und Werbeaufwand einem größeren Publikum bekannt zu machen, so ist es durch Social-Commerce- Plattformen mittlerweile möglich geworden, sich binnen kurzer Zeit einen internationalen Kundenstock aufzubauen. Online-Marktplätze, die sich auf selbst designte und hergestellte Waren spezialisiert haben, boomen, denn KonsumentInnen achten immer mehr auf verantwortungsvollen Einkauf und Nachhaltigkeit. Einzelstücke und Kleinserien abseits der Massenproduktion liegen im Trend. „Die Anonymität herkömmlicher Verkaufsportale wird bei uns überwunden und die Menschen hinter den Produkten werden gezeigt“, erklärt Claudia Helming die Philosophie von DaWanda, dem größten Online- Marktplatz im deutschsprachigen Raum.

GROSSES NETZWERK
Rund 6,2 Millionen registrierte KundInnen hat DaWanda allein in Deutschland. Auf der Online-Plattform, die 2006 von Claudia Helming und Michael Pütz in Berlin gegründet wurde, bieten mittlerweile 340.000 Hersteller ihre Waren an. Das Angebot reicht von Mode, Handtaschen und Schmuck über Möbel bis zu Kinderspielzeug. Die KundInnen erwerben die Waren über die Webseite direkt von den ProduzentInnen. DaWanda erhebt dafür bei Verkäufer oder Verkäuferin eine Provision von fünf Prozent des Verkaufspreises. 5,7 Millionen Produkte sind auf der DaWanda-Plattform zu fi nden. Und die österreichischen UnternehmerInnen haben die Chancen, die Social-Commerce-Plattformen bieten, längst erkannt. Über 8.000 heimische VerkäuferInnen sind bei DaWanda registriert. Ein gutes Beispiel ist „Elstar Design“ aus Villach. Da sich die beiden Schmuckdesigner Elisabeth Maier und Stefan Tank auf ihre Leidenschaft , das Entwerfen und Herstellen von Schmuckstücken, konzentetrieren möchten, ist der Online-Verkauf ideal für sie. „Da- Wanda ist eine der größten Plattformen in Europa. Wir fühlen uns dort wohl und passen auch gut ins Konzept. Es ist für uns einfach sinnvoll und praktisch dieses große, bestehende Netzwerk zu benutzen. Sonst müssten wir zuviel Zeit und Energie aufb ringen, unser eigenes Netzwerk zu schaff en und zu betreuen“, sagt Stefan Tank. Die KundInnen kommen aus allen Bereichen und Altersgruppen. Von SchülerInnen bis zu Prominenten reicht mittlerweile der Kundenkreis der beiden Schmuckdesigner.

WELTWEITE PRÄSENZ
Die größte Social-Commerce-Plattform weltweit ist Etsy mit über 1,6 Millionen aktiven Shops und 24 Millionen KäuferInnen. 2015 wurde ein Umsatz von 274 Millionen US-Dollar erzielt. Laut Statistik sind die durchschnittlichen KundInnen bei Etsy jedenfalls weiblich und 39 Jahre alt. Österreichische Unternehmen und Kreative sind bei Etsy gut vertreten.

Seit 2013 bietet „Hallodribums“ digitale Strickmuster und Do-it-yourself-Anleitungen an. KundInnen können direkt nach dem Kauf das Muster oder die Anleitung als PDF herunterladen. Manuel Obriejetan von Hallodribums erklärt: „So entstehen keine Versandkosten, keine Lieferzeiten und keine Lagerkosten, außerdem ist der Etsy-Shop 24 Stunden geöff net. Unsere KundInnen sind daher auf der ganzen Welt zuhause. 75 Prozent der KäuferInnen kommen aus Übersee, vor allem den USA, Kanada, Australien und Asien.“

Diese Länder bilden auch den Haupt-Kundenstock von „Urban Prey“. Begonnen haben Katrin Artner und Mario Urban 2010 mit selbstgedruckten T-Shirts und Einkaufstaschen. Im Lauf der Zeit kamen Papeteriewaren dazu. Derzeit machen Notizbücher und Grußkarten den Großteil des Sortiments aus. „Wir nutzen Etsy als eine kostengünstige und einfache Möglichkeit, unsere Produkte weltweit online zu verkaufen. Man bezahlt nur 20 US-Cent, um einen Artikel vier Monate lang zu listen, und 3,5 Prozent Provision für jeden Verkauf. Zudem erreicht man Millionen Käufer weltweit, die auf der Plattform einkaufen“, weiß Arnter.

Mit Social-Commerce-Plattformen verkaufen kreative Köpfe heute ihre Produkte.

 

_____________________________________________________________________________________________

„DIE ANONYMITÄT
HERKÖMMLICHER VERKAUFSPORTALE
WIRD BEI UNS ÜBERWUNDEN UND DIE
MENSCHEN DAHINTER WERDEN GEZEIGT."

Claudia Helming, Geschäftsführerin DaWanda

_____________________________________________________________________________________________

Das Follow-und-Like-Prinzip auf Etsy ist für Wolfgang List von „Mostlikely Design“ ideal um Aufmerksamkeit zu erregen: „Liked eine Person mit vielen Followern mein Produkt auf Etsy, sehen das sofort alle ihre Follower. Manche Personen haben bis zu 1.000 Follower, so wird man sehr schnell von sehr vielen gesehen. Gerade für den Anfang, wenn man unbekannt ist, ist es das perfekte System.“ Seit 2012 vertreibt Mostlikely etwa handgefertigte Lampenschirme aus Papier zum Selberzusammenbauen.

DIE PRODUKTWELT ÖSTERREICHS
Die österreichische „kleine Schwester“ der großen, internationalen Social-Commerce-Plattformen ist „From Austria“. 2013 von Zissa Grabner und Alexandra von Quandt gegründet, bietet From Austria originelle Produkte aus Österreich. „Wir haben im Netz keinen Marktplatz gefunden, auf dem die Produktwelt Österreichs wirklich in ihrer ganzen Vielfalt vorgestellt und verfügbar gemacht wird“, erklärt Zissa Grabner die Idee, die hinter From Austria steckt. 190 heimische HerstellerInnen mit über 2.100 Produkten sind mittlerweile auf der Online-Plattform vertreten. Wie man als ProduzentIn auf die Plattform kommt? „Wichtigste Voraussetzung ist, dass es sich um ein österreichisches Unternehmen handelt. Neue HerstellerInnen und Produkte werden im Team besprochen und nach Originalität, Geschmack und Absatzmöglichkeit bewertet“, sagt Grabner. Einer der Hersteller, der es auf die Webseite geschafft hat, ist „Austroducks“. Firmengründer Rudolf Doppelbauer stellt unter diesem Namen lustige Quietsch- Badeenten her, die etwa wie Mozart, Kaiserin Sissi oder Johann Strauß aussehen. Seit Herbst 2012 besteht die Zusammenarbeit mit From Austria, nachdem ein Bekannter ihn auf die Online-Plattform aufmerksam gemacht hatte. „Die Partnerschaft mit From Austria ist für mich eine Möglichkeit, unsere Produkte vielen an Österreich interessierten KonsumentInnen charmant und kompetent zu präsentieren“, erklärt Doppelbauer.