Sparkassen Zeitung

Land und Märkte

Kräutergarten vor den Toren Wiens

Ausgabe #2/2017 • 8SAM_KEIT

Basilikum, Rosmarin und Salbei, Koriander, Minze, Brunnenkresse und Blattsenf – die Liste der Kräuter, die im niederösterreichischen Neu-Oberhausen im Marchfeld im Glashaus und auf dem Feld gedeihen, ließe sich noch lange fortsetzen. Rund 40 verschiedene Sorten von Schnittkräutern finden sich in der Gärtnerei von Johann und Ingrid Altschachl.
„Wir haben mit der Kräuterproduktion klein begonnen, dann ist es immer mehr geworden. Im Jahr 2000 haben wir dann den Betrieb komplett umgestellt, weil wir erkannt haben, dass Schnittkräuter ein wachsender Zukunftsmarkt sind.“

„Unser Betrieb war der erste in Österreich, der sich auf diesem Gebiet spezialisiert hat“, gibt Johann Altschachl Auskunft. „Es hat sich ein Markt entwickelt, und wir wachsen mit dem Markt mit.“

SORTENVIELFALT
Da der überwiegende Teil der geernteten Kräuter in die Gastronomie geht, wird die Auswahl der Sorten von den Top-Köchen des Landes beeinflusst. Und die Kundenliste der innovativen Gärtnerei kann sich sehen lassen:
Konstantin Filippou, Steirereck, Tian, Kim kocht, Fabios, Obauer, Taubenkogel und das Steirereck am Pogusch. „Die Sortenvielfalt macht die Produktion aber sehr speziell. Die laufend beernteten Mutterpflanzen benötigen sorgsame Pflege, um sie gesund zu erhalten. Wir schneiden die Pflanzen öfter, was auch in puncto Nachhaltigkeit sehr vernünftig ist“, erklärt Altschachl. „Die Kräuter wachsen bei uns großteils in Töpfen, wir schneiden die frischen Triebe und lassen sie dann wieder nachwachsen. Dazwischen muss man die Pflanzen pflegen“, sagt der Gärtner. Doch trotz der intensiven Pflege will nicht jede Sorte gedeihen. Es gibt auch Kräuter, die man nicht kultivieren kann: „Natürlich gibt es auch das. Wir versuchen sehr innovativ zu sein, das heißt, wir probieren einiges aus. Oft wird etwas nachgefragt, dann schauen wir, ob wir die Wünsche umsetzen und die Kräuter produzieren können. Man muss aber sagen, dass am Ende doch nur wenig überbleibt, was tatsächlich interessant für eine Produktion ist“, erzählt Altschachl.

Die Gärtnerei beliefert Großmärkte und arbeitet mit Handelsunternehmen und Zustelldiensten zusammen. Auch ein eigener Web-Shop wurde eingerichtet.

Die Kräuter werden auf Glashausflächen von insgesamt 9.500 Quadratmetern und einer Freilandfläche von rund 5.000 Quadratmetern gezogen. Und die Bewirtschaftung macht kreativ: „Wir haben einige innovative Gerätschaften im Einsatz, die wir selbst bauen oder bauen lassen. Im Vergleich zu früher ist die Arbeit leichter geworden. Mit der Automatisierung wurden viele Arbeitsschritte ergonomischer. Da wir nach wie vor in einer kleinen Nische tätig sind, gibt es keine fertigen Geräte, da muss man sich selber etwas überlegen“, sagt der innovative Gärtner. Das Um und Auf sind jedoch die 14 MitarbeiterInnen, denn geerntet wird aus Qualitätsgründen mit der Hand. „Da wir hauptsächlich für die Gastronomie produzieren, werden die Triebe fachmännisch mit der Hand geschnitten. Was natürlich sehr arbeitsintensiv ist.“ Bis neue MitarbeiterInnen nur einmal die Grundkenntnisse in der Pflege und Ernte der Schnittkräuter erworben haben, dauert es zumindest ein Jahr.

NACHHALTIGE PRODUKTION
Regionalität und Nachhaltigkeit sind nicht nur Schlagworte in der Gärtnerei der Altschachls. Durch moderne Kulturführung, Klimaregelstrategien und den Einsatz von Nützlingen wird eine natürliche und schonende Produktion möglich. Darüber hinaus werden CO2-Ausstöße der Heizung für die CO2-Düngung der Pflanzen genutzt, die das Kohlendioxid während der Photosynthese zu Sauerstoff umwandeln. Somit ist die Produktion der Schnittkräuter weitestgehend CO2-neutral. Der Strom stammt zu 100 Prozent aus Wasserkraft, und das Gießwasser wird dem betriebseigenen Regenwasserauffangbecken entnommen. „Dadurch versuchen wir unseren biologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Bevor das Wasser die Pflanzen erreicht, wird es durch die Granderwasser-Filtermethode gereinigt, mit Nährstoffen versetzt, und kommt so aufgewertet zu den Kräuterpflanzen. Wir säen und ziehen unsere Pflanzen zum Großteil im eigenen Betrieb heran, denn so können wir vom Samenkorn bis zum fertigen Endprodukt die Qualität und die Pflanzengesundheit steuern und sichern.“