Sparkassen Zeitung

Economy

Let’s Have A Look

Ausgabe #4/2018 • Daten

Visuelle Trends für bleibende Ein- und Ausdrücke in der Kommunikation

„Schau ma mol“ würden die WienerInnen in ihrer unverkennbaren Art sagen oder auch: „Gö, do schaust!“ Beides Übersetzungsmöglichkeiten der Überschrift dieses Artikels – oder auch kulturimmanente Reaktionen von SeherInnen bildlicher Eindrücke. Sei es im Fernsehen, am Handy, als Projektion, im Internet, auf Produktverpackungen, in der Zeitung oder natürlich im Sparkassenmagazin. Stellt sich nur die Frage, ob diese Reaktion auf ein „Bild“ (ganz global gesprochen) auch gewünscht war. Statt des abwartenden „Schau ma mol“ hätten wir vielleicht lieber „Geil, des kauf i“ hören wollen.

Die Bildsprache, was beeindruckt und Image bildet, verändert sich

Während die individualisierte Ansprache von Zielgruppen zu einem der wichtigsten Erfolgsfaktoren der schriftlichen Unternehmenskommunikation und -information geworden ist, hinkt die optimale, maßgeschneiderte, eindrucksvolle, aufmerksamkeitserregende und erinnerungswürdige Verwendung von Bildern oft deutlich hinterher. Die Anzahl der Kommunikations-, Dialog- und Bestellkanäle hat zugenommen, und das Rezeptionsverhalten unserer LeserInnen, SeherInnen, KundInnen oder Stakeholder verändert sich fließend. Auch die Bildsprache verändert sich, und das vielleicht mehr, als wir glauben.

Weg von Stereotypen hin zum konzeptuellen Realismus

Die ExpertInnen von Getty Images, der weltweit größten Bildagentur-Gruppe, die bekannte Namen wie iStock zu ihren Tochterunternehmen zählt, bringen in ihrem Visual Trend Report 2018 einige interessante Ansatzpunkte. So ist ein fortschreitendes Aufbrechen von Stereotypen zu bemerken. Was in der Frauenfotografie bereits allmählich passiert, steckt in der Darstellung von Männern noch in den Kinderschuhen. Es zeigt sich aber klar ein Trend weg von visuellen Klischees, sodass Männer öfter etwa auch in ihrer Verletzlichkeit und Sensibilität bildlich erscheinen werden, als das bislang der Fall war.

Ein weiterer Einfluss ergibt sich durch die Massenware an Handyfotografien. Davon wollen sich professionelle FotografInnen deutlicher abgrenzen und rücken bewusst das künstlerische Handwerk in den Vordergrund. So lassen sie sich beispielsweise von der Kunstgeschichte inspirieren und orientieren sich beim „special look“ verstärkt an Bildern vergangener Epochen. Als dritter Trend kristallisiert sich eine Art „konzeptueller Realismus“ bei Fotografien heraus. Neue Technologien, wie die sozialen Medien, und die generelle Skepsis der Öffentlichkeit bezüglich „unverfälschter“ Bilder und „realer“ Inhalte in Zeiten von Fake News haben die Nachfrage nach authentischen Bildern erhöht. Bei diesem Trend, der ursprünglich aus der Kunst- und Modewelt stammt, erzeugen FotografInnen Bilder, die sich durch 
einen besonders realistischen Stil auszeichnen.

Blickfang muss unmissverständlich, kreativ und zeitgemäss sein

Auswahl und Gestaltung von Bildern tragen wesentlich dazu bei, ob Informationen und Beiträge, die damit verbunden oder untermalt werden, wahrgenommen und im Idealfall auch gelesen werden oder nicht. Stockfotos, die man bereits von anderen Artikeln kennt, sind jedenfalls ein No-Go. Einen echten Blickfang wird ein Bild nur dann darstellen, wenn man sich auch mit der Wandlung der Bildsprache auseinandergesetzt hat und den (neuen) Geschmack der Zielgruppe trifft. Nur so kann die gewünschte Wirkung auf die RezipientInnen unmissverständlich und kreativ erzielt werden. Denn eines steht fest, die RezipientInnen sind anspruchsvoller und kritischer geworden und geben sich nicht mehr mit geschönten Typen und stereotypen Sujets zufrieden. Sie wollen staunen, lieben und ein spezielles Kribbeln verspüren. Let’s have a try!

Markus Nepf leitet die Stabsstelle Kommunikation des Österreichischen Sparkassenverbandes.