Sparkassen Zeitung

Economy

Flankenschutz für die Exportdynamik

Ausgabe #1/2018 • Export

Schon mehr Als 140 Milliarden Euro im Vorjahr: Das Österreichische Exportvolumen ist einer der wichtigsten Konjunkturmotoren. 2018 dürfte die Rekordjagd weitergehen. Sie braucht primär wettbewerbsfähige Unternehmen, aber auch gezielte Förderungen, finanziell und organisatorisch. Hier kommt die Oesterreichische Kontrollbank (Oekb) ins Spiel.

Mittlerweile sind es fast 50.000 Unternehmen, die von ös­terreich aus exportieren. Ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren rasant angestiegen: Die Aktion „Go International“, die das Wirtschaftsministerium nach der Jahrtausendwen­de zusammen mit der Wirtschaftskammer forcierte, hat Früchte getragen. Die heimischen Ausfuhren basieren nicht allein auf den Erfolgen der industriellen Leitbetriebe, son­dern haben stark an Breite gewonnen. Der Anteil der KMU an den Exportvolumina hat sich dramatisch erhöht. Dazu zählen hochspezialisierte industrielle Zulieferbetriebe ebenso wie beispielsweise der Tischler aus dem grenznahen Bereich, der etwa mit Spezialanfertigungen von Möbeln in Bayern oder Südböhmen neue Marktnischen erschließt.

FINANZIERUNGSMÖGLICHKEITEN AUSSCHLAGGEBEND FÜR EXPORTERFOLG
Für viele Unternehmen sind die Finanzierungsmöglichkeiten für das grenz überschreitende Geschäft jedoch aus­schlaggebend für den Exporterfolg. Eine besondere Hilfe ist dabei die „Kontrollbank“. Sie ist nicht – wie der Name fälschlicherweise vermuten lassen könnte – ein staat­liches Kontrollinstitut für den Finanzsektor, sondern eine privatwirtschaftliche Spezialbank, die sich neben anderen Agenden umfassend der Förderung der Exporte widmet. Ihre Gesellschafter sind die heimischen Banken. Die OeKB wickelt unter anderem die Exporthaftungen der Republik Österreich ab und ermöglicht attraktive Finanzierungen im Zusammenhang mit Auslandsgeschäften.

Zentraler Ansatz ist das „Exportfinanzierungsverfahren“.  Das ist eine für die heimische Exportwirtschaft attraktive und flexible Finanzierungsquelle. Die Geschäftsbanken, also meist die Hausbanken der exportierenden Unterneh­men, beantragen für ihre KundInnen die Finanzierung bei der OeKB. Das der Refinanzierung zugrunde liegende Geschäft muss durch eine Haftung oder eine Versicherung gedeckt sein. So will es das Gesetz.

Als Sicherung gelten eine Garantie oder Wechselb ürg­schaft des Bundes, die Versicherung bei einer von der OeKB überpr üften Kreditversicherung, die Haftung durch das Wirtschaftsservice (aws) oder eine Haftung bestimm­ter internationaler Organisationen. Die der Finanzierung zugrunde liegenden Lieferungen oder Leistungen m üssen  „eine direkte oder indirekte Verbesserung der österreichi­schen Leistungsbilanz bewirken“, wie es in den Refinanzie­rungsvoraussetzungen so schön heißt. Im Internet können Exporteure jeweils aktuell die Zinssätze für die Kredite er­fahren. Je nach Länderkategorie des Abnehmerlandes k ön­nen Laufzeiten bis zu zehn Jahren finanziert werden. Im Einzelfall kann der Tilgungszeitraum länger sein.

REFINANZIERUNG VON BETEILIGUNGEN UND AUSLANDSINVESTITIONEN
Was viele nicht wissen: Es gibt auch die Möglichkeit der Re­finanzierung von Beteiligungen und Auslandsinvestitionen. Und diese aktiven Direktinvestitionen sind ein oft sträflich unterschätzter Motor f ür das Außenhandelswachstum, also gerade auch f ür die Exporte. In den vergangenen drei Jahrzehnten sind die Direktinvestitionen österreichischer Unternehmen im Ausland um das 80-Fache gestiegen. Sie haben die 200-Milliarden-Euro-Marke erreicht und liegen bereits um rund 50 Milliarden Euro über den Investitionen ausländischer Unternehmen in Österreich. Nicht weniger als 811.000 Beschäftigte arbeiten in Niederlassungen heimi­scher Unternehmen im Ausland.

Solche Auslandsinvestitionen befl ügeln naturgemäß die Handelsbeziehungen mit jenen Märkten, in denen inves­tiert wird. Wenn etwa eine österreichische Bank im CEE­Raum Beteiligungen hält, dann ist es wahrscheinlich, dass sie sich aus österreich exportierter Software bedient und auch Hardware bei heimischen Herstellern bestellt. Das gr ößte einzelne Zielland österreichischer Auslandsinves­titionen ist Deutschland. Dort macht der Bestand etwa 26 Milliarden Euro aus, gefolgt von den Niederlanden und der Tschechischen Republik. In China hingegen ist das Engage­ment mit vorerst nur rund 3,5 Milliarden Euro vergleichs­weise – in Relation zur Bedeutung des Wirtschaftsraums – bescheiden. Es ist kein Zufall, dass die OeKB, für die eine wichtige Säule des Geschäftsmodells die facettenreiche Ex­portf örderung darstellt, auch den Direktinvestoren unter die Arme greift.

Übrigens: Die Kontrollbank ist neben der Exportf örderung und Entwicklungsfinanzierung auch im Kapitalmarkt-Ser­vice (umfassende und lückenlose Wertpapierevidenz) und im Energiemarkt-Service tätig.