Sparkassen Zeitung

Werte

Wir sind jung und brauchen das Glück

Ausgabe #5/2015 • Trends

Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung, Sinnsuche: Aspekte, die bei der Generation Y im Mittelpunkt stehen. Diese Generation, im Zeitraum 1980 bis 1995 geboren, ist dabei, unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt zu revolutionieren. Auch die Tiroler Sparkassen haben sich im Rahmen des diesjährigen Wirtschaftsdialoges dieser Thematik angenommen und unter dem Motto „Wir sind jung und brauchen das Glück – wie die Generation Y die Arbeitswelt revolutioniert“ zu einer Fortbildungsveranstaltung eingeladen.

Wer ist diese neue, dynamische Generation überhaupt und was treibt sie an? Die Bezeichnung Generation Y kommt aus dem Englischen – das Y steht dabei für „why“ – „warum“ – und stellt den Drang des kritischen Hinterfragens in den Mittelpunkt. Während die Generation Y gerade zahlreich auf den Arbeitsmarkt strömt, fragen sich viele ArbeitgeberInnen, mit wem sie es eigentlich zu tun haben, und hegen dabei eine Vielzahl an Vorurteilen. Arbeitsscheu, uninteressiert, bequem: Das sind nur einige Eigenschaften, die Chefs und PersonalberaterInnen der neuen Generation zuschreiben. Doch eine Umfrage der Universität Innsbruck, die im Rahmen des 12. Wirtschaftsdialoges präsentiert wurde, widerlegt viele dieser Vorbehalte. Die Generation Y ist durchaus karriere- und erfolgsorientiert und möchte arbeiten. Nur halt anders. „90 Prozent dieser Generation sehen eine sinnvolle Beschäftigung als wichtigstes Ziel und legen Wert auf ein Arbeitsumfeld, das in Einklang mit ihren Bedürfnissen steht“, erläutert Kurt Matzler, Leiter des Instituts für Strategisches Management an der Universität Innsbruck, die Studie.

 

Zerfließen der Sphären zwischen Beruf und Freizeit

Die Generation Y fordert eine neue Berufswelt, fern von starren Arbeitszeiten und Präsenzpflichten. Stattdessen plädiert sie für Vertrauensarbeit und mobile Büros, die ganz den Geist unserer digitalisierten Gesellschaft spiegeln. Die heutige Berufswelt wandelt sich mehr und mehr zu einer Kreativ- und Wissensökonomie, in der sehr viele Arbeiten am Computer unabhängig von Zeit und Ort erledigt werden können. Bei der Generation Y zerfließen die Sphären zwischen Beruf und Freizeit. E-Mails werden auch noch nach Feierabend beantwortet, der Projektbericht wird im Urlaub schnell fertig geschrieben. Im Gegenzug wird im Büro aber auch mal der Facebook-Account aufgerufen. Die Generation Y ist keine Generation der Karriereverweigerer, sie definiert beruflichen Erfolg nur anders. Die Aussicht auf eine Arbeit, die Freude macht und Sinn stiftet, motiviert die dynamische Generation. Flexible Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Karriere und sozialem Leben haben Priorität. Doch die Generation Y fordert nicht nur einiges von ihren ArbeitgeberInnen, sie bietet diesen auch einiges. Sie ist sehr gut ausgebildet, international und vielsprachig. Noch nie zuvor gab es innerhalb einer Alterskohorte so viele Menschen mit Matura und/oder einem Hochschulabschluss. Hinzu kommt die ausgeprägte Technikaffinität und die Bereitschaft digital zu kommunizieren. Diese spielt auch bei der jüngeren Führungsgeneration eine wichtige Rolle und unterstreicht deren kommunikativ-konsequenten Führungsstil.

 

Gegen die Autorität

Die deutsche Jungunternehmerin und TV-Persönlichkeit Lencke Steiner betonte beim Wirtschaftsdialog 2015 die Herausforderung, generationsbedingt konträre Führungsstile in einem Unternehmen zusammenzuführen: Während die Generation Y enormen Wert auf Kommunikation legt, verhalten sich ältere Führungskräfte oftmals recht autoritär und geben nur wenig Verantwortung ab. Allerdings fordern der derzeit stetig steigende Fachkräftemangel sowie der Mobilitätsdrang der neuen Generation Wirtschaftstreibende auf, sich zukunftsfähiger und moderner aufzustellen. Dazu zählt unter anderem, sich an die neuen Kommunikationsmöglichkeiten, die von der Generation Y schon aktiv angewendet werden, anzunähern.„Unternehmen müssen sich noch stärker auf die Nutzung neuer Kommunikationsmedien wie Social Media einrichten und ihre Online- und E-Mail-Marketing-Aktivitäten steigern, um die junge Generation als zukünftige MitarbeiterInnen zu erreichen“, meint Lencke Steiner. Die Veränderungen im Kommunikationsverhalten können auch als Chance für die Wirtschaft gesehen werden und somit als eine Möglichkeit junge Zielgruppen anzusprechen.

 

Gründer Max Wittrock, der mit zwei Studienfreunden den Online-Bestell-Shop mymuesli.de gegründet hat

Gründer Max Wittrock, der mit zwei Studienfreunden
den Online-Bestell-Shop mymuesli.de gegründet hat

Max Wittrock, der mit zwei Studienfreunden den Online-Bestell-Shop mymuesli.de gegründet hat, ist ein Beispiel dafür, dass die Generation Y mit ihrer neuen Interpretation der Arbeitswelt sehr erfolgreich sein kann. Sein Unternehmen, das Müslikreationen aus 75 Bio-Zutaten anbietet, wurde 2007 zum Start-up des Jahres gewählt und beschäftigt mittlerweile über 150 MitarbeiterInnen. Die Generation Y begegnet dem 30-Jährigen sowohl als ArbeitnehmerInnen als auch als KundInnen. In seinem Vortrag beim Wirtschaftsdialog 2015 betonte Wittrock die Herausforderung, die junge Generation kommunikativ zu erreichen und internetaffine IndividualistInnen von seinen Produkten zu überzeugen.