Sparkassen Zeitung

Land und Märkte

Studie: KMU in Investitionslaune

Ausgabe #4/2017 • Rückgrat der Wirtschaft

Eine aktuelle Studie von Erste Bank und Sparkassen belegt, dass sich die Stimmung bei den KMU wieder aufhellt. Jedes vierte KMU plant derzeit eine Finanzierung, um dringend notwendige Investitionen vorzunehmen. Erste Bank und Sparkassen starten eine Finanzierungsoffensive für KMU.

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„KMU sind das Rückgrad der österreichischen Wirtschaft. Was ihre Herausforderungen betrifft, müssen KMU wahre Zehnkämpfer sein. Aktuell bieten Digitalisierung, Big Data, demographischer Wandel und auch neue Märkte weitere Gründe, sich über das eigene Geschäftsmodell Gedanken zu machen und in die Zukunft zu investieren.

Ernst Rath, Leiter Geschäftsfeld Kommerz Steiermärkische Bank und Sparkassen AG

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Die heimische Wirtschaft ist kleinteilig, aber oho – das belegen auch die Zahlen. Laut Statistik Austria sind 99,7 Prozent der Unternehmen in Österreich klein- und mittelständisch. In den 327.500 KMU sind beachtliche 3,5 Millionen Menschen beschäftigt – davon 1,6 Millionen in einem Angestelltenverhältnis. Insgesamt erwirtschaften die klein- und mittelständischen Unternehmen einen Umsatz von rund 453 Milliarden Euro. Dieser könnte steigen, denn die aktuellen Voraussetzungen sind gut und nach mehreren Jahren schleppenden Wachstums konnte Österreich 2016 endlich eine kraftvolle Erholung vorweisen. Diese wurde in erster Linie vom Aufschwung des privaten Konsums, von Investitionswachstum und Exporten gestützt. Stefan Dörfler, Vorstandschef der Erste Bank Österreich: „Trotz der positiven Entwicklung des Wirtschaftsumfeldes empfinden klein- und mittelständische Unternehmen die momentane Lage als herausfordernd.“ Laut einer aktuellen IMAS-Umfrage unter 900 österreichischen KMU (zwei bis 50 Millionen Euro Jahresumsatz) im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen geben drei Viertel der KMU an, dass das Marktumfeld für sie schwieriger geworden sei. MitarbeiterInnen, Innovation, Kundengewinnung und Digitalisierung führen die befragten UnternehmerInnen als die wichtigsten Erfolgsfaktoren an, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Knapp dahinter rangieren Kostenführerschaft, Markterschließungen und günstige Finanzierungsmöglichkeiten. Dörfler: „Um den Wirtschaftsaufschwung nicht im Keim zu ersticken, sind nun dringend Investitionen notwendig.“

 

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„Unser Geldhahn ist offen. Erste Bank und Sparkassen haben im ersten Halbjahr 2017 bereits 5,412 Milliarden Euro an neuen Krediten an Firmenkunden vergeben.

Gerhard Dörfler, Vorstandschef, Erste Bank Österreich

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WACHSTUM DURCH INNOVATION

„Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen KMU in Digitalisierung und Innovationen investieren“, sagt Dörfler. Laut der aktuellen Umfrage hat der Begriff Innovation aber für die Klein- und Mittelbetriebe eine mannigfaltige Bedeutung. Ein Drittel assoziiert damit die Produktentwicklung. Jedes siebente Unternehmen bringt Innovation mit neuen Technologien und Effizienz in Verbindung und jedes neunte findet die Kundenbindung in diesem Zusammenhang, wichtig. Fast neun von zehn Unternehmen sehen die Digitalisierung auch als Chance, und 86 Prozent erkennen darin große Möglichkeiten der Effizienzsteigerung. Aber jedes zehnte Unternehmen gibt auch an, dass Kompetenz und Weiterentwicklung der MitarbeiterInnen ein wesentlicher Faktor für Wachstum sei. Geht es um die eigene Innovationskraft im Vergleich zu anderen in der Branche, schätzt sich jedes dritte KMU stärker ein als die Konkurrenz. Umsatzstärkere Betriebe (42 Prozent) zeigen sich dabei selbstbewusster als umsatzschwächere (30 Prozent). Kein Wunder also, dass derzeit ein Viertel der österreichischen KMU eine Finanzierung plant. Für rund drei Viertel der Klein- und Mittelbetriebe ist dabei der traditionelle Bankkredit nach wie vor die beste Möglichkeit. Sechs von zehn Befragten halten auch einen geförderten Kredit für ansprechend, gefolgt von Eigenkapitalerhöhung (49 Prozent) und Leasing (48 Prozent). Obwohl ein geförderter Kredit Platz 2 im Ranking der ansprechenden Finanzierungsformen einnimmt, kennt sich nur rund die Hälfte der KMU mit Begünstigungen von Investitionen durch den Bund, die Bundesländer oder die EU aus.

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„Es gibt über  5.000 Betriebe in unserer Region mit mehr als 33.000 unselbstständig Erwerbstätigen. Bei einem Kundenvolumen von rund drei Milliarden Euro entfällt ein gutes Drittel auf das Kommerzgeschäft. Das zeigt den hohen Stellenwert in unserem Institut. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, für unsere heimischen Unternehmen nachhaltig die beste Bankverbindung zu sein.

Franz Maier, Bereichsleiter Sparkasse Kufstein

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REGULARIEN VERHINDERN INVESTITIONEN

Trotz hoher Investitionslust werden KMU ausgebremst. Laut Studie gibt jedes sechste Unternehmen an, dass Innovationsvorhaben in der Vergangenheit nicht umgesetzt werden konnten, weil es keine Finanzierung bekommen hat. Betriebe mit einem Umsatz von zwei bis fünf Millionen Euro (20 Prozent) sind davon eher betroffen als umsatzstärkere (fünf bis 50 Millionen Umsatz, 14 Prozent). Dörfler: „Bei Kreditvergaben spielen viele Faktoren zusammen, leider gehen die wenigsten von der Bank aus. Wir würden gerne mehr finanzieren, aber es gibt sehr strenge Auflagen der Regulatoren.“ Trotzdem setzt die Erste Bank und Sparkassengruppe Maßstäbe bei der Finanzierung von klein- und mittelständischen Unternehmen. Dörfler: „Unser Geldhahn ist offen. Erste Bank und Sparkassen haben im ersten Halbjahr 2017 bereits 5,412 Milliarden Euro an neuen Krediten an Firmenkunden vergeben, das sind um 26,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor .“

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„Die steigende Geschwindigkeit, mit der sich Geschäftsfelder und Branchen ändern, stellt viele Betriebe vor neue Herausforderungen. Nur Unternehmen, die Innovationen zulassen und auch aktiv mitgestalten, werden gestärkt aus diesen fordernden Zeiten hervorgehen. Dafür braucht es solide Partnerschaften, wie sie nur die Sparkassen in den Regionen bieten.

Norbert Ewald, Kommerzkundenbetreuung Kremser Bank und Sparkassen Aktiengesellschaft

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EINE MILLIARDE EURO FÜR INNOVATIONEN

Seit 2014 stellen Erste Bank und Sparkassen jährlich eine Milliarde Euro zur Verfügung, um innovative Ideen, Projekte oder Geschäftsmodelle zu finanzieren. Das für 2017 bereitstehende Geld ist bereits zu zwei Dritteln ausgeschöpft. „Die Nachfrage ist groß. Ab sofort wird dieser Topf wieder mit einer glatten Milliarde Euro aufgefüllt“, erklärt Dörfler. Damit stehen ab sofort 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung. „Einen ersten Einblick, wie innovativ das eigene Unternehmen ist, kann online unser ,Innovations-Check’ geben. Er gibt Aufschluss über die aktuelle Agilität und die Ausschöpfung des Potenzials in der Zukunft“, erklärt Dörfler. Das Tool wurde gemeinsam mit erfahrenen UnternehmensberaterInnen entwickelt und zeigt nicht nur, wie innovationsfreudig das Unternehmen ist, sondern liefert auch Umsetzungs-Tipps sowie Links und Buch-Empfehlungen zum Thema. Es dient den KMU aber vor allem als Arbeitspapier, um Schwachpunkte im Unternehmen zu schließen und Fortschritt voranzutreiben.

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„Es steht außer Frage, dass den heimischen Klein- und Mittel-Betrieben die Regulationsflut schwer zu schaffen macht. Dem muss drigend Einhalt geboten werden. Unternehmen benötigen wieder mehr Zeit für Kundinnen und Kunden und für die Entwicklung von Innovationen. Das ist ein dringender Appell an die Politik.

Christian Terink, Leiter Corporate Banking Sparkasse OÖ

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NEUE KOOPERATION MIT AWS

Darüber hinaus gehen aws und Erste Bank und Sparkassen ab sofort eine Kooperation ein, um innovative, forschungsorientierte Klein- oder Mittelbetriebe zu unterstützen. Mit InnovFin werden nun geförderte Kredite angeboten, mit denen KMU mit weniger als 500 Beschäftigten ihre Investitionen oder Betriebsmittel im Rahmen eines EU-Programms mit aws-Garantieübernahmen von 80 Prozent sehr günstig finanzieren können. Die KMU erzielen durch diese Kooperationen einen Preisvorteil von rund 30 Prozent. InnovFin gilt für Kredite bis zu 9,375 Millionen Euro, wenn diese der Herstellung oder Entwicklung von innovativen Produkten, Prozessen oder Dienstleistungen mit hohem technischem oder industriellem Risiko dienen. Dörfler: „Günstiger kommen innovative KMU wirklich nicht zu frischem Geld.“

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„KMU sind der Motor unserer Region und schaffen Arbeitsplätze, die Wohlstand zur Folge haben. Wir verzeichnen Jahr üfr Jahr sowohl im Veranlagungs- als auch im Finanzierungs-Bereich wachsende Volumina. Dabei können wir die Region durch viele Entscheidungen zugunsten unserer Kundinnen und Kunden aktiv mitgestalten.

Daniel Schneider, Leiter Kreditabteilung Sparkasse der Gemeinde Egg

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