Sparkassen Zeitung

Economy

Ist Wohnen noch leistbar?

Ausgabe #5/2019 • Leistbares Wohnen

STEIGENDE IMMOBILIENPREISE DURCH EIN STARKES BEVÖLKERUNGSWACHSTUM MACHEN WOHNEN IN ÖSTERREICH ZU EINER TEUREN ANGELEGENHEIT. DIE MIETEN STEIGEN DEUTLICH STÄRKER ALS DIE EINKOMMEN. DER TRAUM VON DEN EIGENEN VIER WÄNDEN LÄSST SICH HEUTE IMMER SELTENER ERFÜLLEN.

Wohnsituation in Österreich

Österreich wächst, und das mit rasender Geschwindigkeit. Laut Statistik Austria lebten Anfang 2019 beachtliche 8.858.775 Menschen in der Alpenrepublik, also um 36.508 Personen (+0,41 Prozent) mehr als zu Jahresbeginn 2018. Das stärkste Bevölkerungswachstum gab es 2019 in Vorarlberg (+0,65 Prozent), Oberösterreich (+0,58 Prozent), Salzburg (+0,48 Prozent), Tirol (+0,47 Prozent) und Wien (+0,46 Prozent). BevölkerungsexpertInnen gehen davon aus, dass dieses Wachstum in den nächsten Jahren weiter anhalten wird. Wien wird bereits 2027 die Zwei-Millionen-Marke knacken. Peter Bosek, Vorstandsvorsitzender Erste Bank Oesterreich: „Eine schnell wachsende Bevölkerung und ein ausbaubares Angebot an leistbarem Wohnraum führen in Österreich zu rasant steigenden Immobilienpreisen. Das spüren auch die Menschen.“ Laut einer aktuellen Umfrage von Integral im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen führt Wohnen zu einer immer größeren finanziellen Belastung im Haushaltsbudget. Knapp die Hälfte der ÖsterreicherInnen hält Wohnen für nicht mehr leistbar. Auch die Prognose für die Zukunft ist düster, denn drei Viertel der ÖsterreicherInnen gehen davon aus, dass Wohnen im Jahr 2030 kaum mehr bezahlbar sein wird.

REGIONALE PREISUNTERSCHIEDE BEI MIETEN UND KAUFPREISEN

Besonders betroffen von den steigenden Immobilienpreisen ist laut Statistik Austria der Westen des Landes, wo sowohl die Mieten als auch die Kaufpreise weit über dem österreichischen Durchschnitt liegen. Die durchschnittlichen Mieten inklusive Betriebskosten waren in Salzburg im Jahr 2018 mit 9,2 Euro pro Quadratmeter am höchsten, gefolgt von Vorarlberg und Tirol mit 9,0 und 8,7 Euro pro Quadratmeter. Neben Wien lagen die westlichen Bundesländer auch bei den Kaufpreisen auf den vorderen Plätzen. In Wien kostete ein Quadratmeter einer Eigentumswohnung durchschnittlich rund 3.848 Euro, gefolgt von Vorarlberg mit 3.846 Euro und Tirol mit 3.360 Euro. Der preiswerteste Wohnraum findet sich hingegen im Burgenland. Die durchschnittliche Miete inklusive Betriebskosten betrug dort 2018 nur 5,9 Euro pro Quadratmeter. Auch KäuferInnen bekamen im östlichsten Bundesland mit durchschnittlichen Quadratmeterpreisen von 839 Euro für Häuser und 1.249 Euro für Wohnungen die preiswertesten Angebote.


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„DIE WOHNKOSTEN SOLLTEN MAXIMAL 30 PROZENT DES EINKOMMENS BETRAGEN, DOCH HEUTE VERSCHLINGT DER FAKTOR WOHNEN BEI VIELEN ÖSTERREICHERINNEN UND ÖSTERREICHERN BEREITS DEUTLICH MEHR .“

Peter Bosek,
Vorstandsvorsitzender der Erste Bank Oesterreich
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MIETEN UND IMMOBILIENPREISE STEIGEN STÄRKER ALS EINKOMMEN

Neun von zehn ÖsterreicherInnen sagen laut Integral-Befragung, dass die Miet- und Immobilienpreise stärker gestiegen sind als die Einkommen. Dass es sich hierbei nicht nur um ein Gefühl handelt, zeigt auch die Statistik. Laut offiziellen Quellen sind die Häuserpreise seit 2008 fast dreimal und die Mietpreise bei Neuvermietungen fast doppelt so stark gestiegen als das Haushaltseinkommen der ÖsterreicherInnen. „Diese Entwicklungen sind problematisch. Die Wohnkosten sollten maximal 30 Prozent des Einkommens betragen, doch heute verschlingt der Faktor Wohnen bei vielen Österreicherinnen und Österreichern bereits deutlich mehr“, so Bosek. Ein zusätzliches Problem sind die vermehrt am Markt auftretenden befristenden Mietverträge. Zwischen 2008 und 2018 erhöhte sich laut Statistik Austria der Anteil der befristeten Mietverträge im privaten Bereich von 30,2 auf 45,8 Prozent. Der Grund: VermieterInnen wollen sich nicht mehr lang binden, um zukünftige Preissteigerungen noch besser nutzen zu können.

GEMEINNÜTZIGER WOHNBAU FÜR NEUN VON ZEHN ÖSTERREICHER_INNEN WICHTIG

87 Prozent der befragten ÖsterreicherInnen erachten den gemeinnützigen Wohnbau als wichtig. Laut Statistik Austria leben auch sechs von zehn MieterInnen in einer Genossenschafts- oder Gemeindewohnung. Bosek: „Im Schnitt werden rund 15.000 geförderte Wohnungen pro Jahr in Österreich fertiggestellt, doch der Bedarf an geförderten Wohnungen beträgt 22.000 Einheiten pro Jahr. Es fehlen also stattliche 7.000 günstige Wohnungen pro Jahr, und damit schießen die Immobilienpreise gerade im bisher günstigen und mittleren Segment durch die Decke.“

GÜNSTIGE ZINSEN FÖRDERN EIGENTUM

Eine Möglichkeit den stetig steigenden Mieten zu entgehen besteht darin, sich eine Immobilie zu kaufen. Auch hier sind natürlich die Preise gestiegen und es ist nicht einfach noch leistbare Eigentumswohnungen zu finden. Mit etwas Ausdauer sind aber geförderte Eigentums- oder Genossenschaftswohnungen noch zu haben. Der Null-Leitzins der Europäischen Zentralbank macht Kreditzinsen so günstig wie noch nie und damit sind auch die Eigenmittelkredite für zum Beispiel Genossenschaftswohnungen günstig zu finanzieren. Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Bank:

„Die Niedrigzinsphase wird auch noch länger anhalten. Man kann es gar nicht oft genug betonen: Diese niedrigen Zinsen muss man sich sichern.“ Bereits heute ist ein Wohnungskredit über 100.000 Euro mit einer Laufzeit von 25 Jahren mit einem Zinssatz von 1,2 Prozent variabel (381,06 Euro pro Monat) und 1,3 Prozent Fixzins (393,68 Euro pro Monat) auf 15 Jahre zu haben. Schaufler: „Wer also 12,62 Euro pro Monat mehr Kreditrate bezahlt, kann die nächsten 15 Jahre ruhig schlafen, weil sich die Kreditrate nicht ändert.“

2,6 MILLIARDEN FÜR GEFÖRDERTEN WOHNBAU

Erste Bank-Vorstandsvorsitzender Bosek: „Wohnen ist zu einem zentralen Thema in Österreich geworden und wir betrachten es als gesellschaftlichen Auftrag, Wohnen wieder leistbar zu machen.“ Schon in den vergangenen Jahren war die Erste Bank im Bereich Wohnen sehr aktiv. Finanzierungen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro flossen in den geförderten Wohnbau. Mit diesem Geld wurden 20.000 Wohnungen, Studierenden- und Seniorenheime in Österreich gebaut. Bosek: „Diesen Weg werden wir in den nächsten Jahren fortsetzen und aufgrund des hohen Bedarfs sogar intensivieren.“