Sparkassen Zeitung

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Fromme Wünsche an das Christkind

Ausgabe #6/2017 • Glück

In aller Demut sei es eingestanden: Man kann eben auch als BankerIn nicht alle Wünsche erfüllt bekommen, zumal wenn sie sich in der Konsequenz an die Obrigkeit richten. Bei dieser tut sich selbst das Christkind gelegentlich schwer. Im Vorjahr stand im Brief an das Christkind an dieser Stelle unter anderem der innige Wunsch, der Bundeskanzler oder ein Mitglied der Bundesregierung möge doch anno 2017 einmal den Begriff „Kapitalmarkt“ oder „Eigenvorsorge“ in den Mund nehmen. Einfach als Signal für Problembewusstsein und guten Willen. Ein Weihnachtsanliegen, das gar nicht viel gekostet hätte.

War aber leider nicht, denn es herrschte ja monatelanger Wahlkampf, und da kommen bekanntlich nur die wichtigen Dinge zur Sprache … Vielleicht steht aber etwas diesbezüglich Ermutigendes bereits im neuen Regierungsprogramm, sollte dieses unter dem Christbaum liegen. Es genügt aber durchaus, wenn wirtschaftspolitische oder gar fiskalische Aussagen zum Finanzleben der Menschen hierzulande Teil der traditionell aufmunternden Worte einer Neujahrsbotschaft werden. Selbst am Aschermittwoch würde es noch passen.

Jedenfalls sollen die ÖsterreicherInnen wieder mehr Vertrauen in die Kreditwirtschaft und sich selbst bekommen. Das Christkind wird es im Detail nicht so intensiv verfolgt haben, aber vor allem die SparerInnen brauchen hierzulande wieder mehr Mut und Vertrauen.

Und noch bessere Kenntnisse über wichtige Zusammenhänge. Sie – nämlich die SparerInnen – lassen derzeit viel Geld liegen, weil sie ihr Erspartes zu einem überwiegenden Teil auf Sparbücher legen, die kaum noch Zinsen bringen. Damit verlieren sie an realer Kaufkraft, weil die Inflation viel höher ist als der Zinsertrag. Das ist auf Dauer ungerecht, weil die hierzulande erfreulich verbreitete Tugend des Sparens auch mittelfristige Belohnung braucht. Denn Sparen ist Konsumverzicht in der Gegenwart und Vorsorge für die Zukunft, ganz im Sinne der vom Christkind sicherlich geschätzten Prinzipien geordneter Lebensführung.

Daher wäre es an der Zeit der EZB diesmal ein Lehrbuch der „Financial Literacy für Fortgeschrittene“ unter den Christbaum zu legen. Etwa über die Folgen einer weiter anhaltenden Nullzinspolitik für SparerInnen und Mittelstand, also für die Gesellschaft insgesamt. Damit die Euro-Hüter über die Feiertage nicht nur Statistiken über Anleihekäufe, sondern auch gesellschaftspolitisch Nachdenkliches lesen können.

Apropos Eingebung: Die vielen nationalen und internationalen RegulatorInnen sollten in stiller Adventstunde einsehen, wieviel bürokratische Mühe sie den Banken und damit auch deren KundInnen mit den vielen geltenden Regelwerken und Vorschriften mittlerweile bereiten. Dem Himmel sei´s geklagt! Da wäre also ein klärendes Wort vom Christkind fällig. Zumindest bevor Wunschkataloge wie dieser im Sinne von Basel X mit zusätzlichen Eigenmitteln unterlegungspflichtig werden und den Finanzierungsspielraum für Investoren weiter einschränken.

Gewiss, das alles ist viel verlangt. Zumal zu befürchten steht, dass die Wünsche der BankerInnen und Banken derzeit „höheren Ortes“ nicht gerade prioritär behandelt werden. Aber wie lange soll das läuternde Fegefeuer auf Erden denn noch dauern?

Jeder, der guten Willens ist, hat sich doch zumindest ein Päckchen unter dem Christbaum verdient, oder?