Sparkassen Zeitung

5 Fragen an

Fünf Fragen an Bernd Schlacher

Ausgabe # Juli/2022 • FINANZIELLE GESUNDHEIT

BERND SCHLACHER, DER GASTRONOM UND HOTELIER ÜBER EIN SORGENFREIES FINANZLEBEN, DEN UMGANG MIT GELD UND DIE BEDEUTUNG VON WOHLTÄTIGKEIT.

1. WAS BEDEUTET FÜR SIE FINANZIELLE GESUNDHEIT?

Dass man sich ohne Sorgen seinen Lebensunterhalt leisten kann und nicht arbeiten muss, bis man irgendwann einmal tot umfällt. Finanzielle Gesundheit bedeutet für mich aber auch, dass man sozial abgesichert ist. Hier spielt das soziale System in Österreich eine entscheidende Rolle, um Menschen in Krisen wie der Altersarmut oder bei einem Jobverlust zu helfen – denn das kann sehr schnell gehen. Ich spreche gar nicht davon, dass man sich Luxusartikel leisten können muss, sondern davon, dass man sich ein normales und gutes Leben leisten kann. Als Unternehmer:in hat man, vor allem in meiner Branche, aber nie wirklich finanzielle Gesundheit erreicht, gerade nach drei Jahren Coronakrise und aktuell im Ukraine-Krieg. Denn man denkt auch immer an seine Mitarbeiter:innen und will, dass alles weiter funktioniert.

2. VIELE JUNGE MENSCHEN VERSCHULDEN SICH UND ES WERDEN IMMER MEHR, DIE SCHON FRÜH FINANZIELLE SORGEN HABEN. WAS KANN MAN DAGEGEN TUN?

Man muss schon bei der Erziehung ansetzen – in der Schule ebenso wie in den Familien selbst. Konkret, indem man jungen Menschen beibringt, wie sie mit Geld umgehen sollen. Auch die Eltern müssen das ihren Kindern unbedingt vorleben. Ich finde es darüber hinaus essenziell, dass man jungen Menschen keine Luxusartikel-Kredite genehmigt.

3. WAS IST FÜR ERFOLGREICHES UNTERNEHMERTUM IHRER MEINUNG UND ERFAHRUNG NACH WICHTIGER: FINANZIELLE RISIKOBEREITSCHAFT ODER NACHHALTIGES DENKEN?

Wenn man kein Risiko eingeht, wird man auch kein Geschäft gründen können, denn das ist immer auch mit einem gewissen Risiko verbunden. Ohne Risikofreudigkeit hätte Steve Jobs nie Apple gegründet und wir hätten heute kein iPhone. Aber natürlich gehört auch bedachtes Handeln dazu. Denn das eine schließt das andere ja nicht aus.

4. WORAUF LEGEN SIE BEI IHREN PROJEKTEN IN FINANZIELLER HINSICHT WERT?

Ganz am Anfang meiner beruflichen Laufbahn war ich noch nicht so risikofreudig. Aber ich habe immer darauf Wert gelegt, dass ich meine Projekte alle ohne viele Mitarbeiter:innen und ohne große Fixkosten stemme. Das war mir wichtig.

5. SIE ENGAGIEREN SICH REGELMÄSSIG FÜR WOHLTÄTIGE PROJEKTE. IST SPENDEN EIN ASPEKT VON FINANZIELLER GESUNDHEIT?

Spenden ist immer wichtig. Im Kleinen wie im Großen, privat oder als Unternehmen. Ich bin deshalb sehr dafür, dass man sich, wenn es möglich ist, ein Projekt sucht, das man finanziell unterstützt. Ich glaube, es ist für die eigene Psyche wichtig, aber es wird in unserer Gesellschaft auch immer Schwächere und Stärkere geben. Und wenn man zu den finanziell Stärkeren gehört, finde ich es relevant, dass man etwas tut. Es ist meiner Meinung nach fast schon eine Pflicht. Wir unterstützen deshalb zum Beispiel ein Sozialprojekt in Afrika, das sich um HIV-positive Kinder kümmert.

INFO: Der gebürtige Steirer übernahm 1991 das Wiener Restaurant Motto und machte es zu einem Kult-Lokal. Danach gründete der zweifache Vater unter anderem ein Catering-Unternehmen, das Lokal Motto am Fluss sowie das Boutique-Hotel Motto mit eigener Bäckerei. www.mottoamfluss.at