Sparkassen Zeitung

Economy

83 Prozent der Frauen interessieren sich nicht für Wertpapiere

Ausgabe #1/2019 • 200-Jahr-Jubiläum

IMMER NOCH SIND DIE THEMEN WIRTSCHAFT UND FINANZEN FÜR FRAUEN PROBLEMATISCH. MANGELNDES INTERESSE, HOHES SICHERHEITSDENKEN UND GERINGES DURCHSCHNITTSEINKOMMEN SIND DIE GRÜNDE.

Als die zwölfjährige Marie Schwarz am 4. Oktober 1819 ihr Sparbuch erhielt, wurde sie zur ersten Kundin der „Erste Oesterreichische Spar-Casse“. Der fixe Zinssatz betrug vier Prozent. Im Dezember 1848 ließ sie sich ihr Guthaben ausbezahlen, dieses war mit 30 Gulden und 49 Kreuzern zu einem kleinen Vermögen angewachsen. Auch die erste Kreditnehmerin der „Erste Oesterreichische Spar-Casse“ war eine Frau. Anna Nagl bekam 1822 den ersten Hypothekarkredit, um das Einkehrwirtshaus „Schwarzer Adler“ und die angeschlossene Gemischtwarenhandlung ihres verstorbenen Mannes weiterführen und ausbauen zu können.

 


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"... Zeit in sein Geldleben zu investieren, ist keine verlorene Zeit. Es wäre gut hier rasch umzudenken und das Beste aus seinen Finanzen herauszuholen"

Thomas Schaufler,
Privatkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich
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Zwei Beispiele aus der Gründungszeit der Bank, die zeigen, dass Frauen schon damals ihr Leben und ihre Finanzen in die eigenen Hände genommen haben. Doch wie sieht die Einstellung der Frauen zum Thema Wirtschaft und Finanzen heute aus? Eine repräsentative Sensor-Umfrage im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen ist dieser Frage nachgegangen und stellt den Frauen kein gutes Zeugnis aus, was ihr Interesse an Finanzthemen und ihre Investitionslust angeht. So interessieren sich vier von zehn Frauen nicht für Wirtschaft, und 41 Prozent der befragten Frauen interessieren sich nicht für Finanzthemen. „Doch Finanzbildung ist unverzichtbar, um seine Finanzen effektiv und aktiv zu managen. Fundiertes Wissen über finanzielle und wirtschaftliche Zusammenhänge gibt die Sicherheit, die richtigen finanziellen Entscheidungen zu treffen und sein Vermögen aufzubauen“, weiß Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich, aus der Praxis.

SICHERHEIT GEHT VOR

85 Prozent der Frauen schätzen sich bei der Geldanlage als sicherheitsorientiert ein (bei den Männern sind es 75 Prozent). Dieses konservative Anlageverhalten spiegelt sich auch bei den bevorzugten Spar- und Anlageformen wider: Laut Umfrage ist das Sparbuch nach wie vor der Spitzenreiter, wenn es ums Sparen geht.

Das ausgeprägte Sicherheitsdenken der Frauen wird auch bei der Anlage in Wertpapiere deutlich. Männer haben laut der Umfrage doppelt so oft Fonds und dreimal so häufig Einzeltitel in ihrem Portfolio wie Frauen. Nur 17 Prozent der Frauen beschäftigen sich gerne mit Aktien, Anleihen und Co, weil sie diese spannend finden. Außerdem ist die Mehrheit der Frauen der Meinung, dass Wertpapiere viel Wissen und Zeit benötigen, die sie nicht investieren möchten. Dass Frauen mit 1.774 Euro über ein wesentlich geringeres Durchschnittseinkommen verfügen als Männer mit 2.559 Euro ist sicher auch ein Grund, warum der Mut zur Investition in Wertpapiere oft fehlt. Der Begriff Wertpapiere wird von Männern und Frauen auch anders assoziiert. Zwar denken beide Geschlechter fast im gleichen Ausmaß ans Risiko (71 Prozent Frauen, 70 Prozent Männer), Männer denken dabei aber deutlich mehr an Ertrag und Chance. Bei den befragten Frauen tun dies nur 40 Prozent.

Zur Umfrage: Sensor hat 1.003 ÖsterreicherInnen zu ihren Wirtschafts- und Finanzinteressen und zu ihren Assoziationen rund um das Thema Wertpapiere befragt. Die Ergebnisse der Online-Umfrage sind repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 18 Jahren.