Sparkassen Zeitung

Land und Märkte

Der Vorstand wird weiblich

Ausgabe #1/2020 • Female Edition

WÄHREND MAN FRAUEN IN DEN VORSTANDSEBENEN VON BANKEN SONST NAHEZU VERGEBENS SUCHT, ZEIGEN ERSTE BANK UND SPARKASSE, DASS ES AUCH ANDERS GEHT.

Wir stellen vier Vorständinnen vor, die es mit umfangreicher Erfahrung und fundiertem Wissen in den letzten Monaten in die Topmanagementposition geschafft haben. Gemeinsam ist ihnen die Leidenschaft für ihren Beruf.


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„DIE FLEXIBILITÄT DES UNTERNEHMENS IST DIE UNTERSTÜTZUNG, DIE JETZT ALLE BRAUCHEN, WENN WIR EINE GUT DIVERSIFIZIERTE MANNSCHAFT HABEN WOLLEN.“

Stefanie Christina Huber
Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Oberösterreich
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VORAUSDENKEN, UM GANZ VORNE MIT DABEI ZU SEIN

Stefanie Christina Huber wurde mit 1. Jänner 2020 Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Oberösterreich. Nach ihrem Studium der Angewandten Statistik war ein Trainee-Programm im Jahr 1999 ihre Eintrittskarte in die Sparkasse OÖ. „Diese Materie hat mich sofort fasziniert und ich bin immer tiefer eingedrungen“, schwärmt Stefanie Christina Huber. Vor ihrer Bestellung in den Vorstand im Jänner 2019 war Huber Leiterin des Bereichs Treasury. Die permanente Weiterentwicklung steht nun im Fokus ihrer Tätigkeit als Vorstandsvorsitzende. „Auch wenn wir Transformation seit 170 Jahren bei uns in Oberösterreich gelernt haben, ist es wichtig, sich nicht nur neuen Gegebenheiten anzupassen, sondern auch vorauszudenken und tonangebend zu sein. In einer Zeit, in der sich die gesamte Bankbranche ändert, ist es unser Anspruch ganz vorne mit dabei zu sein“, so Huber. Ein weiterer Punkt auf ihrer Agenda betrifft die Kundennähe und die Beratungsqualität auch im digitalen Zeitalter. „Der Faktor Mensch ist immer noch ausschlaggebend und wird es auch in Zukunft bleiben“, ist Huber überzeugt. Und auch die Förderung von Frauen in Führungspositionen liegt ihr am Herzen, darum engagiert sie sich in einem Projekt der Sparkassengruppe, das sich diesem Thema widmet. „Wir als Unternehmen müssen hier noch weiterdenken, wenn wir ganz stark diversifiziert sein wollen. Darum müssen wir uns nicht nur in kulturellen Fragen öffnen, wir müssen auch flexibler werden, zum Beispiel bei den Arbeitszeiten. Ich glaube, die Flexibilität des Unternehmens ist die Unterstützung, die jetzt alle brauchen, wenn wir eine gut diversifizierte Mannschaft haben wollen.“


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„EIN ERFOLGSFAKTOR IST EINE GESUNDE PORTION HUMOR, DIE ERLEICHTERT DEN WEG.“

Walburga Seidl
Vorständin Steiermärkische Sparkasse
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ERSTE FRAU IM VORSTAND DER STEIERMÄRKISCHEN SPARKASSE

Im Vorstandsteam der Steiermärkische Bank und Sparkassen AG ist seit Sommer 2019 neben den drei Vorstandsmitgliedern erstmals auch eine Frau vertreten. Walburga Seidl ist die erste Frau im Vorstand in der Geschichte der Bank. Die studierte Betriebswirtin verantwortet in ihrer Funktion unter anderem das Risikomanagement, wo es ihre Aufgabe ist, die richtige Balance zwischen Risiko und Ertrag zu schaffen. Die Beziehung zur Sparkasse wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt, denn ihre Mutter war ebenfalls in einer Sparkasse tätig. „So gesehen war der Sparefroh bei mir immer schon Gast im Kinderzimmer“, blickt Walburga Seidl zurück. „Dabei geblieben bin ich, weil ich in der Sparkasse immer wieder Aufgaben wahrnehmen konnte, die spannend für mich waren, bei denen ich mich gut weiterentwickeln konnte und die mir Spaß gemacht haben“, so Seidl weiter. Für andere Frauen möchte sie „ein sichtbares und greifbares Beispiel im wirklichen Leben sein, an dem interessierte Frauen sehen, dass es gut machbar ist, so eine Funktion wahrzunehmen. Es ist nicht immer nur eine Belastung Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Es ist auch eine Bereicherung im Leben“, weiß die Mutter eines neunjährigen Sohnes. Als ihre persönlichen Erfolgsfaktoren sieht sie vor allem drei Punkte: „Ich nehme für mich in Anspruch einen gewissen Weitblick zu haben. Ich stelle mir gerne vor, wie Dinge in Zukunft im Idealfall ausschauen. Der zweite Punkt ist meine Ausdauer. Ich halte lange durch, um dann auch dorthin zu kommen. Der dritte Erfolgsfaktor ist eine gesunde Portion Humor, die erleichtert den Weg.“


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„OHNE GLÜCK GEHT ES NICHT, DAVON BIN ICH ÜBERZEUGT. ABER DIE VORLEISTUNG IST HARTE ARBEIT.“

Gerda Holzinger-Burgstaller
Finanz- und Risikovorständin Erste Bank Oesterreich
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„MANCHE DER HISTORISCH GEWACHSENEN STRUKTUREN DÜRFEN UND SOLLEN WIR JETZT MUTIG HINTERFRAGEN, DAFÜR IST DIE ZEIT GEKOMMEN“

Ein neues weibliches Vorstandsmitglied hat auch die Erste Bank Oesterreich. Gerda Holzinger-Burgstaller hat die Funktion der Finanz- und Risikovorständin übernommen. Davor leitete sie über drei Jahre das Generalsekretariat der Holding. Seit 2017 ist sie Vorstandsmitglied der „Zweite Sparkasse“. Holzinger-Burgstaller begann ihre Laufbahn bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht im Bereich Bankenaufsicht. Danach führte sie ihr Weg zur Erste Bank. Von Anfang an war sie von der Vielfältigkeit und Breite ihrer Tätigkeit fasziniert. „Wir beschäftigen uns mit Trends und den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen. Bei all diesen Themen kann man als Bank substanziell beitragen und sehr viel bewegen.“ Wo sieht sie die Basis für ihren Erfolg? „Ich hatte das Glück zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein, und das mit einem für die Zeit richtigen Arbeitsmodell, das gekennzeichnet ist von einem starken kooperativen Element und Teamfähigkeit. Ohne Glück geht es nicht, davon bin ich überzeugt. Aber die Vorleistung ist harte Arbeit“, so Holzinger-Burgstaller. In ihrer Position als Vorständin geht es darum herauszuarbeiten, in welchen Bereichen die Bank noch effizienter werden kann. „Es ist unsere Kernaufgabe unsere Kundinnen zu einer besseren finanziellen Gesundheit zu führen, darum müssen wir auf der anderen Seite auch Geld in die Hand nehmen, um die finanzielle Gesundheit als Unternehmen zu verbessern. Mit den Kosten runterzukommen heißt Spielraum für die notwendigen Investitionen in die Zukunft zu haben. Manche der historisch gewachsenen Strukturen dürfen und sollen wir jetzt mutig hinterfragen, dafür ist die Zeit gekommen“, ist Holzinger-Burgstaller überzeugt.


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„WICHTIG IST, AUTHENTISCH ZU BLEIBEN UND DABEI AUCH DIE EIGENEN ERWARTUNGSHALTUNGEN ZU HINTERFRAGEN.“

Alexandra Habeler-Drabek
Vorständin Erste Group Bank
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RISIKOAGENDEN IN WEIBLICHER HAND

Alexandra Habeler-Drabek verantwortet seit Juli 2019 die Risikoagenden im Vorstand der Erste Group. Seit Anfang 2017 war sie Vorstandsmitglied und Chief Risk Officer der Slovenská sporiteľňa, der slowakischen Tochterbank der Erste Group. Warum sie sich für die Bankenbranche entschieden hat, erklärt Habeler-Drabek gerne: „Es ist eine spannende Branche – Finanzen sind die Grundlage für den kompletten Wirtschaftskreislauf. Wir sind kritische Infrastruktur. Damit geht eine ungeheure Vielfalt an Aufgaben, Themenbereichen, Anforderungen und Interessen einher. Das finde ich persönlich sehr spannend und bereichernd.“

Zu ihren Erfolgsfaktoren gehört sicher, dass sie sich nie verbiegen wollte – sowohl auf beruflichem wie auch auf persönlichem Level. „Das musste ich im Laufe meiner Karriere erst lernen. Anfangs wurde mir beispielsweise geraten, dass man sich an männliche Strukturen im Unternehmen anpassen solle. Ich gebe zu, dass ich das tatsächlich eine Zeitlang versucht habe“, so Habeler-Drabek: „Wichtig ist, authentisch zu bleiben und dabei auch die eigenen Erwartungshaltungen zu hinterfragen. Anfangs bin ich in die Falle getappt, alles perfekt machen zu wollen. Ich wollte die Supermanagerin, die Supermutter, die Supergastgeberin sein.“ Dass es ein ermutigendes Umfeld und unterstützende Maßnahmen braucht, um mehr Frauen den Aufstieg in Top-Positionen zu erleichtern, davon ist Habeler-Drabek überzeugt. „Ich hätte beispielsweise ohne die Unterstützung meines Mannes nicht so viel Zeit und Energie in meine berufliche Laufbahn investieren können. Darüber hinaus brauchen wir strukturelle Maßnahmen, damit wir weibliche Talente auf dem Weg nach oben nicht verlieren.“