Sparkassen Zeitung

Land und Märkte

Eiszeit für Sparer

Ausgabe #1/2016 • Wirtschaft, Region, Werte ... sind weiblich.

Eiszeit für Sparer

Mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik will die Europäische Zentralbank eine De flation verhindern und die Konjunktur ankurbeln. Ziel eins hat sie bislang geschafft , bei Ziel zwei hapert es in weiten Teilen der Eurozone hingegen noch gewaltig. Die alte Ökonomenweisheit, dass man die Pferde zwar zur Tränke führen, sie aber nicht zum Saufen zwingen kann, bestätigt sich wieder einmal. Je länger die Niedrigzinsphase anhält, desto deutlicher wird freilich, dass sie auch gravierende Kollateralschäden verursacht. Während sich KreditnehmerInnen und Finanzminister die Hände reiben, weil sie immer billiger zu Geld kommen, müssen die SparerInnen die Zeche zahlen. Zwar kassieren die Geldinstitute für Einlagen ihrer KundInnen – noch! – keine Strafzinsen. Doch die Sparzinsen sind praktisch abgeschafft , abzüglich KESt und Inflation bringt Sparen einen Realverlust, ist also reine Geldvernichtung.

Sollten die Zinsen noch länger im Keller bleiben, wovon zumindest für die Eurozone auszugehen ist, birgt das enormen sozialen Sprengstoff . Mit risikoarmen Anlageprodukten ist kaum noch eine Rendite zu erwirtschaften, der klassischen Lebensversicherung wird schrittweise die Existenzgrundlage entzogen. Private Altersvorsorge wäre zwar heute notwendiger denn je, sie wird aber immer schwieriger, wenn man als AnlegerIn nicht mehr mit dem Zinseszinseffekt – er half früher beim Vermögensaufbau tüchtig mit – rechnen kann, sondern scheibchenweise enteignet wird. Dass deshalb künftig vielen Menschen die Altersarmut drohen könnte, lässt sich leicht ausrechnen.

Christine Domforth
Christine Domforth
Freie Journalistin

Wertpapiere wären ein Ausweg aus diesem Dilemma, zeigen doch viele Statistiken, dass über lange Zeiträume hinweg beispielsweise Aktien ein durchaus lukratives Investment darstellen. Doch nicht jede Anlegerin und jeder Anleger vertragen ein erhöhtes Risiko. An den Börsen gibt es ja immer heftige Kursausschläge und es braucht einiges an Nervenstärke, um diese „auszusitzen“. Und nach der Devise „dümmer geht’s immer“ wurde in Österreich ausgerechnet mitten im Zinstief die Wertpapier-KESt erhöht, was die Aktienveranlagung weniger attraktiv macht. Damit trifft man freilich nicht nur ein paar „böse Reiche“, sondern zum Beispiel über Fondsparpläne auch jede Menge DurchschnittsbürgerInnen.