Sparkassen Zeitung

Land und Märkte

Fromme Wünsche zu Neujahr Anno '17

Ausgabe #6/2016 • Obdach

Es hilft ja doch: Im vorjährigen Brief ans Christkind stand ganz oben der Wunsch nach einer politischen Lösung des lastenschweren Themas Bankenabgabe. Es hat geholfen, das Thema ist – wenn auch mit kräftiger Abschlagszahlung – vom Tisch. Es paarte sich die Hoffnung auf die ökonomische Einsicht des Finanzministers mit Gottvertrauen. Wobei der Sachverstand der Ressortchefs auch jenen ohne dezidiertes Glaubensbekenntnis zugutekommt ...

Erfolge machen mutig, aber nicht übermütig. Die Wünsche der BankerInnen für 2017 klingen – schließlich sind die Zeiten nicht üppig – keineswegs verwegen. In aller Bescheidenheit sei geziemend gebeten, der Bundeskanzler möge im kommenden Jahr das Wort „Kapitalmarkt“ einmal wohlwollend in den Mund nehmen. Am Kapitalmarkt nämlich findet, selbst in österreichisch bescheidenen Verhältnissen, nicht von herzloser und gesellschaftsverachtender Gier getriebene Abzocke statt, sondern die längerfristige Finanzierung erfolgreicher Unternehmen, vulgo Emittenten. Die AnlegerInnen wiederum nehmen dort erhöhtes Risiko, um wenigstens theoretisch die Chance auf den Aufbau von Geldvermögen für Altersvorsorge und Pflegefall zu wahren. Der Begriff Kapitalmarkt sollte also politisch resozialisiert werden, und nach Jahren der Fußfessel könnten jetzt endlich die politischen Bewährungshelfer ihre Arbeit aufnehmen ...

Ein weiterer Wunsch richtet sich an die Finanzmetropole am Main: Denn die EZB hat mit ihrer Politik des billigen Geldes zwar den FinanzministerInnen die Finanzierung der Staatsschuld wie noch nie erleichtert, aber den SparerInnen den Zinseszinseffekt genommen. Immerhin schon für eine Dekade. Eine entscheidende Investitionsbelebung, das dringend benötigte Wachstumselixier, war nicht die Folge. Offensichtlich wünschen sich unternehmerisch Tätige aller Größenordnungen weniger Bürokratie, gemilderten Steuerdruck und Wachstumspolitik via Sparpolitik in allen Gebietskörperschaften.

Aber ist das nicht schon zu viel verlangt? Österreichische BankerInnen müssen sich nämlich selbst beim Wunschkatalog für Neujahr nach der Decke strecken. Die Regulatoren dulden da keine Anmaßungen oder gar exzessive Forderungen zur Zinspolitik. Irgendwann – vielleicht schon bei Basel V oder VI – werden dann nämlich wirtschaftspolitische Anregungen oder gar programmatische Konzepte mit zusätzlichem Eigenkapital zu unterlegen sein.

Deshalb: Die Demut bleibt des Bankers erste Pflicht!
Jedenfalls noch anno MMXVII.