Sparkassen Zeitung

Economy

"Das Smartphone bekommt immer größere Bedeutung"

Ausgabe #4/2019 • Wert & Papiere

MARIA ZESCH, CCO BUSINESS & DIGITALIZATION MAGENTA TELEKOM, IM INTERVIEW ÜBER 5G, MOBILE GELDGESCHÄFTE UND DIE BEDEUTUNG VON MOBILE SECURITY.

Was sind die Strategien und Produkte von Magenta für die digitale Zukunft?

Maria Zesch: Wir brauchen alle ein gutes, schnelles Internet. Viel unserer Stärke und unseres Investments geht dahin, dass wir die Kapazitäten verstärken. Denn Jahr für Jahr werden 100 Prozent mehr Daten nachgefragt, und das gilt sowohl für den Mobilfunk als auch für das Festnetz. Im Kabelbereich etwa können unsere Kundinnen und Kunden seit Mai mit Gigabit-Geschwindigkeit surfen. Bei Mobile ist es vor allem das Thema 5G, das uns derzeit beschäftigt. Mittlerweile haben wir in Österreich 17 5G-Gemeinden und werden nächstes Jahr weiter ausbauen. Man braucht vor allem ein schnelles Netz, das die Daten, die die Kundin oder der Kunde braucht, auch liefern kann. Wir legen darauf sehr stark den Fokus, denn wir sehen, dass es ohne nicht mehr geht.

Was wird sich für Endkundinnen und -kunden durch 5G verändern, und was wird möglich sein?

Zesch: Zuerst ist die Bandbreite ein großes Thema. Wir haben etwa in der niederösterreichischen Gemeinde Hohenau an der March einen 5G-Ausbau gemacht, im Zuge dessen plötzlich 500 bis 800 Mbit machbar sind. Es sind dadurch unterschiedliche Anwendungen möglich, die es bisher in dieser Form nicht gegeben hat. Etwa in der Landwirtschaft, wo man jetzt Drohnen einsetzen kann, um zu schauen, wie es mit der Ernte aussieht oder wo die Vögel die Weintrauben in den Weingärten fressen. Das Erste und Wesentliche ist aber, dass man in Regionen, zu Haushalten und Unternehmen Bandbreiten bringt, die bislang noch nicht vorhanden waren.

Bereits 70 Prozent aller Bankgeschäfte werden auf Mobile Devices getätigt. Wie sehr hat sich unser Umgang mit Geld durch die Digitalisierung verändert und wie sehr wird er es noch tun?

Zesch: Das ist eine spannende Frage. Das Thema Security spielt eine immer größere Rolle und auch wir sehen, dass die Nachfragen nach Security-Dienstleistungen stark zunehmen. Auch, weil das Smartphone eine immer größere Bedeutung für die Menschen hat. In Befragungen gibt die Mehrheit an, dass sie lieber die Geldbörse als das Smartphone verlieren würden. Das liegt daran, dass im Smartphone mittlerweile weit mehr persönliche Daten sind und man mehr damit machen kann. Es ist leider noch nicht im Bewusstsein aller Nutzerinnen und Nutzer angekommen, welche Bedeutung das Thema Sicherheit hat. Wir sehen zum Beispiel, dass in Unternehmen meist der Computer geschützt ist, das Handy aber oftmals noch als Stiefkind behandelt wird.

Wie lässt sich dies zukünftig ändern?

Zesch: Wir bieten mittlerweile zahlreiche Mobile-Device- Management-Systeme, Security-Apps und Kinderschutz- Apps an. Wenn man das Smartphone nicht ausreichend schützt, ist es ein Einfallstor, ähnlich wie wenn man zuhause die Eingangstür nicht absperrt. Es geht auch darum, in welche WLAN-Netze man sich einwählt und welche Daten man wie verschickt. Auch die Nutzung von Messenger-Diensten wie WhatsApp ist ein Thema. Natürlich hat WhatsApp seinen Charme, aber SMS zum Beispiel ist eine komplett eins zu eins verschlüsselte Technologie, die sehr sicher ist. Auch das Thema Datenschutz, zum Beispiel wer wie mit Daten umgehen darf, muss man sehr ernst nehmen.

Gehen Frauen Ihrer Erfahrung nach anders an die Digitalisierung heran als Männer und nutzen sie andere Devices?

Zesch: Ich glaube, es gibt in diesem Bereich nicht so sehr das Frau-Mann-Thema, sondern das Interessensthema. Da gibt es etwa die First Movers und die Late Followers – danach würde ich es eher klassifizieren. Natürlich ist es aber ein Thema, dass sich immer noch wenig Mädchen für technische Berufe interessieren. Hier haben wir alle den Auftrag, das zu ändern, denn an der Digitalisierung wird niemand vorbeikommen und wir sollten sie noch stärker in unsere Allgemeinbildung integrieren. Zu Ihrer Frage: Die Geschäftsführerinnen, mit denen ich spreche, haben die gleichen Themen wie männliche Geschäftsführer. Hier erkenne ich keinen Unterschied. Wenn es allerdings um Bewerbungen geht, sehen wir, dass es im Vertrieb und im klassischen Netzbereich schwierig ist, Frauen zu finden. In den Bereichen Service und Marketing hingegen gibt es ausreichend Bewerberinnen.

Vergangenen Mai haben T-Mobile und UPC zu Magenta fusioniert. Welche Chancen ergeben sich für das Unternehmen durch diesen Zusammenschluss?

Zesch: Für uns ist es eine gute Chance, dass wir das gesamte Telekom-Business unserer Kundinnen und Kunden, sowohl für Privatkunden als auch im B2B-Bereich, abdecken können. Wir sehen, dass gerade im städtischen Bereich sowie bei Unternehmen die Internetversorgung durch Kabel und Festnetz essenziell ist. Es wird so viel Datenverkehr abgeführt, dass das Medium Mobilfunk, das ja aufgrund der vielen Sendemasten immer ein geteiltes Medium ist, manchmal nicht die richtige Technologie ist. Deshalb ist es für uns jetzt ein guter Schritt, alle Angebote und das beste Netz für Mobilfunk und Festnetz-Internet anbieten zu können. Im B2B-Bereich ist es etwa das Thema IoT – Internet of Things – und im Endkundenbereich das Thema TV, das sich auch komplett wandeln wird. Das muss mit gutem Service gepaart werden. Denn in dieser Fülle an neuen Angeboten verstehen wir uns als Berater des Kunden und der Kundin, sowohl im Vertrieb als auch im Service. Das nicht nur in Form des direkten Kundenkontaktes, sondern auch mit einem europaweiten WhatsApp-Kundenservice oder unserem Chatbot Tinka. Denn die Kundenwünsche ändern sich nicht nur bei den Produkten, sondern auch bei der Art und Weise, wie sie bedient werden möchten.