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Economy

+2 Grad - Kampf dem Klimawechsel

Ausgabe #3 Juli/2021 • NACHHALTIGKEIT

DER KLIMAWANDEL IST NICHT LÄNGER ZU LEUGNEN. DABEI GEHT ES UM NICHTS WENIGER ALS UM DIE ZUKUNFT DER MENSCHHEIT. ERSTE BANK UND SPARKASSENGRUPPE SEHEN SICH HIER ALS EIN WICHTIGER MULTIPLIKATOR DER WIRTSCHAFT. MEHR NOCH, DENN JEDE UND JEDER EINZELNE KANN MIT DEM EIGENEN ERSPARTEN EIN STARKES ZEICHEN BEIM KLIMA- UND UMWELTSCHUTZ SETZEN.

Hitzesommer, Tornados, Starkregen und schmelzende Gletscher – die Folgen der Klimakrise sind fast schon jeden Tag am eigenen Leibe spürbar, und die ExpertInnen sind sich einig: Die Lage ist ernst. Im 20. Jahrhundert ist die globale Durchschnittstemperatur um 0,74 Grad Celsius gestiegen. Ab einer Erwärmung um zwei Grad Celsius berechnen ExpertInnen katastrophale Folgen. Zum Beispiel würde der Meeresspiegel um rund 50 Zentimeter ansteigen und Küstenregionen sowie flache Inseln wie die Fidschis würden überschwemmt. Das wiederum würde Hungersnöte auslösen, was Millionen von Klimaflüchtlingen zur Folge hätte. Schafft es die Menschheit, den Temperaturanstieg unter zwei Grad zu halten, können zumindest die schlimmsten Folgen des Klimawandels abgewendet werden.

POLITIK ERKENNT NOTWENDIGKEIT

Die politischen Eliten haben erkannt, dass gehandelt werden muss. Bereits 2019 präsentierte die EU-Kommission den Green Deal und die USA sind zurück auf der internationalen Klimabühne. 40 Staats- und Regierungschefs folgten im Frühjahr der Einladung Joe Bidens zum virtuellen Klimagipfel, wo man sich hochgesteckte Ziele setzte. Unter anderem will Biden die Emissionen der USA bis 2030 auf die Hälfte des Niveaus von 2005 drücken. Andere folgten der Vorgabe, teils unter dem Druck der Gruppe. Das ohnehin ehrgeizige Großbritannien hat für 2035 ein neues Ziel verkündet, während sich die EU gerade noch rechtzeitig auf 55 Prozent bis 2030 einigen konnte. Japan hat sein zuvor sehr schwaches Ziel für 2030 annähernd verdoppelt, Kanada hat ebenfalls nachgebessert und Südkorea hat ein neues Ziel angekündigt. Selbst aus China kam immerhin die etwas kryptische Aussage, man wolle den Zuwachs des Kohleverbrauchs „strikt begrenzen“.

LANGER WEG

Doch viele ExpertInnen und UmweltschützerInnen fordern noch rigidere Ziele. Ihrer Meinung nach braucht es tiefgreifendere Maßnahmen, soll die Erderwärmung bis 2030 unter den angepeilten zwei Grad gehalten werden. Denn schon jetzt hat sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um rund 1,2 Grad Celsius erhitzt. Der US-Klimabeauftragte John Kerry betonte: „Niemand wird darum gebeten, ein Opfer zu erbringen.“ Vielmehr biete entschlossenes Handeln gegen die Klimakrise die Möglichkeit, Bereiche wie Gesundheit, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Sicherheit zu verbessern. Das steigende Engagement der Staaten für das Klima soll nicht nur den Globus retten, sondern auch ein neuer Motor für die Wirtschaft werden. US-Präsident Biden sieht im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe große wirtschaftliche Chancen. Beim Online-Klimagipfel meinte er, dass der Kampf gegen die Erderhitzung eine Gelegenheit sei, Millionen gut bezahlter Jobs rund um den Erdball zu schaffen – etwa durch den Ausbau von Elektromobilität oder erneuerbaren Energien.

ERSTE GROUP HANDELT

Die Erste Group reagiert auf die erhöhte Gefahr steigender globaler Temperaturen und verschärfte umgehend ihre Finanzierungsparameter für Aktivitäten im Zusammenhang mit Kraftwerkskohle. Bernd Spalt, CEO der Erste Group (siehe Interview Seite 10): „Die Corona-Pandemie ist eine offensichtliche Chance für einen ökologischen Umschwung der gesamten Wirtschaft. Ich bin der Überzeugung, dass zukünftiges Wachstum aus nachhaltigen Projekten kommen muss.“ Deshalb verpflichtet sich die Erste Group, ihre Finanzierungen für die Sektoren Kraftwerkskohleabbau und Kohleverstromung schrittweise zu reduzieren. Ziel ist, das Netto-Engagement bis 2030 auf null zu reduzieren. Als Ergebnis der aktualisierten Richtlinie sind neue Direktfinanzierungen von kohlespezifischen Investitionen oder Cashflows im Zusammenhang mit dem Kohleabbau, der Kohleverarbeitung, der Koksverarbeitung und der kohlebasierten Energieerzeugung nicht mehr zulässig. Ausgeschlossen werden zudem Förderungen zur Erweiterung, Modernisierung und Wartung bestehender Anlagen sowie die Finanzierung von Lieferketten, die sich direkt der Erstellung von Anlagen des Kohlebergbaus oder kohlebasierter Kraftwerke widmen. Darüber hinaus werden Unternehmen oder Unternehmensgruppen, die ihre (installierten) Kapazitäten im Bereich des Kohlebergbaus oder der Kohleverstromung erweitern, sowie Unternehmen, die mehr als 25 Prozent ihrer Einnahmen aus dem Kohlesektor erzielen, nicht mehr finanziert. Auch der Handel mit Kohle als Rohstoff sowie die Lagerung und Verarbeitung von Kohle werden künftig nicht mehr durch die Erste Group finanziert.

GELDANLAGE WICHTIGER HEBEL

KonsumentInnen können nicht nur mit dem Kauf von Bio-Eiern oder der Plastiksackerl-Vermeidung einen Beitrag für den Klimaschutz leisten. In der Geldanlage steckt ein großer Hebel und viel Potenzial. Von Jahr zu Jahr fließen immer größere Geldmittel in nachhaltige Finanzprodukte. Unternehmen, die die strengen Vorgaben nicht erfüllen, fallen bei den nachhaltigen Investoren durch. Das bringt zum Beispiel Kohle-, Waffen- und Auto-Konzerne zunehmend unter Druck und zum Umdenken. Laut aktueller Studie des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) haben 2020 PrivatanlegerInnen ihr Engagement im Bereich der nachhaltigen Geldanlage deutlich gesteigert. Insgesamt flossen 2020 zwölf Milliarden Euro in grüne Fonds. Das sind um 5,25 Milliarden Euro mehr als zum Jahresende 2019. Ein Pionier der Branche ist die Erste Asset Management. Von den 72 Milliarden Euro, die die Fondstochter der Erste Group für ihre KundInnen verwaltet, stecken heute bereits fünf Prozent in Fonds, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind. Eine Veranlagung von Vermögen in nachhaltige Fonds bietet nicht nur die Chance, den Wert seines Geldes zu erhalten oder sogar zu vermehren, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz.

Zeichnung: Dina Gerersdorfer