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Girls n' Code: Die IT-Welt wird weiblich

Ausgabe #1/2016 • Wirtschaft, Region, Werte ... sind weiblich.

GIRLS N' CODE

Die IT-Welt hat ein Gender-Problem. Weibliche Fachkräfte sind Mangelware, dafür sind Diskriminierung und Ausgrenzung an der Tagesordnung. Larisa Stanescu will dem entgegenwirken und Frauen beibringen, sich in der Männerdomäne durchzusetzen.

Die populäre Softwareplattform GitHub hat ein Sexismusproblem. Frauen werden in den Programmiererzirkeln nämlich nicht gerne gesehen und das, obwohl ihre Ergebnisse bei den Software-Puzzeleien deutlich besser ausfallen als die ihrer männlichen Berufskollegen. Das fanden ForscherInnen der California Polytechnic State University und der North Carolina State University heraus, als sie die Programmiergebnisse von vier Millionen Menschen untersuchten und sie den Geschlechtern zuordneten.

Eigentlich können einem die männlichen Absolventen der IT-Studiengänge leidtun – denn sie tummeln sich im Berufsleben beinahe ausschließlich unter sich. Gerade einmal 14 Prozent aller Studierenden sind Frauen. Bei den Ausbildungsberufen im technologischen Bereich sind es sogar noch weniger: 8 Prozent. Früher war das anders: 1984 beispielsweise waren in den USA 37 Prozent der Informatik-Absolventen Frauen. Totschlagargumente wie „Frauen interessieren sich nicht für Technik“ sind also fehl am Platz. Vermutlich kommunizieren  Universitäten und Betriebe die aussichtsreichen Studiengänge nicht ausreichend für die weibliche Zielgruppe. Obwohl die sich in dieser Welt sehr wohl zurechtfinden könnten. Es ist ein gesamtgesellschaftlicher Prozess. Von Männern wird angenommen – ja beinahe vorausgesetzt, dass sie mit Technik umgehen können und Spaß daran haben. Frauen werden in der öffentlichen Wahrnehmung maximal als Nutzerinnen der höheren Technik angesehen, nie als deren Schöpferinnen.

Männlich, dicke Brille, Pickelgesicht. So das gängige Klischee über Hacker. Damit wird jetzt aufgeräumt: „Wir wollen beweisen, dass Frauen ebenso gute Programmiererinnen sind wie Männer. Wenn nicht sogar bessere“, sagt Larisa Stanescu. Sie hat sich dem slowenischen Start-up Smart-Ninja angeschlossen, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Schülerinnen und interessierten Frauen das Coden beizubringen. Es ist nämlich so: Frauen sind Naturtalente, wenn es ums Programmieren geht. Weil es Geduld und die Fähigkeit auf Details zu achten voraussetzt, und das können Frauen en gros um einiges besser. Stanescu hat gemeinsam mit ihrer Partnerin Eva Krizsanits Tutorials auf Youtube gestellt, die Frauen die Möglichkeit  geben, schnell und unkompliziert Programmiersprachen zu lernen. Sie lösen die banalen Fragen, die am Anfang jedes Web-Projekts stehen und für die meisten schon unüberwindbare Hürden darstellen. Wie Frau eine Domain kauft, oder einen Wordpress-Blog anlegt, und was es mit Google Analytics so auf sich hat. Ohne Berührungsängste und mit Liebe zum Detail erklären die beiden die Erstellung Schritt für Schritt.

Für intensivere Ausbildungen kann man über SmartNinja zwölfwöchige Kurse buchen, die befähigen fortgeschrittene Programme wie HTML, CSS, Bootstrap, Python oder AngularJS zu beherrschen. „Programmieren wird ein entscheidendes Asset sein um in der digitalisierten Welt des 21. Jahrhunderts zu bestehen. Wir wollen Frauen den Spaß vermitteln, den man mit Computern haben kann“, sagt Stanescu.

Umso mehr freute sich Stanescu, als sie Webpages bekam, die Frauen nach dem Muster ihrer Tutorials aufgebaut hatten. „Wir hatten den Beweis, dass wir nicht nur in den Wald  hineinrufen, sondern dass auch etwas zurückkommt.“

Larisa Stanescu

Larisa Stanescu 

Larisa Stanescu kam aus Rumänien nach Wien. Sie ist Online-Marketing-Profi, leitet die TEDxVienna-Konferenz und screent für die Agentur Inits die besten Start-ups aus der wissenschaftlichen Welt

Links:
http://larisastanescu.com/
http://girlsncode.com/
https://www.smartninja.org/