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Wohnbaustudie 2021: Immer weniger Menschen können sich Eigentum leisten

Ausgabe #3 Juli/2021 • NACHHALTIGKEIT

72 PROZENT DER ÖSTERREICHER_INNEN SIND ZUFRIEDEN MIT IHRER AKTUELLEN WOHNSITUATION. 55 PROZENT DER ÖSTERREICHER_INNEN WOHNEN IM EIGENTUM, ABER 39 PROZENT WOLLEN EIGENTUM ERWERBEN. DAS SIND 10 PROZENT WENIGER ALS NOCH 2019.

Die Wohnstudie von IMAS International im Auftrag der Erste Bank, Sparkassen und s Bausparkasse im Frühjahr 2021 mit 1.350 Befragten gibt ein klares Bild über die aktuelle Wohnsituation in Österreich. Obwohl die ÖsterreicherInnen in den vergangenen Monaten sehr viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht haben, ist die Zufriedenheit mit der eigenen Wohnsituation deutlich gestiegen. Heute sind 72 Prozent der Befragten „sehr zufrieden“ mit ihrer Wohnsituation. 2020 waren es nur 66 Prozent. Christian Reingruber, Vorstandsvorsitzender der s Bausparkasse, dazu: „Aber in den vergangenen Monaten spielte das Thema Wohnen nur eine untergeordnete Rolle. Die Themen Gesundheit und Jobsicherheit waren sicher die dominierenderen Themen bei den Österreicherinnen und Österreichern.“

Familie Woerle
Wohnstudie 2021
Grafik: Erste Bank, s Bausparkasse

DER WUNSCH NACH MEHR PLATZ

Was sich aber deutlich zeigt, ist, dass EigentümerInnen wesentlich zufriedener (plus 20 Prozent) mit ihrer Wohnsituation sind als MieterInnen. Reingruber: „Ein Unterschied in der Zufriedenheit zwischen Mieterinnen und Mietern und Eigentümerinnen und Eigentümern hat zwar schon immer bestanden, aber 2021 ist dieser weiter gestiegen.“ Aus der aktuellen Wohnstudie geht klar hervor, dass sich jeder fünfte Befragte (21 Prozent) mehr Platz wünschen würde. Christian Reingruber: „Gerade in Zeiten von Lockdowns, Homeoffice und Homeschooling konnte es in einer Wohnung sehr schnell eng werden.“ Besonders junge Erwachsene zwischen 18 und 34 Jahren (37 Prozent), MieterInnen (33 Prozent) und Mehrpersonenhaushalte (33 Prozent) hätten derzeit das Bedürfnis nach mehr Wohnfläche.

EIGENTUMSERWERB WIRD SCHWIERIGER

39 Prozent aller MieterInnen geben an, in den nächsten Jahren Eigentum erwerben zu wollen. Setzt man diesen Wert allerdings in Relation zu den Befragungsergebnissen von vor drei Jahren, zeichnet sich eine traurige Tendenz ab: 2018 wollten noch 49 Prozent Eigentum erwerben, heute sind es um 10 Prozent weniger. Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank: „Die Wohnstudie 2021 liefert hier eine klare Antwort für diesen deutlichen Rückgang: Fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten gibt an, dass sie zwar gerne Eigentum erwerben möchten, sich dieses aber nicht leisten können.“ Besonders davon betroffen ist die Altersgruppe der 18-bis-35-Jährigen (54 Prozent), also genau jene Zielgruppe, die sich ersten Wohnraum schaffen möchte.

72 PROZENT AM LAND WOHNEN IM EIGENTUM

Beim Verhältnis von Eigentum und Miete gibt es in Österreich besonders zwischen Stadt und Land große Unterschiede. Während am Land 72 Prozent der Personen in ihrem eigenen Heim wohnen, sind es in Wien nur 25 Prozent der Befragten. Neben dem allgemeinen Stadt-Land-Gefälle spielt hier im Speziellen ebenso die traditionelle Versorgung mit gemeinnützigen bzw. geförderten Wohnungen eine Rolle. Christian Reingruber: „Der niedrige Eigentumsanteil im urbanen Raum hängt unmittelbar mit der Preissituation zusammen. Überall dort, wo Immobilien noch günstig zu haben sind, wird gekauft und nicht gemietet. Im derzeit vergleichbar günstigen Burgenland ist zum Beispiel der Eigentumsanteil mit 77 Prozent am höchsten in Österreich.“