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Ausgabe #3/2016 • Die Zukunft ist jetzt

Österreichs Wirtschaft kränkelt. die arbeitslosigkeit ist hoch, die Wachstumsraten sind noch immer niedrig. Was muss passieren, um das land wieder auf die Überholspur zu bringen? expertInnen, Wirtschaftsbosse und zukunftsforscherInnen bieten lösungen für eine erfolgreiche zukunft Österreichs.

Am 17. Mai 2016 war es soweit: Christian Kern wurde von Bundespräsident Heinz Fischer als neuer Bundeskanzler angelobt. In seiner Antrittsrede sprach der smarte Manager von einem „New Deal“ für die Wirtschaft. Arbeitsplätze sollten geschaffen werden, und er wolle Österreich bis 2025 zurück auf die Überholspur bringen. Für Kern ist die größte Wachstumsbremse die schlechte Laune in der Bevölkerung. Der neue Kanzler bringt neuen Schwung ins Land, und das zeigt sich auch an seiner Beliebtheit: Laut einer Studie des Wochenmagazins „profil“ vom Juni würde Christian Kern in einer fiktiven Kanzler-Direktwahl auf beachtliche 27 Prozent kommen und damit erstmals seit Juli 2015 FPÖChef Heinz-Christian Strache (17 Prozent) vom ersten Platz ablösen. Doch was muss passieren, damit nach bereits acht proklamierten Regierungs-Neustarts in den vergangenen acht Jahren frischer Wind in die heimische Wirtschaft kommt? Das Sparkassen-Magazin hat bei jungen und bei etablierten UnternehmenslenkerInnen, bei ExpertInnen und einem Zukunftsforscher nachgefragt, wie man Österreich wieder auf Kurs bringt.

AUF SCHLEICHWEGEN NACH OBEN
Erst vor wenigen Tagen präsentierten Wifo und IHS ihre Wirtschaftsprognosen für das Gesamtjahr 2016. Dabei meinte Wifo-Chef Karl Aiginger: „Österreich schleicht sich langsam aus der Krise nach oben heraus.“ Auch IHS-Experte Helmut Hofer ist verhalten optimistisch: „Die Konjunkturerholung festigt sich. Wir wachsen wieder gleich schnell wie die Eurozone.“ Doch die Arbeitslosenquote bleibt hoch. Laut Wifo wird sie in diesem Jahr auf 9,2 und 2017 sogar auf 9,6 Prozent klettern. Auch Herwig Schneider, Leiter des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), sieht große Herausforderungen für die Zukunft: „Österreich ist ins europäische Mittelmaß abgerutscht, und jetzt bewegen wir uns bestenfalls seitwärts. Schade, denn das kostet uns viele Arbeitsplätze und damit Wohlstand.“

SCHRECKSEKUNDE MASCHINEN-STEUER
Auch wenn der neue Kanzler kurz den Gedanken einer Maschinen-Steuer gefasst hat, so scheint diese zum Glück wieder vom Tisch. IWI-Chef Schneider: „Gerade hinsichtlich stagnierender Investitionen wäre eine Maschinen-Steuer oder Wertschöpfungsabgabe das absolut falsche Signal. Eine Wertschöpfungsabgabe würde zudem den technischen Fortschritt bremsen und sich ungünstig auf die Produktivität, den Reallohn und die Investitionstätigkeit in Österreich auswirken.“ Zudem stünden gerade jetzt wichtige Investitionen im Zuge von Industrie 4.0 und einer europaweiten Digitalisierung an. Würde man diese durch eine Wertschöpfungsabgabe verteuern, würde man die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen abermals schwächen. Auch die Idee einer Arbeitszeitverkürzung kommt bei den Ökonomen weniger gut an. IHS-Experte Hofer: „Ein Wirtschaftswachstum, das nicht erzielt wird, kann auch nicht verteilt werden.“

FÜNF-PUNKTE-ARBEITSPLAN
Christian Kern und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) haben sich in einem Fünf-Punkte-Arbeitsplan auch zur Aufgabe gemacht, schnell zu handeln. Sie wollen in den nächsten Monaten in den Bereichen Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Innovation und Forschung, Entbürokratisierung, Bildung sowie Asyl, Integration und Sicherheit Programme vorlegen, die schnelle Hilfe versprechen. Wie die einzelnen Programme im Detail aussehen werden, ist noch nicht abzuschätzen. Doch anders als andere Regierungen will man das Rad nicht neu erfinden, sondern auf die vielen bereits vorliegenden Inputs von Rechnungshof, Bildungsarbeitsgruppen und sonstigen Projektgruppen zurückgreifen.

AUS DEM INVESTITIONSTIEF
Österreichs Wirtschaft kränkelt. die arbeitslosigkeit ist hoch, die Wachstumsraten sind noch immer niedrig. Was muss passieren, um das land wieder auf die Überholspur zu bringen? expertInnen, Wirtschaftsbosse und zukunftsforscherInnen bieten lösungen für eine erfolgreiche zukunft Österreichs.

Am 17. Mai 2016 war es soweit: Christian Kern wurde von Bundespräsident Heinz Fischer als neuer Bundeskanzler angelobt. In seiner Antrittsrede sprach der smarte Manager von einem „New Deal“ für die Wirtschaft. Arbeitsplätze sollten geschaffen werden, und er wolle Österreich bis 2025 zurück auf die Überholspur bringen. Für Kern ist die größte Wachstumsbremse die schlechte Laune in der Bevölkerung. Der neue Kanzler bringt neuen Schwung ins Land, und das zeigt sich auch an seiner Beliebtheit: Laut einer Studie des Wochenmagazins „profil“ vom Juni würde Christian Kern in einer fiktiven Kanzler-Direktwahl auf beachtliche 27 Prozent kommen und damit erstmals seit Juli 2015 FPÖChef Heinz-Christian Strache (17 Prozent) vom ersten Platz ablösen. Doch was muss passieren, damit nach bereits acht proklamierten Regierungs-Neustarts in den vergangenen acht Jahren frischer Wind in die heimische Wirtschaft kommt? Das Sparkassen-Magazin hat bei jungen und bei etablierten UnternehmenslenkerInnen, bei ExpertInnen und einem Zukunftsforscher nachgefragt, wie man Österreich wieder auf Kurs bringt.

AUF SCHLEICHWEGEN NACH OBEN
Erst vor wenigen Tagen präsentierten Wifo und IHS ihre Wirtschaftsprognosen für das Gesamtjahr 2016. Dabei meinte Wifo-Chef Karl Aiginger: „Österreich schleicht sich langsam aus der Krise nach oben heraus.“ Auch IHS-Experte Helmut Hofer ist verhalten optimistisch: „Die Konjunkturerholung festigt sich. Wir wachsen wieder gleich schnell wie die Eurozone.“ Doch die Arbeitslosenquote bleibt hoch. Laut Wifo wird sie in diesem Jahr auf 9,2 und 2017 sogar auf 9,6 Prozent klettern. Auch Herwig Schneider, Leiter des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), sieht große Herausforderungen für die Zukunft: „Österreich ist ins europäische Mittelmaß abgerutscht, und jetzt bewegen wir uns bestenfalls seitwärts. Schade, denn das kostet uns viele Arbeitsplätze und damit Wohlstand.“

SCHRECKSEKUNDE MASCHINEN-STEUER
Auch wenn der neue Kanzler kurz den Gedanken einer Maschinen-Steuer gefasst hat, so scheint diese zum Glück wieder vom Tisch. IWI-Chef Schneider: „Gerade hinsichtlich stagnierender Investitionen wäre eine Maschinen-Steuer oder Wertschöpfungsabgabe das absolut falsche Signal. Eine Wertschöpfungsabgabe würde zudem den technischen Fortschritt bremsen und sich ungünstig auf die Produktivität, den Reallohn und die Investitionstätigkeit in Österreich auswirken.“ Zudem stünden gerade jetzt wichtige Investitionen im Zuge von Industrie 4.0 und einer europaweiten Digitalisierung an. Würde man diese durch eine Wertschöpfungsabgabe verteuern, würde man die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen abermals schwächen. Auch die Idee einer Arbeitszeitverkürzung kommt bei den Ökonomen weniger gut an. IHS-Experte Hofer: „Ein Wirtschaftswachstum, das nicht erzielt wird, kann auch nicht verteilt werden.“

FÜNF-PUNKTE-ARBEITSPLAN
Christian Kern und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) haben sich in einem Fünf-Punkte-Arbeitsplan auch zur Aufgabe gemacht, schnell zu handeln. Sie wollen in den nächsten Monaten in den Bereichen Wirtschaft und Arbeitsmarkt, Innovation und Forschung, Entbürokratisierung, Bildung sowie Asyl, Integration und Sicherheit Programme vorlegen, die schnelle Hilfe versprechen. Wie die einzelnen Programme im Detail aussehen werden, ist noch nicht abzuschätzen. Doch anders als andere Regierungen will man das Rad nicht neu erfinden, sondern auf die vielen bereits vorliegenden Inputs von Rechnungshof, Bildungsarbeitsgruppen und sonstigen Projektgruppen zurückgreifen.

AUS DEM INVESTITIONSTIEF
Wenn es nach den ÖkonomInnen geht, braucht es schnell greifende und hochwirksame Maßnahmen. IWI-Chef Schneider: „Wichtig wären jetzt Investitionsanreize für heimische Unternehmen, um die wirtschaftlichen Aktivitäten zu pushen. Zum Beispiel würde eine vorzeitige Abschreibung von Investitionen in Wirtschaftsgüter die Investitionstätigkeit ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen.“ Doch mittel- bis langfristig müssen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundsätzlich optimiert werden. Auch eine Idee, die besonders den Start-ups neuen Schub geben würde, ist ein Beteiligungsfreibetrag von 100.000 Euro für private InvestorInnen, die sich an Neugründungen oder KMU beteiligen. Nahezu alle heimischen Wirtschaftstreibenden fordern vor allem Entbürokratisierung und Deregulierung. Nur so könnten Unternehmen schnell auf geänderte Rahmenbedingungen reagieren und im Wettbewerb bestehen.

BILDUNG BRAUCHT VERÄNDERUNG
Das große Zukunftsthema ist eine Bildungsreform in Österreich. Im Juni konnte bereits ein kleiner Erfolg mit dem Beschluss des Schulrechtspakets erzielt werden, das den Schulen mehr Autonomie und Gestaltungsspielraum gibt, doch der große Wurf fehlt noch. Noch immer lähmt das Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern eine echte Bildungsreform. Zudem sind die Fronten gerade im Bildungssektor emotional besetzt. Ob es die neue Regierung hier schafft die Weichen auf Zukunft zu stellen, bleibt abzuwarten. Was hingegen sicher ist: Die Wirtschaft braucht gut ausgebildete MitarbeiterInnen, und die fehlen derzeit in vielen Sektoren.

NULL-ZINS-POLITIK ALS CHANCE
Lässt die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank besonders bei den SparerInnen wenig Freude aufkommen, so freut sie andererseits den Staatshaushalt. 2005 musste die Republik Österreich noch rund zwölf Prozent der Steuereinnahmen für die Zinslast der Staatsschulden ausgeben, 2015 waren es nur noch acht Prozent. IWI-Chef Schneider: „Hier spart sich die Republik jedes Jahr Milliarden Euro. Diese frei werdenden Mittel sollten natürlich auch für die Senkung der Staatsverschuldung verwendet werden, aber auch für den Bildungs- und Forschungsbereich. Zudem könnte man damit enorme Investitionsanreize für die heimische Wirtschaft setzen.“

Hans RothHans Roth, Unternehmensgründer und Ausichtsratsvorsitzender Saubermacher Dienstleistungs AG
Das Unternehmen beschäftigt rund 3.200 MitarbeiterInnen in acht Ländern, ist Komplettanbieter in der Entsorgung und Verwertung gefährlicher und nicht gefährlicher Abfälle und betreut rund 42.000 KundInnen und 1.600 Kommunen.
„Österreichische Unternehmen sind in vielen Bereichen bereits Weltklasse, und es muss nicht immer alles neu erfunden werden. Was die heimischen Unternehmen aber brauchen, sind Exportinitiativen. Eine weitere Möglichkeit, Impulse für den Wirtschaftsstandort zu setzen, wären PPPModelle. Diese Partnerschaften zwischen Kommunen und privaten Unternehmen belasten das Budget nicht und schaffen gleichzeitig Arbeitsplätze. Hier müssen die öffentlichen Stellen einfach mehr Vertrauen zu den privaten Unternehmen haben und nicht immer mit Vorbehalten in solche Partnerschaften gehen. Zudem würde ich mir wünschen, dass endlich Bewegung in die Themen Bildung, Forschung und Entwicklung und auch in die überbordende Verwaltung reinkommt. Gerade die Bürokratie ist lähmend für die heimische Wirtschaft. Es sind die vielen kleinen bürokratischen Hürden, die heimische UnternehmerInnen wirklich frustrieren. Lange Genehmigungsverfahren, zahllose und unsinnige Verwaltungsakte und über die Bundesländer hinweg nicht abgestimmte Verwaltungsregeln, die uns das Leben schwer machen.“

Martin GerhardusMartin Gerhardus,  Geschäftsführer und Mitbegründer  von „Myplace-Selfstorage“ 
Der Spezialist für die Vermietung von Lagerräumen hat den Hauptsitz in Wien und ist in Österreich, Deutschland und der Schweiz aktiv. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 137 MitarbeiterInnen und betreut 25.800 KundInnen
„Österreich ist für uns ein guter Standort, denn wir haben Rechtssicherheit und gut ausgebildete MitarbeiterInnen. Zudem sind die ÖsterreicherInnen ein fleißiges Volk, das auch etwas weiterbringen will. Doch in den letzten Jahren ist der Konjunkturmotor ins Stocken geraten, denn die Wirtschaft wird in ausufernder Bürokratie erstickt. Der Gedanke, dass die Verwaltung dem Volk und nicht sich selbst dient, scheint oft in den Hintergrund getreten zu sein. Es gibt zahlreiche Behinderungen von Seiten der Verwaltung, die nicht notwendig sind und nur wirtschaftshemmend wirken. Ich erwarte mir vom Staat nicht, dass er direkt Jobs schafft, sondern dass er die Rahmenbedingungen so gestaltet, dass Unternehmen wieder Jobs schaffen können. Hält dieser Servicegedanke am Volk wieder Einzug in Politik und Verwaltung, dann werden wir auch mit dem Wirtschaftswachstum kein Problem mehr haben.“

Constantin SimonConstantin Simon, Mitbegründer von NIXE Bier und Die Lieferei
Zuerst war er Model und lebte in Mailand und Berlin. Er gründete bereits einen Online-Schuhversand und verkaufte ihn erfolgreich. 2012 startete er mit NIXE Brau: Das österreichische Start-up aus Wien braut  das Low-Carb-Bier „NIXE Extra Dry“. Simon ist außerdem Gründer des alternativen Getränkeversands Die Lieferei. 
„Grundsätzlich bin ich damit zufrieden, wie es in Österreich läuft. Aber die Bürokratie ist gerade für JungunternehmerInnen eine echte Hürde. Sie frisst große Ressourcen, die wir viel sinnvoller in eine Geschäftsentwicklung stecken könnten. Gerade beim Thema Förderungen braucht es dringend mehr Transparenz und eine Entschlackung des bürokratischen Aufwands. Sehr schlecht sind in Österreich die Rahmenbedingungen bei Investitionen und Beteiligungen. Die meisten Start-ups haben Schwierigkeiten bei Beteiligungen ab einem Volumen von einer Million Euro. Viele lösen das Problem bisher dadurch, dass sie in Großbritannien oder Deutschland eine eigene Firma gründen, weil es dort deutlich bessere steuerliche Voraussetzungen für InvestorInnen gibt. Es braucht hier dringend Beteiligungsfreibeträge und ein deutlich freundlicheres Klima für InvestorInnen, dann würde man der Start-up-Szene einen echten Schub geben. Besonders mühsam ist in Österreich übrigens das Notariatswesen. Kann in Großbritannien ein Bürokollege als Zeuge auftreten, braucht es hierzulande einen komplizierten und vor allem teuren Notariatsakt sowie eine Zwangsschaltung in der Wiener Zeitung. InvestorInnen aus den USA und Großbritannien das zu erklären, ist immer eine Herausforderung.“

Das 185-Millionen-Eruo-Start-Up.Paket der Regierung

Die neue Regierung hat zu Sommerbeginn das große Startup-Paket verabschiedet. Es umfasst Maßnahmen im Rahmen von 185 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre. Bis 2020 soll dieses Paket 50.000 Neugründungen auslösen und bis zu 15.000 neue Jobs schaffen. Hier ein Überblick über die wichtigsten Punkte des neuen Start-up-Pakets:

ENTLASTUNG BEI LOHNNEBENKOSTEN
Die ersten drei Mitarbeiter von innovativen Start-ups sollen für drei Jahre von den Dienstgeberbeiträgen entlastet werden. Dabei werden diese im ersten Jahr zu 100 Prozent, in den darauf folgenden Jahren zu zwei bzw. zu einem Drittel ersetzt. Pro Jahr soll das etwa 30.000 Euro Ersparnis bringen und die Lohnnebenkosten eines neu gestarteten Unternehmens um bis zu 25 Prozent reduzieren.

RISIKOKAPITALPRÄMIEN FÜR INVESTORINNEN
Unterstützt werden kumulierte Investitionsbeträge von bis zu 250.000 Euro pro Jahr, wobei maximal 20 Prozent des Beteiligungsbetrags rückerstattet werden. Das soll Beteiligungen von PrivatinvestorInnen an Jungunternehmen fördern. Das Programm wird durch die aws abgewickelt. Die Einreichung erfolgt online über den aws-Fördermanager. Bezugsfähig sind natürliche und juristische Personen, aber keine Fonds.

STÄRKUNG DER AWS GARANTIEN
Derzeit übernimmt die Förderbank aws pro Jahr Garantien im Ausmaß von rund 200 Millionen Euro. Dieses Volumen soll auf Basis neuer Vergabekriterien um 100 Millionen Euro aufgestockt werden. Das soll Unternehmen zusätzliche Investitionen in Innovation und Wachstumsprojekte in Höhe von 350 Millionen Euro ermöglichen.

NEUE RECHTSFORM MITTELSTANDFINANZIERUNGSGESELLSCHAFT (MIFIG)
Für PrivatinvestorInnen soll es attraktiver werden, Risikokapital für Klein- und Mittelbetriebe zur Verfügung zu stellen. Für InvestorInnen in einer MiFiG gibt es bis zu 15.000 Euro Steuerbefreiungen für Ausschüttungen. Die maximale Beteiligungshöhe pro Zielgesellschaft wird von 1,5 auf 15 Millionen Euro pro Zielgesellschaft und Beteiligungszeitraum erhöht.

PATENT-CHECKS FÜR START-UPS
Start-ups erhalten eine Gutschrift von 10.000 Euro für Leistungen der Patentämter in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die Gutschrift entspricht 80 Prozent der Leistung, 2.500 Euro sind vom Start-up zu bezahlen. Zudem sollen neue Regelungen einen frühen Schutz von „geistigem Eigentum“ gewährleisten.

"NICHT DIE NERVEN VERLIEREN"

Matthias HorxDer Zukunftsforscher Matthias Horx über die Zukunft der Arbeit und warum wir in Krisen Chancen sehen müssen.

Herr Horx, dIe krIse scheInt hHeute allgegenwärtIg. müssen wIr lernen damIt zu leben?
Matthias Horx: Es ist entscheidend, dass wir Krisen auch als Erfahrung lesen können, in der sich etwas verändert. Man soll nicht immer nur Angst vor Krisen haben, sondern in sie reingehen, sie akzeptieren. Man muss die Chance sehen und darf die Nerven nicht verlieren. Es beginnt bei der Politik und zieht sich bis ins private Leben hinein. Wenn wir uns mit der Zukunft beschäftigen, wird es darum gehen, wie wir es jetzt schaffen wieder mehr die Chancen und Lösungen zu sehen. 

Aber es gibt immer mehr Arbeitslose und das wächst sich zu einem riesigen Problem aus.
Horx: Die Dimensionen sind massiv übertrieben. Wir haben in Österreich einen Arbeitsmarkt, der durch Verhärtungen und nicht durch Flexibilität geprägt ist. Wir verzeichnen leicht steigende Arbeitslosenquoten, die aber nichts zu tun haben mit diesen apokalyptischen Vorstellungen, die man früher immer hatte. In Deutschland sehen wir seit vielen Jahren sinkende Arbeitslosenquoten, das liegt an einer Flexibilisierung von Arbeit. 

Was bedeutet das? 
Horx: Immer mehr Menschen werden eben nicht mehr diese Normarbeitszeiten wie früher haben. Lebenslang bei einer Firma, acht Stunden am Tag. Die Arbeitswelt wird sich geschmeidiger gestalten. Wir wissen im Grunde, wie es geht, wir müssen nur aufhören, auf Probleme zu starren. Wenn wir das Lösungsdenken verweigern und immer nur Probleme festnageln, kommen wir keinen Meter weiter.

Ist diese Angst also unbegründet? 
Horx: Wir diskutieren es immer so, wie es uns die Alarmisten vorgeben. Nämlich so, dass demnächst alle Arbeitsplätze abgeschafft werden. Und zwar auch die ganz besonderen: die PsychologInnen, die DoktorInnen. Ich habe mir einmal angeschaut, welche Jobs sich wie abschaffen sollen. Das Denkmodell dahinter geht in Richtung einer industriellen Weltbetrachtung, wo man bei einem Barmann denkt, dass die Tätigkeit die ist, hinter der Bar zu stehen. Wenn sie das glauben, dann können sie ihn in der Tat durch einen Roboter ersetzen. Es hat aber viel mit menschlichen Beziehungen zu tun, das wird in diesen Modellen oft vernachlässigt. 

Wie weit und in welchen Bereichen werden die Maschinen die Arbeit der Menschen tatsächlich übernehmen können?
Horx: Wir können davon ausgehen, dass alles, was maschinisierbar ist, auch maschinisiert wird. Also jede Arbeit, die wiederholend und redundant ist. Wo menschliche Kreativität oder Kommunikation nicht vorkommt, werden früher oder später Maschinen eingesetzt. Aber gleichzeitig entstehen immer mehr komplexere Dienstleistungen, Wissens- und Kommunikationsarbeit. Wo etwas wegfällt, wird an anderer Stelle etwas Neues entstehen. Die Frage ist aber, ob wir immer gleich übertreiben müssen. Seit es die Industriegesellschaft gibt, haben wir die Vermutung, dass die Arbeitsplätze wegfallen. Aber es gibt offensichtlich diesen Adaptionsmechanismus im modernen Gesellschaften, dass immer neue Jobs entstehen. 

Arbeit und Privatleben verschmelzen immer mehr. Liegt hier die Zukunft?
Horx: Es entstehen Mischformen aus Wohn- und Arbeitsgemeinschaften. Die ständige Erreichbarkeit und die Zeitstrukturierungs-Problematik sind natürlich irre. Hier muss man das Prinzip weiterentwickeln, Stufen von Rückzugsmöglichkeiten schaffen. Heimarbeit allein kann furchtbar unproduktiv sein, weil man dauernd abgelenkt ist. Aber man kann das lernen, durch ein bisschen Architektur und eine innere Disziplin.

Wir werden also alle bald von zu Hause arbeiten?
Horx: Wir gehen davon aus, dass die Büroarbeitsform der Zukunft so sein wird, dass man zwei, zwei, eins mixt. Zwei Tage ist man unterwegs und arbeitet dort. Zwei Tage ist man im Büro, weil man Menschen braucht, mit denen man auch kommuniziert, und einen Tag arbeitet man zu Hause. Diese Mischung stellt sich so her, weil wir komplexe Wesen sind. Wir haben all diese Bereiche, wenn man das geschickt und richtig mixt, dann funktioniert es. 

Wie sehen Sie die Allgemeine Entwecklung der EU? 
Horx: Ich bin ein glühender Vertreter der EU, ich würde gerne einen europäischen Pass haben, damit dieses Theater aufhört. Die Frage ist, ob diese Nationalstaaten noch beschreiben, was in der modernen globalen Gesellschaft passiert. Da haben wir in den nächsten Jahrzehnten noch blutige Erfahrungen mit Renationalisierung vor uns. Wir waren wahrscheinlich die letzten 20 Jahre zu euphorisch. Diese Idee, dieses plötzlich geborene Europa haben wir ein bisschen blauäugig gesehen und da sind viele Hausaufgaben auch nicht gemacht worden. Die Flüchtlingskrise ist in der Tat eine, die uns gezeigt hat, dass wir Europa in dem Punkt wirklich zusammenführen müssen, sonst wird es nicht funktionieren.