Sparkassen Zeitung

Werte

Aufsichtsrätinnen: Ende der gläsernen Decke?

Ausgabe #5/2017 • Ideas for the Future

Die Regierung hat dieses Jahr eine Frauenquote für Aufsichtsräte beschlossen.
Ab 2018 gilt sie für Neumandate – die Erste Gruppe erfüllt sie bereits.

Aufsichtsratsmandate sind hart umkämpft und mit hohem Prestige verbunden. Frauen gehören in Aufsichtsratsgremien aber immer noch zur Minderheit. Der Gesetzgeber versucht das mit einem vorgeschriebenen Anteil zu ändern – ab 2018 gilt: Ein börsennotiertes Unternehmen oder ein Betrieb mit mehr als 1.000 Beschäftigten muss in seinem Aufsichtsrat eine Frauen-Mindestquote von 30 Prozent einhalten. Sollte die Quote nicht erfüllt werden, bleibt der Sitz unbesetzt. Ob solche Gesetze wirklich notwendig und sinnvoll sind, wird nun viel diskutiert. Sowohl die Erste Gruppe als auch die Sparkassen können bereits jetzt einen vergleichsweise hohen Frauen-Anteil in Aufsichtsratsgremien vorweisen: So sind in der Erste Group 6 von 17 Aufsichtsräten weiblich. Doch bei anderen Betrieben zeigt sich ein düsteres Bild: Im Vergleich zum Vorjahr fiel der Anteil der Frauen, die in Aufsichtsratspositionen tätig sind, im Durchschnitt auf weit unter 18 Prozent.

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"Um in Vorstandspositionen den
Frauenanteil zu heben, muss man
bereits auf der betrieblichen Ebene
beginnen, Positionen geschlechterneutral
nach Fähigkeiten zu besetzen."

Ulrike Schrott-Kostwein,
Managing Director der Kostwein Maschinenbau GmbH

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Erste Bank und Sparkassen als Vorreiter

Claudia Höller, Vorstand der Erste Bank und Aufsichtsrätin in mehreren Unternehmen: „Erste Group wie auch Erste Bank Österreich haben sich schon früh mit diesem Thema beschäftigt, und es gibt auch von Seiten des Managements seit mehreren Jahren den klaren Wunsch, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Hier gibt es auch eine gezielte Förderung.“ Diesen Zugang erfuhr auch Primärärztin Dr. Angelika Karner- Nechvile, Aufsichtsrätin der Wiener Neustädter Sparkassen: „Gesetzliche Quotenregelungen werden von vielen zurecht kritisch bewertet. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass Frauen sich führende Positionen oft nicht zutrauen. Ähnlich war das auch bei mir – wäre die Sparkasse nicht proaktiv auf mich zugegangen, würde ich heute nicht im Sparkassenrat sitzen.“

Frauen nicht bevorzugt behandeln

Besondere Bevorzugungen oder offensichtliche geschlechterspezifische Unterscheidungen seien Karner-Nechvile aber weder in ihrer beruflichen Laufbahn als Ärztin noch bei der Bestellung als Aufsichtsrätin untergekommen. Die Aufsichtsrätin stellt klar: „Frauen müssen selbstverständlich dieselben Qualifikationen für leitende Tätigkeiten vorweisen wie ihre männlichen Kollegen. Quoten können aber helfen, Frauen in diese Positionen zu bringen.“ Ihre Kärntner Aufsichtsrats-Kollegin, die Unternehmerin Ulrike Schrott-Kostwein, sieht die Situation ähnlich: „Personen mit gleichen Qualifikationen sollen die gleichen Chancen zum Aufstieg haben. Um in Führungs- und Vorstandspositionen den Frauenanteil zu heben, muss man bereits auf der betrieblichen Ebene beginnen, Positionen geschlechterneutral nach Fähigkeiten, Ausbildungen und Erfahrungen zu besetzen. Wäre dies bereits flächendeckend in der Gesellschaft akzeptiert, so müssten wir nicht über Frauenquoten sprechen.“

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"Gesetzliche Quotenregelungen
werden von vielen zurecht kritisch
bewertet. Die Erfahrung hat jedoch
gezeigt, dass Frauen sich führende
Positionen oft nicht zutrauen."

Angelika Karner-Nechvile,
Abteilungsvorstand des Landesklinikums Wiener Neustadt

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Neue Herausforderungen wagen

Dass immer noch zu wenige Frauen in Aufsichtsräten tätig sind, liegt folglich sowohl am fehlenden Bewusstsein als auch oft an den Frauen selbst. Zu viele trauen sich die neue Verantwortung nicht zu. Claudia Höller: „Frauen wollen oft darum gebeten werden, eine Funktion zu übernehmen. Da braucht es ein klares Umdenken – ich glaube, wir sollten uns ein wenig selbst an der Nase nehmen. Mehr Selbstvertrauen kann uns Frauen nie schaden. Am Können wird es nicht scheitern, denn da stehen wir den Herren um nichts nach.“

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"Erste Group und Erste Bank
haben sichs chon früh mit dem
Thema beschäftigt. Es gibt auch
von Seiten des Managements den
klaren Wunsch, mehr Frauen in
Führungspositionen zu bringen."

Claudia Höller,
Vorstand der Erste Bank Österreich

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