Sparkassen Zeitung

Land und Märkte

Heilkräutertradition in modernem Gewand

Ausgabe #5/2018 • Jugend

Seit über 50 Jahren widmet sich das im Pielachtal beheimatete Familienunternehmen Styx der Herstellung von Naturkosmetik und schafft es, Tradition und moderne wunderbar zu verbinden.

Die Gründung des erfolgreichen Unternehmens geht auf einen Zufall zurück, erinnert sich Firmeneigentümer und Geschäftsführer Wolfgang Stix: „Mein Vater hat nach seinem Studium der Veterinärmedizin im Rezepte-Heft meines Großvaters geblättert und dort uralte Rezepte für Heilkräutersalben gefunden. Er begann, mit diesen Heilkräutersalben zu experimentieren und die ersten Produkte auf den Markt zu bringen. 1965 hat er dann den Gewerbe- schein angemeldet und die Firma gegründet.“ Wolfgang Stix übernahm Styx Naturcosmetic im Jahr 1984 nach dem Tod seines Vaters. Heute beschäftigt der größte Naturkosmetikhersteller Österreichs 65 Mitarbeiter- Innen an seinem Standort in Ober-Grafendorf.

BIO-ZERTIFIZIERTE QUALITÄT

Bei der Herstellung wird man hohen Ansprüchen gerecht. Die Produkte von Styx Naturcosmetic entstehen unter Verwendung pflanzlicher Rohstoffe aus biologischem Anbau oder Wildwuchs und aus Pflanzenölen erster Güte. 80 Prozent der Rohstoffe stammen aus Österreich. Bevorzugt werden kleine ProduzentInnen, die damit auch wirtschaftlich unterstützt werden. 20 Prozent der Rohstoffe, vorwiegend Orangen- und Zitronenöl und Patchouli, werden importiert. Verpflichtet fühlt sich der ausgebildete Drogist Wolfgang Stix vor allem der Heilkräutertradition: „In unserer Branche hat sich wahnsinnig viel verändert. So wie damals kann man nicht mehr produzieren, aber von der Philosophie und der Idee her sind wir genauso unterwegs wie damals. Wir produzieren heute noch immer sechs Produkte so, wie sie mein Vater produziert hat. Wir haben sie nur an die moderne Kosmetologie angeglichen. Wir erfinden unsere Rezepturen nicht jeden Tag neu, sondern legen Wert darauf, Bewährtes zu bewahren“, erklärt Stix. Das Unternehmen ist Ecocert- und Bio-zertifiziert, die Produkte werden tierversuchsfrei hergestellt.

OPTIMIERTE VERFAHREN

In der Produktion trifft Tradition auf Moderne. Im haus- eigenen Labor werden ständig neue Verfahren getestet und angewendet, die dabei helfen, die Effektivität der natür- lichen Wirkstoffe zu optimieren. Die moderne Produk- tionshalle ist mit zwei Creme-Mischern mit einer Kapazität von 100 beziehungsweise 1.000 Kilo ausgestattet. Bei voller Auslastung können hier täglich bis zu 5.000 Kilo produziert werden. Der Maschinenpark des Unternehmens besteht aus teilautomatisierten Anlagen; einzelne Arbeitsschritte werden nach wie vor von Hand ausgeführt. Das Sortiment von Styx Naturcosmetic umfasst über 700 Produkte wie Cremes, Seifen, Sonnenkosmetik, Pflegeprodukte für Babys und ätherische Öle.

CO2-NEUTRALE PRODUKTION

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind für Styx Naturcosmetic wichtige Themen. „Wir sind seit 2011 der erste kosmetikherstellende Betrieb, der CO2-neutral produziert. Wir haben eine Biomasse-Heizung, das heißt, wir erzeugen die gesamte Energie, die wir brauchen, selbst aus Hackschnitzeln und Biomasse. Im waldreichen Pielachtal haben wir sehr kurze Transportwege, was sich positiv auf den CO2-Footprint auswirkt. Wir kaufen die Biomasse ausschließlich von Bauern aus der Region“, gibt Wolfgang Stix Auskunft. Zur Stromerzeugung wurde eine 300 Quadratmeter große Photovoltaik- anlage auf dem Dach des Firmengebäudes installiert, mit der 60 Prozent des benötigten Stroms erzeugt werden. Für den Rest wird zertifizierter Ökostrom zugekauft. Mit der Gründung eines firmeninternen Nachhaltigkeits-Teams im Jahr 2014 ist dieses Thema zu einem wichtigen Bereich der Unternehmenspolitik geworden.

IN DIE KESSEL HINEINSCHAUEN

Seit zehn Jahren bietet Styx Naturcosmetic auch Betriebsführungen an, denn die Produktion und die Herkunft der Kosmetik- produkte sollen transparent sein. „Interessierte können zu uns in die Firma kommen und wir zeigen ihnen, wie wir produzieren und welche Rohstoffe wir verwenden. Wir lassen die Leute also in unsere Kessel hineinschauen und zeigen Besucherinnen und Besuchern möglichst klar und deutlich: Das sind wir, damit arbeiten wir, das ist unser Weg“, erklärt Wolfgang Stix. Zur Führung gehört auch ein Spaziergang im firmeneigenen Kräutergarten, bei dem man Geschichten und Wissenswertes rund um die Welt der Heilpflanzen und Wildkräuter erfährt und wie und wofür man sie einsetzen kann.

ZUSAMMENARBEIT MIT BEAUTY-BLOGGERINNEN

Bisher war der Naturkosmetikmarkt in Österreich auf kleine Unternehmen aufgeteilt. Doch das ändert sich zurzeit, und auch große Firmen drängen auf den Markt. Die Anforderungen steigen und die KundInnen werden immer wendiger. „Die Generation unter 35 ist sehr flexibel und kauft Lifestyleprodukte aus dem Internet. Ohne Onlineshop geht deshalb auch bei uns nichts mehr. Ich habe mich sehr lange gegen den Onlineshop gewehrt, weil ich nicht mit meinen Händlern in Konkurrenz treten wollte, aber so ist der Trend“, seufzt Stix. Auch beim Thema „Private Labelling“ geht man bei Styx Naturcosmetic neue Wege: „Wir erzeugen zum Beispiel Produkte für zwei junge Damen, die einen Beautyblog betreiben. Die beiden setzen Mengen um, da wird einem schwindlig. Sie haben Kunden, die man für ein normales Produkt aus dem Naturkostladen niemals bekommen würde.“