Sparkassen Zeitung

Land und Märkte

Wo sich Türen öffnen

Ausgabe #2/2016 • Sparkassen

WO SICH TÜREN ÖFFNEN

Das könnte das Motto der Firma Stritzinger sein. In Oberösterreich beheimatet, hat es das Familienunternehmen geschafft, sich im laufe seines Bestehens neu zu erfinden. Vom Pommesproduzenten zum Top-Schnitzellieferanten war es aber ein weiter Weg.

  Zu Beginn stand ein gut gemeinter Rat. Ein Rat, den man von vielen GeschäftspartnerInnen bekommt: Mach doch einfach auch was anderes, etwas, das derzeit dringender benötigt wird. Im Fall der Firma Stritzinger war es: „Pommes sind etwas, das in Österreich zu jeder Zeit gefordert wird.“ Als Hubert Stritzinger das hört, ist er noch auf Obst spezialisiert, vor allem seine Erdbeeren sind bei Großhändlern beliebt. Aber der Obstanbau ist jahreszeitenabhängig und mengenmäßig enden wollend. Es ist Österreich in den 80er-Jahren, und von freien Märkten und der Europäischen Union ist noch nicht viel zu vernehmen.


 „Mein Vater ist nach einer Diskussion mit einem Großhändler in die Pommesproduktion eingestiegen, da es nur zwei Produzenten dafür gab und er damals nach neuen Wegen gesucht hat, sich unternehmerisch zu betätigen“, erzählt Ingrid SchöpplStritzinger, Tochter des Firmengründers. Zusammen mit ihren Schwestern leitet sie das Unternehmen nun in zweiter Generation.

EU-BEITRITT ALS NEUBEGINN

Es folgte eine Erfolgsstory, wie man sie aus Filmen kennt. „Der Anfang war sehr hart, wir hatten keine Stapler, haben 25-Kilo-Ladungen in Säcken abgeladen und die erste Büroeinrichtung ist erst im Lauf der Zeit gekommen“, erklärt Schöppl-Stritzinger. „Das kann man sich heutzutage gar nicht vorstellen.“ Der Schritt von Obst zu Pommes zahlt sich aus, 1986, nur drei Jahre nach Firmengründung, läuft die Produktion bereits rund um die Uhr. Der erste große Einschnitt kommt mit dem EU-Beitritt. Die geänderten Marktbedingungen spülen Produkte von ausländischen Herstellern auf den Markt, die ihre Waren günstiger anbieten können. Die Produktion von Pommes zahlt sich für Stritzinger immer weniger aus. Aber der EU-Beitritt öffnet auch neue Türen und im Gegenzug auch für das Unternehmen selbst den Weg zu neuen Märkten. Die Pommesproduktion wird geschlossen, die Anlagen verkauft man Ende der 90er Jahre nach Syrien.

Im Laufe der Zeit wird man zum Marktführer im Geflügelimport in Österreich. 2001 geht eine Produktionsanlage für Schweinsschnitzel und Cordon Bleu in Betrieb. „In Österreich war ab einem bestimmten Zeitpunkt das Entwicklungspotenzial ausgeschöpft, also hat es uns auch ins Ausland gezogen“, sagt die Geschäftsführerin. „Vor Kurzem habe ich unsere Produkte sogar in Hamburg und auf dem Münchner Oktoberfest gesehen!“ Tief verwurzelt ist Stritzinger jedenfalls in der Region. Dort fühlt sie sich nicht nur ihren GeschäftspartnerInnen verpflichtet, sondern vor allem ihren ArbeitnehmerInnen. „Ich bin mit Leidenschaft Hartkirchnerin, das Unternehmen führen wir gerade auch im Bewusstsein, dass wir in der Region Arbeitsplätze schaffen.“ Immer mit dabei ist die Sparkasse Ried-Haag, die vor allem in der schwierigen Zeit Mitte der 90er mit Rat und Tat zur Seite stand. „Das war damals nicht selbstverständlich. Uns ist bewusst geworden, wie wichtig Zusammenarbeit auf Vertrauensbasis war und ist – mit einem Partner, der mich kennt und weiß, wie ich denke.“