Sparkassen Zeitung

5 Fragen an

5 Fragen an Gerald Schöpfer

Ausgabe #6/2019 • Soziale Verantwortung

GERALD SCHÖPFER, PRÄSIDENT ÖSTERREICHISCHES ROTES KREUZ, ÜBER DIE BEDEUTUNG VON EHRENAMTLICHEM ENGAGEMENT – UND WARUM DIE ÖSTERREICHERINNEN UND ÖSTERREICHER NACH WIE VOR SPENDENKAISER SIND.

1. 46 PROZENT DER ÖSTERREICHERINNEN UND ÖSTERREICHER ENGAGIEREN SICH EHRENAMTLICH – DAMIT LIEGT UNSER LAND IM EUROPÄISCHEN SPITZENFELD. WIE LÄSST SICH DIESE GROSSE BEREITSCHAFT ERKLÄREN? Freiwilligkeit hat in Österreich Geschichte. Wir sind ein Land der Helferinnen und Helfer. Hierzulande engagieren sich doppelt so viele Menschen freiwillig wie im EU-Schnitt. Allein das Rote Kreuz hat rund 72.000 Freiwillige. Sie sorgen dafür, dass die Hilfe bei Menschen in Not ankommt.

2. WELCHE BEDEUTUNG HAT FREIWLLIGES ENGAGEMENT FÜR DAS SOZIALE GEFÜGE IN ÖSTERREICH? Freiwilligen kann man nicht oft genug „Danke“ sagen. Sie sind das Rückgrat der Zivilgesellschaft. Ohne Freiwillige wäre Österreich ein anderes Land, vieles würde nicht so funktionieren wie gewohnt.

3. OFTMALS HEISST ES, DASS MITEINANDER UND RÜCKSICHT IN UNSERER GESELLSCHAFT ABNEHMEN. ERKENNEN SIE DAS AUCH BEI DER FREIWILLIGENARBEIT IM ROTEN KREUZ? ZUM BEISPIEL AN SINKENDEM INTERESSE AN EHRENÄMTERN? Das kann ich so nicht bestätigen. Die Zahl der Menschen, die sich bei uns freiwillig engagieren, ist konstant hoch. Der Bedarf steigt. Was wir allerdings merken, ist, dass sich viele Personen nur mehr punktuell engagieren können.

4. WIE GROSS IST DIE BEREITSCHAFT DER JUGEND FÜR FREIWILLIGENARBEIT UND WELCHE POSITIVEN EFFEKTE HAT SIE AUF JUNGE MENSCHEN? Ältere Menschen sind in der Freiwilligenarbeit stärker vertreten als junge. Von den 60-bis-69-Jährigen sind 57 Prozent freiwillig engagiert, von den 15-bis-29-Jährigen 43 Prozent. Freiwilligkeit macht Spaß, man erwirbt soziale Kompetenzen, übernimmt Verantwortung und im Rettungsdienst auch eine Berufsausbildung. Das ist gerade auch für junge Menschen von Vorteil.

5. WIE IST ES UM DIE SPENDENBEREITSCHAFT DER ÖSTERREICHERINNEN UND ÖSTERREICHER BESTELLT? Sie sind Spendenkaiser. Gerade in der Weihnachtszeit, aber auch bei Katastrophen im In- oder Ausland sehen wir immer eine sehr große Hilfsbereitschaft. Im Vorjahr hat das Rote Kreuz Spenden und Mitgliedsbeiträge von rund 73 Millionen Euro erhalten. Mindestens genauso wertvoll sind die Zeitspenden unserer Freiwilligen – im Vorjahr haben sie zwölf Millionen Stunden geleistet.

INFO: Der Wirtschaftshistoriker war unter anderem Vorstand des Grazer Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte und Mitglied der Steiermärkischen Landesregierung. Seit 2013 ist Gerald Schöpfer Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes. Wer noch auf der Suche nach einem sinnvollen Weihnachtsgeschenk ist, kann Menschen in Not helfen – und Bildung oder Wärme schenken. Mehr unter: www.roteskreuz.at/weihnachten