Sparkassen Zeitung

Economy

Pioniergeist mit Leidenschaft

Ausgabe #2/2018 • Tradition, Innovation

Weinbau ist nicht nur eine jahrtausendealte Tradition, er ist Teil der Lebensart einer Region, eine grenzenlose Leidenschaft, die klimatische und geografische Besonderheiten einer Region mit den Talenten, Fertigkeiten und dem Innovationsgeist seiner BewohnerInnen vereint.

Das Ergebnis dieser alljährlichen Symbiose, die Ausdauer, Geduld und viel Hoffnung braucht, ist im schlechtesten Falle trinkbar, im Idealfall ein Genuss für alle Sinne. Wir stellen Ihnen hier WeinmacherInnen und ProduzentInnen aus dem Burgenland und Niederösterreich vor, von denen jede und jeder für sich ein Beispiel an Innovation, an Unternehmertum und Leidenschaft ist, das in vielerlei Hinsicht große Weingüter auszeichnet.

JUDITH BECK – BIODYNAMISCH PUR

Sie gehört mit ihrem Weingut in Gols im Burgenland zu den innovativsten WinzerInnen Österreichs, und hat sich seit 2007 dem biologisch-dynamischen Weinbau verschrieben. Das Ergebnis sind exzeptionelle, authentische Weine, die weit über Österreich hinaus begehrt sind, wie Judith Beck erzählt: „Bei uns im Burgenland hat man immer gesagt, man kann nicht viel mit Begrünung arbeiten, weil wir eine niederschlagsarme Region sind und das zu viel Wasser verbrauchen würde. Deshalb wurde der Boden immer offengehalten, und man hat nie einen Bewuchs aufkommen lassen. Das war die Schulmeinung. Jetzt wissen wir, dass es so nicht stimmt. Es ist sehr wohl sinnvoll, mit Begrünung zu arbeiten, weil der Boden sonst komplett verarmt und der Humus innerhalb kürzester Zeit verloren ist.“ Dass sie und ihre KollegInnen im Burgenland hauptsächlich für Rotweine bekannt sind, will sie mit Maß, aber dennoch mit der ihr innewohnenden Leidenschaft ändern. „Eigentlich sind wir eine Region der Vielfalt. Die Weißweinsorten waren immer da, und jetzt finden sie langsam wieder zurück.“ Letztes Jahr wurde Weißburgunder ausgepflanzt und eine große Weißweinanlage dazugepachtet. „Außerdem haben wir Furmint angepflanzt, das ist etwas, auf das ich mich sehr freue. Ich bin sehr gespannt drauf, weil es eine Sorte ist, die die Säure hält, und das ist immer ein Thema in unserer Region, wo es so warm ist und wo wir mit sandigen Böden zu tun haben und die Säure oft zu niedrig wird.“ Dieses Jahr kommt Grüner Veltliner dazu, und auch Neuburger, eine Sorte, die einmal typisch war für diese Region, aber die es kaum mehr gibt. „Das sind die Dinge, die mir Spaß machen“, fügt Beck hinzu.

JOHANN SCHEIBLHOFER – WEINUNTERNEHMER

Das Weingut Scheiblhofer befindet sich ebenfalls im Burgenland, in Andau im Bezirk Neusiedl am See, und zählt mit seinen 75 Hektar Eigenfläche zu den größten Weingütern des Landes. Schon Vater Johann Scheiblhofer prägte die heimische Rotweinszene, und Sohn Erich macht es ihm nach: Seit 1999 führt er das Weingut – bereits der erste Jahrgang 2000 seines „Zweigelt Prädium“ wurde auf Anhieb Landes- und Bundessieger. Neben der Produktion von hochwertigen Weinen zeichnet sich der Familienbetrieb durch Modernität, Innovation, Nachhaltigkeit und soziale Kompetenz aus. Als erster Winzer in Österreich erhielt Scheiblhofer im Jahr 2017 daher auch das Leitbetriebe- Austria-Zertifikat. Scheiblhofer zählt zu den PionierInnen im Bereich Nachhaltigkeit und überzeugt seit Jahren durch seine energieautarke Weinproduktion. Möglich macht dies die Photovoltaikanlage auf den Dächern der Betriebsgebäude, die größte private Photovoltaikanlage des Burgenlandes. 2018 ist ein weiterer Ausbau der Photovoltaikanlage auf insgesamt 280 kWp geplant.

BRÜNDLMAYER – PIONIER SEIT GENERATIONEN

Seit 1980 bewirtschaftet Willi Bründlmayer das Weingut gemeinsam mit seiner Familie. Die Weingärten liegen in Langenlois, 70 Kilometer nordwestlich von Wien, donauaufwärts im niederösterreichischen Kamptal. In den Weingärten werden ausschließlich organische Dünger verwendet: Gründüngung, Kuhmist und kompostierte Pflanzenabfälle. Die natürlichen Ressourcen Boden, Sonne, Wasser, Pflanzen werden einfach und intelligent genutzt. Oft wird ein Weingarten zwei bis drei Mal hintereinander durchgelesen, um noch subtilere und authentischere Weine zu erzielen. Willi ging im Betrieb den Weg des Vaters weiter und änderte doch vieles. Nach dem Schritt zur biologischen Landwirtschaft wollte Bründlmayer mit Grünem Veltliner anders umgehen, einen großen Wein daraus machen, wie Chardonnay oder Burgunder. Was mit Bravour gelungen ist. Als dritten Meilenstein sieht er seine Idee zur Herstellung von Sekt nach traditioneller Methode. Und auch das glückte eindrucksvoll. Beim Rosésekt ist er seit Jahren sogar Marktführer. Einen der derzeit so beliebten Sortensekte will Bründlmayer allerdings nicht herstellen. Da seien die Aromen immer zu aufdringlich. „Man muss nicht alle Moden mitmachen. Aber wenn mein Sohn Vincent einmal einen Riesling-Sekt aus der Lage Heiligenstein machen will, soll er.“ Denn: Der älteste Sohn arbeitet schon geraume Zeit im Betrieb. „Und macht großartige Weine aus alten Veltliner-Reben“, wie der Vater betont.