Sparkassen Zeitung

Economy

Insight Brüssel

Ausgabe #2/2018 • Tradition, Innovation

Immer up to date: Die Vor-Ort-Vertretung des Österreichischen Sparkassenverbandes in Brüssel ist stets über wichtige Entscheidungen und Entwicklungen auf EU-Ebene informiert und präsentiert hier die neuesten News aus der EU-Hauptstadt.

VOLLENDUNG DER KAPITALMARKTUNION

Die EU-Kommission hat zwei umfangreiche Aktionspläne zu Nachhaltigkeit und Finanztechnologie vorgelegt, die in die übergeordnete Strategie zur Verwirklichung einer Kapitalmarktunion eingebettet werden. Wie bereits von den Sparkassen gefordert, geht es der Kommission um eine starke Berücksichtigung von sozialen und ökologischen Faktoren bei finanzwirtschaftlichen Entscheidungen. Das Thema „Sustainable Finance“ nimmt bei der Gemeinwohlorientierung der heimischen Sparkassen einen hohen Stellenwert ein: Darunter fallen eine nachhaltige soziale Entwicklung statt Ungleichheit, ein schonender Umgang mit unserer Umwelt sowie die Wirtschafts- und Finanzbildung zur Schaffung von Chancengleichheit. Daher ist der Vorschlag der Kommission, Nachhaltigkeit in die Eigenkapitalanforderungen zu integrieren, positiv zu sehen. Die Kehrseite ist, dass zuerst ein enormer Aufwand betrieben werden muss, um überhaupt zu definieren, was Nachhaltigkeit konkret bedeutet. Die Kommission wird daher in den nächsten Monaten ein Klassifikationssystem für nachhaltige Aktivitäten in den Bereichen Klimaschutz, Umwelt und Soziales erarbeiten. Darauf aufbauend sollen Normen und Kennzeichen für umweltfreundliche Finanzprodukte entstehen. Auch sollen die Pflichten für institutionelle Anleger und Vermögensverwalter verschärft werden, damit sie ESG‐Faktoren (Umwelt, Soziales, Governance) in ihren Investitionsentscheidungen angemessen berücksichtigen und die Transparenz gegenüber KundInnen erhöhen.

Mit ihrer Fintech‐Strategie will die Kommission ein grenzüberschreitendes Angebot von innovativen Geschäftsmodellen erleichtern (sie nennt zum Beispiel Crowdfunding-Plattformen), den Einsatz neuer Technologien fördern (zum Beispiel durch einheitliche Regeln für „Sandboxes“, eine Normung für die Blockchain) sowie die Cybersicherheit erhöhen. So sollen die EU-Aufsichtsbehörden ebenso die Widerstandsfähigkeit gegenüber Cyberangriffen prüfen. Die Kommission wird sich auch dem Thema Kryptowährungen widmen: Sie will die Prüfung der Risiken vertiefen und anschließend entscheiden, ob spezifische Initiativen auf EU‐Ebene erforderlich sind.

EUROPÄISCHE BANKEN – HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN

In ihrer Rede beim Economic Forum im griechischen Delphi betonte Daniele Nouy, Leiterin des Einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus, dass es notwendig ist einen stabilen und profitablen Bankensektor zu haben. Ende 2017 wurde Basel IV fertiggestellt, wodurch der Bankensektor ihrer Meinung nach wesentlich sicherer wird. Herausforderungen stellen nach wie vor die notleidenden Kredite dar, die als Altlasten die Bilanzen belasten. Hinzu kommt die lange Periode niedriger Zinsen.

Neben diesen krisenbedingten Herausforderungen gibt es neue, wie den technologischen Wandel. Auch das Bankwesen müsse sich einer digitalen Transformation stellen; es scheine, so Nouy, dass andere Wettbewerber, Fintechs, dies eher erkannt hätten als die Banken selber. Womöglich sei die Rentabilität die größte Herausforderung für die europäischen Banken. Chancen liegen im europäischen Wirtschaftswachstum. Auch der technologische Wandel bringt neue Einkommensquellen für Banken. Mit der Beendigung der Regulierungsreform ist nun auch Rechts‐ und Planungssicherheit gegeben.