Sparkassen Zeitung

Werte

Gemeinwohl schafft Zukunft

Ausgabe #1/2019 • 200-Jahr-Jubiläum

MIT DER ‚ERSTE OESTERREICHISCHE SPAR-CASSE‘ WURDE NICHT NUR EINE BANK GEGRÜNDET, SONDERN AUCH DIE IDEE DES GEMEINWOHLS ETABLIERT. OB INFRASTRUKTUR, SPITÄLER, BIBLIOTHEKEN ODER AUCH SPORTANGEBOTE FÜR JUGENDLICHE – DIE SPARKASSEN SIND SEIT 200 JAHREN EIN WICHTIGER FÖRDERER SOLCHER INITIATIVEN.

Johann Baptist Weber, der Gründervater der Erste Oesterreichische Spar-Casse, hatte bei der Gründung der Bank eine große Vision: Er wollte Wohlstand für alle! In der Zeit um 1819 eine Revolution. Das Land war gezeichnet von katastrophalen Ernteausfällen, den Kriegen mit Napoleon und einem brutalen Staatsbankrott, bei dem das Geld fast seinen gesamten Wert verlor. In dieses Chaos hinein gründeten Pfarrer Weber und seine Unterstützer, der Direktor der Nationalbank der Donaumonarchie Bernhard Ritter von Eskeles und der Hofagent Ignaz Ritter von Schönfeld, eine Bank und boten auch den gewöhnlichen Menschen ein Sparbuch an. Ein Gedanke mit Weitsicht, denn bis dahin hatte es nur wenige Möglichkeiten gegeben, Geld sicher zu sparen, beispielsweise in Pfarrämtern, bei den Grundherren oder in den Zünften. Die meisten Menschen versteckten ihr Geld in Strümpfen oder vergruben es, womit es dem Geldkreislauf entzogen wurde. Bankgeschäfte waren bis dahin nur der Oberschicht und dem Staat möglich gewesen, nun standen sie plötzlich jedem zur Verfügung.

GEMEINWOHL IM FOKUS

Doch Pfarrer Weber wollte mehr und deshalb ließ er schon in der Gründungsurkunde vermerken, dass Sparkassen keinen Eigentümer haben und somit Gewinne nur in Rücklagen angelegt oder gemeinwohlorientiert gespendet werden können. Alle Menschen sollten also von der Gründung einer Sparkasse in ihrer Region profitieren. 1844 wurde im Sparkassenregulativ verankert, dass ein „angemessener Teil der Gebarungsüberschüsse zu wohltätigen und gemeinnützigen Lokalzwecken zu verwenden ist“. Dieser Gründungsauftrag macht die Sparkassen auch heute zu mehr als einer Bank: In den vergangenen 200 Jahren haben sie sich nicht nur als verlässlicher Partner für SparerInnen und die Wirtschaft etabliert, sondern auch als ein wichtiger Förderer des Gemeinwohls auf regionaler Ebene.

FÖRDERSCHWERPUNKTE VERÄNDERTEN SICH

Von der Gründung 1819 bis zum 60-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Joseph I. wurden bereits zehn Millionen Gulden für gemeinnützige, wohltätige und kulturelle Zwecke gespendet. Vor allem auf kommunaler Ebene hat sich zu dieser Zeit viel getan: Sparkassen förderten Infrastruktur, wie Straßenbau, Kanalisierung, öffentliche Beleuchtung, Amtsgebäude, Schulen, Krankenhäuser, Altersheime, „Kinderbewahranstalten“, und beteiligten sich an der Katastrophenhilfe. Besonders für die Regierungsjubiläen des Kaisers wurden größere Summen von den Sparkassen bereitgestellt, um sie zum Beispiel für die Finanzierung von Spitälern einsetzen zu können. Zu diesen Zeitpunkten entstanden von Sparkassen gestiftete kulturelle Einrichtungen wie der Konzertsaal in Wiener Neustadt, das Opernhaus in Graz, das Städtische Museum in Salzburg und das Stadttheater in Baden. Die Traunstege in Bad Ischl, der Musikvereinssaal in Klagenfurt, der Kindergarten Poysdorf und der Rathausbau in Ried i. I. sind Spendenprojekte anlässlich des Thronjubiläums von Kaiser Franz Josef 1898.

KRIEGE UND HYPERINFLATION SETZTEN EINE ZÄSUR

Im Ersten Weltkrieg und aufgrund der Hyperinflation konnten die Sparkassen nur geringe Gewinne erzielen. Die Instrumentalisierung unter Ständestaat und NS-Regime stellte noch einmal eine harte Zäsur in der Sparkassengeschichte dar. Diese Umstände führten dazu, dass während der schwierigen Jahre fast keine Spendentätigkeiten vorhanden waren. Das wenig Übriggebliebene wurde größtenteils für die Katastrophenhilfe (Winterhilfe) aufgewendet, oder floss in politisch orientierte Unterstützung der herrschenden Regierungen.

AUFBAU NACH 1945

Die Kriege hatten ihre Spuren hinterlassen. In den ersten Nachkriegsjahren bemühten sich die Sparkassen vor allem darum neue Rücklagen zu bilden. Daher konnte an eine große Spendenausschüttung vorerst nicht gedacht werden. Nach 1945 gab es sogar ein ausdrückliches Spendenverbot.

Erst das Wirtschaftswunder der 1950er-Jahre machte es möglich, dass Projekte wieder unterstützt werden konnten, die über eine reine Katastrophenhilfe hinausgingen. Kultur, Soziales, Wissenschaftsförderung und Kunstförderung rückten in den Fokus. In den westlichen Bundesländern widmete man sich zunehmend der Förderung touristischer Einrichtungen. Insgesamt gewann auch das Thema Jugend an Stellenwert: Bildungs- und Freizeitzentren wurden finanziert und die Betreuung von Schulen (Vorform der Financial Literacy) als wichtiger Pfeiler der Gemeinwohlaktivitäten wurde umfangreich verstärkt. Mit Schuleinrichtungsgegenständen, Lehrbehelfen, Schulsparen, mit Sparerziehungsfilmen und weiteren Maßnahmen griffen Sparkassen Schülerinnen und Schülern unter die Arme und tun dies bis heute.

MEHRWERT FÜR DIE GESELLSCHAFT

In die Förderung des Gemeinwohlgedankens investieren die Sparkassen jedes Jahr ein beachtliches Volumen. Heute setzen sich insgesamt 49 Sparkassen und 34 Sparkassenstiftungen für die Förderung, Unterstützung und Weiterentwicklung eines gemeinsamen Österreichs ein. In den letzten Jahren haben sie jährlich über 20 Millionen Euro in vielfältige Gemeinwohlaktivitäten investiert. Durch Aktienbeteiligung sind die Sparkassenstiftungen eng mit den jeweiligen Sparkassen verbunden und geben einen Teil der Dividendenbeträge Jahr für Jahr für gemeinnützige Projekte aus. Neben den genannten Gemeinwohlaktivitäten fördern heimische Sparkassen auch karitative, Sport- und Umwelt-Projekte. Damit werden alle Bereiche des Zusammenlebens abgedeckt und es wird ein großer Mehrwert für die Gesellschaft geschaffen.

IN DER REGION, FÜR DIE REGION

Heute sind die Sparkassen und Sparkassenstiftungen in viele Bereiche des zivilgesellschaftlichen Zusammenlebens involviert. Das reicht von der Zusammenarbeit mit dem Dachverband Hospiz Österreich, für den sich Sparkassen bundesweit karitativ einsetzen, über die Ausrichtung der Sparkasse Schülerliga Fußball und Volleyball bis hin zur Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich, die mit der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Schule (AWS) wirtschaftliches Wissen in die Klassenzimmer bringt. Eines der aktuellsten Vorzeigeprojekte ist der Neubau der Dornbirner Stadtbücherei, der von der Dornbirner Anteilsverwaltungssparkasse anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums der Dornbirner Sparkasse mit 6,6 Millionen Euro vollständig finanziert worden ist.