Sparkassen Zeitung

Economy

Insight Brüssel

Ausgabe #4/2017 • Rückgrat der Wirtschaft

Mit dem Büro des Österreichischen Sparkassenverbandes in Brüssel sind die Sparkassen stets top über wichtige Entscheidungen und Entwicklungen auf EU-Ebene informiert. Hier die aktuellsten News aus der EU-Hauptstadt.

DER KAMPF GEGEN DIE NOTLEIDENDEN KREDITE
Finanzkrise, Rezession und Strukturprobleme haben in vielen EU-Mitgliedstaaten dazu geführt, dass Banken hohe Stände an notleidenden Krediten (Non-performing Loans, NPLs) in ihren Büchern haben.

Obwohl die Höhe dieser NPLs in letzter Zeit nicht gestiegen ist, machen sich der EU-Gesetzgeber und die Aufsicht – aufgrund der potenziellen Risiken in Hinblick auf die Gesamtwirtschaft und die Stabilität des Finanzsystems der EU – große Sorgen um die Zukunft des nationalen und europäischen Finanzsektors.

Aufgrund der hohen Bedeutung für den Finanzsektor hat sich die EU entschieden, dieses Problem auch auf politischer Ebene anzufassen. Mittels eines Maßnahmenkatalogs soll gewährleistet werden, dass der vorhandene Bestand an NPLs reduziert und eine Eindämmung der Risiken erwirkt werden kann.

EU-Maßnahmen
Vor rund einem Jahr hat der Ausschuss für Finanzdienstleistungen des Rates eine Arbeitsgruppe auf europäischer Ebene ins Leben gerufen, die sich mit der Bestandsaufnahme des NPL-Problems und der Erarbeitung entsprechender Maßnahmen und politischer Empfehlungen beschäftigt. Mit Hilfe von vier Konzepten soll es den notleidenden Krediten an den Kragen gehen durch die Erhöhung der Aufsichtspraktiken und -instrumente, die Förderung struktureller Reformen und Insolvenzsysteme, ein verbessertes Funktionieren des Sekundärmarktes sowie das Vorantreiben der Bankenrestrukturierung.

Auch die Europäische Zentralbank war nicht untätig und hat bereits im heurigen Frühling ihren Leitfaden zu notleidenden Krediten veröffentlicht. Sie ermahnt die Kreditinstitute eine Strategie zu entwickeln, ihren NPL-Bestand so rasch wie möglich zu reduzieren.

ALTERSVORSORGE MIT NEUEM PEP(P)
Die Europäische Kommission schlägt ein neues paneuropäisches Pensionsprodukt vor.

Die Idee einer europäischen Altersvorsorge ist nicht neu. Bereits 2012 stieß die Europäische Kommission das Projekt an und ließ erste Ideen für ein einfaches und mobiles Pensionsprodukt für die private Altersvorsorge ausarbeiten. Derzeit haben nämlich nur knapp über ein Viertel der rund 240 Millionen EU-BürgerInnen zwischen 29 und 59 Jahren eine private Pensionsvorsorge. Und das trotz der demografischen Entwicklung in Europa und der dadurch bevorstehenden Pensionslücke.

Nun schlägt die Kommission in einem Verordnungsentwurf, der Ende Juni präsentiert wurde, die Schaffung eines „Pan‐European Personal Pension Products“ („PEPP“) vor. Dieses standardisierte europäische Pensionsprodukt soll die bestehenden nationalen Altersvorsorge‐ Angebote ergänzen, jedoch weder ersetzen noch harmonisieren.

PEPP zieht mit um
Was kann das PEPP also? In der Standardvariante, die risikoarm und für die breite Masse gedacht ist, wird das eingesetzte Kapital garantiert. Für etwas mutigere PensionssparerInnen gibt es vier weitere Anlageoptionen, die ohne Kapitalgarantien angeboten werden. In puncto Auszahlung am Ende der Laufzeit sind verschiedene individuelle Gestaltungsvarianten vorgesehen. Alle fünf Jahre können die SparerInnen zu gedeckelten Kosten den Anbieter wechseln. Zieht er innerhalb der EU um, nimmt er sein PEPP einfach mit. Mobilität wird auch für die Anbieter großgeschrieben. Das PEPP kann mit einem EU‐Pass europaweit vertrieben werden – auch online. Die strikten Beratungsauflagen gelten natürlich in jedem Fall. Als nächstes muss der Vorschlag durch den EU‐Gesetzgebungsweg.