Sparkassen Zeitung

Economy

Bewusster und sparsamer

Ausgabe #5 November/2020 • SPARSAMKEIT

WÄHREND DER CORONA-KRISE HABEN UNTERNEHMEN GELERNT, AUFMERKSAMER UND GEZIELTER MIT IHREN RESSOURCEN UMZUGEHEN UND AUCH IHREN KUND_INNEN DABEI ZU HELFEN, EINSPARUNGSPOTENZIALE AUFZUZEIGEN.

Auch wenn schwierige Zeiten Herausforderungen für Unternehmen bedeuten, war es für viele heimische Betriebe eine bewusste Entscheidung, nicht an den MitarbeiterInnen zu sparen, sondern als Team zusammenzustehen und gestärkt aus der Situation hervorzugehen. Dafür rückte der bewusste und vor allem schonende und sparsame Umgang mit Ressourcen als Thema in den Vordergrund.

Eines dieser Unternehmen ist Dreikant aus Hallein. Die Gründer Matthias Lienbacher, Stefan Rehrl und Mario Siller kennen sich seit der Schulzeit. 2016 gründeten sie ihr eigenes Unternehmen und kreieren seither mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail Möbelunikate. Mit Erfolg, denn mittlerweile sind bei Dreikant insgesamt 15 Arbeitskräfte beschäftigt. Auch während der Krise war für die drei Gründer wichtig alle MitarbeiterInnen im Unternehmen zu behalten. „Wir sind ein perfektes Team, und das haben wir wirklich geschafft“, so die drei Unternehmer. KundInnen schätzen an den Unikaten von Dreikant das schlichte Design abseits vom Mainstream. Besonders hohen Stellenwert nimmt dabei die Wertschöpfung heimischer Ressourcen ein. „Nach dem Motto ‚Möbel von Daheim für Daheim‘ verwenden wir nur regionale Ressourcen, die in unserer Heimat in den Gollinger und Krispler Werkstätten verarbeitet werden. Unser Ziel ist es, die Gesellschaft, und vor allem auch die jüngeren Generationen, zu einem nachhaltigen Denken anzuregen und einen bewussteren Umgang mit Ressourcen im Alltag zu integrieren“, erklären die Unternehmer. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung steht im Unternehmen schon immer an erster Stelle. „Durch die Corona-Krise ist es wieder verdeutlicht worden, wie wichtig ein bewusster Umgang mit so wertvollen Ressourcen ist. Wir denken, dass uns unsere Einstellung zur Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung während der Krise einen großen Vorteil und auch einige Kaufentscheidungen einbringen konnte. In der Zukunft wünschen wir unserem Unternehmen ein gesundes Wachstum und hoffen, für die Gesellschaft noch einige Arbeitsplätze schaffen zu können. Außerdem möchten wir die Welt mit nachhaltigen Produkten aufmöbeln und somit zu einem ressourcenschonenden Umgang beitragen.“

 

INNOVATIONEN FÜR DIE ZUKUNFT

Marie-Luise Fonatsch hat während der Krise
die Mitarbeitenden mit ins Boot geholt.

Innovatives Denken spielt bei der Fonatsch GmbH seit der Gründung vor 55 Jahren eine große Rolle. Auch am Mut, Neues zu tun und sich auf unbekanntes Terrain zu begeben, hat es beim Hersteller von Lichtmasten nie gefehlt. Futuristische Neuentwicklungen inklusive – da wird ein Lichtmast schon mal zur E-Auto-Ladestation. Und so ist das Unternehmen aus Melk weltweit führend im Bereich intelligenter, vernetzter Lichtmasten. 2016 wurde österreichweit die erste energieautarke Bushaltestation „station by Fonatsch“ gelauncht. Dank Photovoltaik und Speicher sorgen die Sonne und eine langlebige Batterie dafür, dass während der Nacht beziehungsweise in den sonnenärmeren Monaten ausreichend Energie für die Beleuchtung zur Verfügung steht. Photovoltaik hilft den CO2-Ausstoß zu senken und spart Kosten – denn es ist keine Verkabelung notwendig, und es wird keine externe Energie für den Betrieb benötigt. „Wir ruhen uns nicht auf bestehenden ‚alten‘ Strukturen aus, sondern investieren in zukunftsträchtige Produkte, um mitzugestalten. Unsere Ressourcen, wie Rohmaterialien und Produktionshilfsstoffe, wurden gezielt in der Lagerhaltung angepasst und wir haben verstärktes Augenmerk auf lokalen Bezug gelegt. Das wertvollste Gut eines Unternehmens sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nicht nur während der Krise, sondern generell legen wir großen Wert darauf, dass wir ein geeignetes Arbeitsumfeld schaffen“, erklärt Firmeneigentümerin Marie-Luise Fonatsch. Sie ist sich ihrer Verantwortung gegenüber den MitarbeiterInnen bewusst, und so wurden in der Krise die Mitarbeitenden mit ins Boot geholt und informiert, wohin die gemeinsame Reise geht. Die Belegschaft wurde außerdem mit allen notwendigen Materialien zum Schutz, wie Masken, Desinfektionsmitteln usw., ausgestattet, die vom Unternehmen von lokalen Herstellern organisiert wurden. Fonatsch bemüht sich auch, in anderen Bereichen aktiv auf Unternehmen zuzugehen. „Wir holen uns Input von Universitäten und arbeiten mit Schulen zusammen, um den Arbeitskräften von morgen die Möglichkeit zu geben in Projektarbeiten lösungsorientiert zu arbeiten. Für beide Seiten eine Win-win-Situation, in der die Jungen von uns lernen und wir neue Ideen umsetzen können. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können und sollen sich aktiv einbringen und gemeinsam im Team auch an neuen Ideen arbeiten. Gerade in Zeiten wie diesen haben wir bewiesen, dass dank Zusammenhalt vieles möglich ist“, so Fonatsch.

 

GESUNDER WACHSTUMSKURS

Michael Vollbach ist mit Simplon
auf einem gesunden Wachstumskurs.

Auf eine lange Tradition blickt auch Simplon zurück, das nächstes Jahr 60-jähriges Jubiläum feiert. Michael Vollbach kreiert gemeinsam mit seinem Team individuelle Bikes. „Unsere Philosophie beinhaltet, regelmäßig alles in Frage zu stellen. Wenn wir überzeugt sind, dass eine Veränderung positiv wäre, dann nehmen wir sie vor, wenn nicht, bleiben wir bei den bewährten Konzepten. Es geht also um stetige Innovation und sich in Frage stellen, aber nicht um Veränderung als Selbstzweck. Dabei bleiben für uns die Werte von kompromisslosem Premium-Service und -Produkt immer erhalten, sowie das Bekenntnis zum Standort und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unangetastet“, erklärt Michael Vollbach, CEO von Simplon. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind ebenfalls Themen im Unternehmen. „Selbstverständlich versuchen wir durch schonenden Umgang mit Energie – wir haben eine eigene Photovoltaikanlage –, Förderung von Fahrradverkehr bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Vermeidung von Abfällen, Vermeidung von Problemstoffen und vielen weiteren kleinen Dingen uns im Sinne des Erhalts des Planeten zu verhalten. Das Fahrrad an sich stellt aber auch einen großen Beitrag zur Nachhaltigkeit dar, denn jeder Kfz-Kilometer, der durch einen Fahrradkilometer ersetzt wird, tut der Umwelt, aber auch der Fahrerin und dem Fahrer gut“, so Vollbach. Simplon ist seit fünf Jahren auf einem gesunden, aber sehr ambitionierten Wachstumskurs. „Die Menschen lieben unsere Räder und wir möchten immer mehr Menschen die Gelegenheit geben zu einem Simplon-Rad zu kommen und damit – vielleicht ein Leben lang – Freude zu haben. Daher gibt es bei uns auch einen weiteren Ausbau von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und zumindest auf der Nachfrageseite stehen alle Zeichen auf weiteres starkes Wachstum. Wir bemühen uns nach Kräften, die damit verbundenen Belastungen für das gesamte Team irgendwie abzufangen und einzudämmen“, so Michael Vollbach. Neben dem Heimmarkt Österreich, der Schweiz und Deutschland als größtem Markt gibt es bei Simplon einen Fokus auf den Aufbau in den Benelux-Ländern, wo ein guter Start – wenn auch durch Covid-19 wieder eingebremst – gemacht wurde.


ERFOLGREICHES FAMILIENUNTERNEHMEN

Georg Resch musste sich mit Resch & Frisch den
Herausforderungen der Corona-Krise stellen.

Beim oberösterreichischen Backwaren-Hersteller Resch & Frisch fand Anfang 2020 ein Generationenwechsel statt. Georg Resch als Alleineigentümer führt mit seinem Management-Team – vorwiegend aus langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestehend – das Unternehmen in vierter Generation weiter. Als einer der größten Arbeitgeber der Region ist sich das Unternehmen seiner sozialen Verantwortung bewusst. Die beinahe 1.700 MitarbeiterInnen sieht Resch als Grundlage für den Erfolg des Betriebes. Als nachhaltiges österreichisches Unternehmen legt Resch & Frisch besonderes Augenmerk auf schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen in allen Bereichen und übernimmt so Zukunftsverantwortung. „Wir versuchen alles möglichst in der Region zu behalten und arbeiten mit 350 Vertragslandwirtinnen und Vertragslandwirten, die Rohstoffe wie Weizen und Gewürze für uns produzieren“, so Georg Resch. Die Herausforderungen, denen sich Unternehmen durch die Corona-Krise zuletzt stellen mussten, sind auch an Resch & Frisch nicht spurlos vorübergegangen. „In der Gastronomie hat uns der Lockdown natürlich massiv getroffen. Die ganze Corona-Krise löst auch irgendwo Gedanken aus: Mache ich das Richtige? Mache ich für die Zukunft das Richtige? Mittlerweile hat sich das Ganze wieder gut erholt, wir sind ein gesundes Familienunternehmen. Unser Heimdienstgeschäft hat uns extrem geholfen in dieser Zeit gut über die Runden zu kommen und wir sind sehr zuversichtlich, dass das auch in Zukunft so bleiben wird“, so Resch.

 

LAGERFLÄCHE UM DIE ECKE

Johannes Braith hat mit Storebox auch
während der Krise eine neue Filiale eröffnet.

„Wir haben gesehen, dass die Urbanisierung ein Phänomen ist, das die Wohnräume immer kleiner und auch teurer macht, und die Menschen einfach keinen Platz mehr haben für ihre Gegenstände“, erklärt Johannes Braith, Gründer und Geschäftsführer von Storebox, die Idee zu seinem Unternehmen. Was anfangs als Vermittlungs-Plattform zur Anmietung von Lagerflächen geplant war, wurde schnell zum Unternehmen, das eigene Lagerflächen errichtet oder in leerstehenden Geschäftslokalen eröffnet. „Wir haben uns angeschaut, welche Self-Storage-Lösungen es in Europa gibt, und haben zwei Probleme erkannt. Das Eine ist, dass Self-Store-Anbieter meist offline sind. Das heißt, man muss zu den Öffnungszeiten hingehen, ein Formular ausfüllen, einen Schlüssel entgegennehmen und so weiter. Das Zweite ist, dass die meisten dieser Filialen sehr groß und am Stadtrand sind“, so Braith. Also digitalisierte das Wiener Start-up die komplette User-Journey von der Standortsuche über die Buchung bis zum Betreten mit Zugangscode und etablierte viele kleinere Standorte mitten in der Stadt, um die Wege der KundInnen zu verkürzen. In etwas mehr als drei Jahren konnten 100 Standorte in 27 verschiedenen Städten im DACH-Raum eröffnet werden, der letzte kam während der Corona-Krise dazu. Das Self-Storage-Modell ist jedoch nicht nur für Privatkunden attraktiv, sondern auch für Unternehmen. „25 Prozent unserer Kundinnen und Kunden sind Businesskunden. Dank unseres dichten Logistiknetzwerkes nutzen große Firmen unsere Filialen als dezentrales Lager, um dort zum Beispiel Ersatzteile zu lagern, damit die Monteure direkt von zu Hause zur Baustelle oder zum Ort des Geschehens fahren können, ohne den Umweg über die Zentrale machen zu müssen. Wir haben Berechnungen angestellt und sind auch in einem Forschungsprojekt mit der TU und dem AIT, bei dem es um Citylogistik geht, und haben festgestellt, dass durch die verkürzten Wege Zeit, Kosten und CO2 eingespart werden“, so Braith. Einsparungen waren während des Lockdowns auch im Unternehmen selbst ein Thema. „Als die Corona-Krise ausgebrochen ist, war bei uns natürlich auch eine Unsicherheit da, da wir nicht abschätzen konnten, wie sich das auf unseren Absatz auswirken würde. Das Einzige, das man als Unternehmer tatsächlich kontrollieren kann, sind die Ressourcen, sprich auch die Kosten, da sind wir seitdem noch schonender als vorher“, erklärt Johannes Braith. An den 40 MitarbeiterInnen des Unternehmens zu sparen war jedoch keine Option. Durch den hohen Grad an Digitalisierung konnten die Mitarbeitenden problemlos ins Home-Office wechseln und weiterbeschäftigt werden.