Sparkassen Zeitung

Economy

Insight Brüssel

Ausgabe #2/2017 • 8SAM_KEIT

Mit dem Büro des Österreichischen Sparkassenverbandes in Brüssel sind die Sparkassen stets top über wichtige Entscheidungen und Entwicklungen auf EU-Ebene informiert. Hier die aktuellsten News aus der EU-Hauptstadt.

ANDREAS TREICHL WARNT IM EUROPÄISCHEN PARLAMENT VOR BANKENÜBERREGULIERUNG
Die Vorstandsvorsitzenden von europäischen Banken kritisierten bei einem Hearing zum Bankenregulierungspaket im EU-Parlament am 25. April, dass die neuen Regulierungsvorschriften Europas Wirtschaft gegenüber den Mitbewerbern behindern.

Erste-Group-CEO Andreas Treichl meinte dabei, man solle die Bankengesetze jetzt möglichst rasch umsetzen, verbunden mit dem Wunsch, dass diese dann „für die nächsten zehn Jahre nicht geändert“ würden. Die laufenden Änderungen und neuen Vorschriften würden die Banken und auch die Wirtschaft in Europa an einem Wachstumskurs hindern. „Sie machen es uns nicht leicht Prosperität zu schaffen“, bemerkte Treichl in Richtung der Regulatoren. Regulierungen sollten helfen, stattdessen werde Europa dadurch vielfach geschwächt und verliere gegenüber anderen Weltregionen.

Die geltenden Regulierungen führten dazu, dass die Kreditvergabe fast unmöglich geworden sei, da ohne Kapital und ohne Garantie praktisch keine Finanzierungen mehr vergeben werden könnten, führte Treichl aus. „Wir können diesen Leuten keine Alternative anbieten, was zu einer gefährlichen Kreditklemme bei Start-ups führt.“ Mit der Nullzinspolitik werde den Banken und deren KundInnen zudem die Möglichkeit genommen, Geld zu verdienen ohne ein Risiko einzugehen.

Als Vorschlag zur Vereinfachung der bürokratischen Belastungen wünschte sich Treichl eine Aufsichtsbehörde statt der derzeit bis zu zehn verschiedenen sowie eine Abwicklungsbehörde. Die Europäische Bankenaufsicht solle sich vor allem auf Standardisierungen sowie auf das Benchmarking von Aufsichtspraktiken fokussieren, betonte Andreas Treichl in Brüssel abschließend.

WENIGER BARGELD – UMSTRITTENE OBERGRENZE
Die Kommission untersucht zurzeit, ob die Einführung einer EU‐weit einheitlichen Barzahlungsgrenze dazu beitragen kann, die Finanzierung von Terrorattacken zu erschweren. Österreich müsste eine derartige Obergrenze erst einführen. Der Sparkassenverband stellt sich vehement gegen diese Pläne und lässt diese Positionierung bereits in den Konsultationsprozess der Kommission einfließen. Es gibt keinen Grund in die Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger und in die mit der Nutzung von Bargeld einhergehende Freiheit einzugreifen. Bargeld ist wichtig, gebräuchlich und der Kampf gegen Terror nur ein vorgeschobenes Argument.

SPLITTER MELDUNG

4Gamechanger-Festival 2017

Im April ging das zweite „4Gamechanger“-Festival in der Wiener Marxhalle über die Bühne. Themen rund um nationale und internationale Start-ups, Webstars, Gamechanger Artists, Unternehmen, Neue Medien und digitale Zukunftsprojekte standen im Mittelpunkt. Neben Podiumsdiskussionen fanden drei Pitch-Sessions statt, bei denen zehn Start-ups die Chance hatten, hochkarätige Jurys mit ihren Pitches zu überzeugen.

Die Jury der ersten Pitch-Session, der unter anderem Peter Bosek von der Erste Bank Group, die als Platinum Partner mit an Bord war, angehörte, kürte das Start-up Helferline zum Sieger der ersten Runde, das Unterstützung bei Kauf, Installation oder Bedienung von technischen Geräten bietet. Der Hilfsdienst spezialisiert sich auf Privatpersonen und bietet eine Lösungsgarantie: Der Kunde oder die Kundin zahlt nur dann, wenn das Problem gelöst werden konnte. In der zweiten Runde konnte Tubolito die Jury für sich gewinnen. Das Start-up hat sich auf hochwertige Fahrradschläuche aus Thermoplast spezialisiert, die besonders leicht und robust sind.

Neben Größen aus der österreichischen Politik, der heimischen Wirtschaft und der Kreativszene meldeten sich auch internationale Big Player als Speaker zu Wort: Ivan Rodionov (Russia Today), Veit Dengler (NZZ Group) und Oscar- Preisträger Forest Whitaker sowie Ex-Facebook-Managerin Randi Zuckerberg. Spannende Sessions wie „How to build a million dollar business“, „BE Einstein“, „Social Media hacks democracy“, „Artificial Intelligence“ und „Digital Inclusion“ standen auf dem Programm.

Zum Abschluss wurden die „4Gamechanger“-Awards in den drei Kategorien „4Webstars“, „4Start-ups“ und „4Gamechanger of the year“ verliehen. (Bild: (c) events.puls4.com)

Kommunikation Kommentar

Faktor „Mensch“ nicht versus, sondern plus digital

Dies ist ein Plädoyer für die zwischenmenschliche Kommunikation. Am besten persönlich, Auge in Auge, Hand in Hand oder einfach bei einem gemütlichen Latte Macchiato. Sei es zum Zweck der Information, der professionellen Beratung, der Wertschätzungskundgebung oder aber auch des Streitgesprächs. Manchmal gebietet es einfach die Situation, dass ein Griff zum Telefon oder eine Terminvereinbarung die bessere, manchmal die einzige adäquate Art und Weise der Kommunikation darstellt. Für diese persönliche Entscheidung ist „Achtsamkeit“ gefragt, das Thema dieser Ausgabe.

Mailen, WhatsAppen, SMSen, Chatten und so weiter sind äußerst wertvolle und hilfreiche Kanäle. Sie werden aber niemals über der persönlichen Kommunikation stehen. Insbesondere, wenn es um etwas geht, das gerade im Bankingbusiness das Um und Auf darstellt: Vertrauen.

Das persönliche Gespräch, die Anwesenheit von Menschen bei Veranstaltungen ist „wertvoll“, da durch die volle Entfaltung der eigenen Persönlichkeit auf der einen und die umfassende Begutachtung des Gegenübers auf der anderen Seite Gefühle und letztendlich „Werte“ widergespiegelt werden. Dadurch fließen in die Kommunikation wichtige Faktoren ein, die – wie wir wissen – unser Gehirn, aber vor allem unser Herz oder unser Bauchgefühl registrieren, ohne dass wir diesen Vorgang bewusst in Gang setzen und steuern. So werden Kundenberaterinnen und -berater, Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, Kunden und Kundinnen, Kollegen, Kolleginnen und auch Chefinnen und Chefs plötzlich zu Menschen!

 Markus Nepf, Stabsstelle Kommunikation Österreichischer Sparkassenverband

So wunderbar „George“, das modernste Banking Österreichs, ist und so oft Roboter „Pepper“ zum Einsatz kommt, uns Menschen werden sie nicht ersetzen, und das sollen sie auch nicht. Denn der Paarlauf von beiden Kommunikationsarten ist wohl die goldene Mitte, die sich jeder im Detail zum Glück selbst gestalten kann.

Fazit: Vertrauen ist gut – und mit persönlichen Gesprächen noch besser.

EBA SUCHT NEUEN STANDORT
Ausgelöst durch den Brexit muss dringend über den künftigen Sitz der EBA (Europäische Bankenaufsicht) entschieden werden. Denn diese sitzt in London und braucht damit einen neuen Standort. Als derzeit wahrscheinlichste Variante gilt, dass die EBA mit der Versicherungsaufsicht EIOPA (Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung) zusammengelegt wird. Diese ist ebenso wie die EZB in Frankfurt angesiedelt. Manch einer will mittelfristig die zersplitterte europäische Bankenaufsicht generell unter einem Dach vereinen. Eine Überführung der EBA‐Funktionen in die EZB wäre daher der „logische Ansatz“.