Sparkassen Zeitung

Im Fokus

Editorial

Ausgabe #5 November/2020 • SPARSAMKEIT

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

„Sparen und nicht geizen“ titelt die Coverstory in dieser Ausgabe und bringt damit eine wesentliche begriffliche Unterscheidung von Sparsamkeit auf den Punkt, der wir uns diesmal ausführlich widmen. Während der Spargedanke die Absicherung und das spätere Konsumieren zum Ziel hat, häuft der Geizige nur Kapital an, um es zu bewahren. Die Sparkassen wurden vor über 200 Jahren mit der Absicht gegründet, erstmals auch ärmeren Bevölkerungsschichten den Zugang  zu langfristiger und festverzinslicher Vorsorge für die Wechselfälle des Lebens zu bieten. Wer heute bei Niedrigst- bzw. Nullzins sinnvoll sparen und vorsorgen will, kommt an Wertpapieren nicht mehr vorbei. Dafür plädiert auch Gerhard Fabisch, Präsident des Sparkassenverbandes, in seinem Interview und fordert in diesem Zusammenhang eine verstärkte Finanzbildung sowie regulatorische Erleichterungen bei der Wertpapierberatung. Zudem hebt er die Bedeutung der Regionalbanken und ihre wichtige Ankerfunktion in der aktuellen Pandemiezeit hervor und gibt einen Ausblick auf die weitere Digitalisierung des Bankgeschäfts.So erfüllt Sparen auch seinen wichtigen gesellschaftlichen Zweck: Geld wird wieder in den Wirtschaftskreislauf investiert und ermöglicht damit Wachstum von Unternehmen, schafft Rendite und Arbeitsplätze, es entsteht Neues. Die Motive der Österreicherinnen und Österreicher, warum sie sparen, wie viel sie monatlich weglegen und inwiefern sie finanziell von der Corona-Krise betroffen sind, erfahren Sie in der Zusammenfassung unserer aktuellen Sparstudie.

Franz Franz Portisch,
Generalsekretär des Österreichischen
Sparkassenverbandes

Unter Sparsamkeit versteht man heute vielfach ebenso den verantwortungsvollen Konsum, Ressourcenschonung und Reduktion auf das Wesentliche. Dazu präsentieren wir Ihnen die neueste Umfrage der Universität für Bodenkultur (BOKU), bei der 80 Prozent aller Befragten diesbezüglich selbst dem Lockdown positive Aspekte abgewinnen konnten. Mehr dazu auf Seite 27, wo auch der Sozialökonom Georg Kanitsar von der WU Wien mit interessanten Erkenntnissen zur Verhaltensökonomie aufwartet.

Mit „Bewusstheit und Sparsamkeit“ warten hingegen die Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen und Regionen auf, die wir diesmal vor den Vorhang baten. Sie erzählen, wie sie aus der Krise gelernt haben, aufmerksamer und gezielter mit ihren Ressourcen umzugehen und auch ihren Kundinnen und Kunden dabei zu helfen, Einsparungspotenziale zu entdecken. Kaum mehr Einsparungsmöglichkeiten weisen hingegen die „Tiny Houses“ auf: Sie sind die pure Wohnreduktion mit dem Fokus auf nachhaltige und autarke Bau- und Lebensweise. Diskrete Einblicke in viel Wohnen auf wenig Raum eröffnen sich Ihnen auf Seite 28.

Was eine zukunftstaugliche Gesellschaft gerade in Krisenzeiten leisten muss, beantwortet uns Caritaspräsident Michael Landau, seit Mai auch Präsident der Caritas Europa, in unseren „Fünf Fragen an …“. Letztlich ist Sparsamkeit aber auch ein richtiger Glücksbringer. Um wie viel glücklicher machen uns eine Gehaltserhöhung oder gewisse Ersparnisse? Dies führt uns schließlich der internationale Glücks- und Pensionsexperte Bernd Raffelhüschen anhand eines ausgeklügelten
Punktesystems vor Augen.

Ich hoffe, dass Ihnen bereits das Beschäftigen mit dem Thema Sparsamkeit in diesem Heft ein paar Prozentpunkte Glück verschafft, was in einer besonders herausfordernden Zeit wie dieser nicht hoch genug wertzuschätzen ist. Damit wünsche ich Ihnen wieder viel Freude beim Hineinschmökern!