Sparkassen Zeitung

Land und Märkte

Der lautlose Motor

Ausgabe #5/2015 • Trends

Der einzige aktuelle Wachstumstreiber sind die Exporte.

Die Meldung kommt allmonatlich: doch selbst die Qualitätszeitungen widmen ihr bestenfalls einen knappen Zweispalter. Dabei geht es um den gegenwärtig einzigen wirklich funktionierenden Wachstumsmotor der österreichischen Wirtschaft. Die heimischen Exporte sind wieder auf Wachstumskurs, doch die Öffentlichkeit nimmt davon wenig Notiz.

Sehr zu Unrecht: Denn die für 2015 angesagten, ohnehin international recht bescheidenen 0,9 Prozentpunkte Wachstum des BIP verdanken wir größtenteils der Exportkonjunktur, betonen die WirtschaftsforscherInnen in ihren ersten Jahreszusammenfassungen. Die bisher vorliegenden Zahlen belegen die Motorfunktion. Von Jänner bis August dieses Jahres stiegen die Ausfuhren um 2,5 Prozent, während die Einfuhren um nur 1,2 Prozent zunahmen. Damit hat sich erfreulicherweise auch der Importüberschuss gegenüber 2014 halbiert. Der August signalisierte einen Exportschub, der sich – so die ExpertInnen – bis Jahresende fortsetzen könnte.

Österreichs Exporte 2014

Die Exporte legten um 6,7 Prozent zu und übertrafen neuerlich das Einfuhrwachstum. Mehr als 40.000 österreichische Unternehmen sind derzeit regelmäßig als Exporteure tätig. Das Gesamtvolumen der Ausfuhren wird 2015 knapp an der 130-Milliarden-Euro-Marke liegen. Das sind gut 40 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts.

 

Streuung der Exporte über die EU hinaus

Dieser Erfolg kommt nicht automatisch, wie das seltsam geringe Interesse der Öffentlichkeit vermuten lässt. Eine Ausfuhrleistung von etwa 355 Millionen Euro je Kalendertag (!) muss im internationalen Wettbewerb hart erwirtschaftet werden. Vornehmlich von der Industrie, aber auch von einer die Industrieexporte professionell begleitenden Dienstleistungswirtschaft. Deren Anteil – etwa bei Planung, Montage und operativer Führung installierter Anlagen – wird immer größer. Mehr als 500 österreichische Produktionsbetriebe verfügen mittlerweile über einen Exportanteil von mehr als 85 Prozent. In nicht wenigen Unternehmen erreichen die Ausfuhrquoten sogar mehr als 95 Prozent des Gesamtumsatzes.

Dazu braucht es einige Voraussetzungen: hohe Forschungsintensität, dynamische Innovationsaktivitäten, eine professionelle Vertriebsorganisation sowie gegebenenfalls ein Netz von Kooperationspartnern, mit denen man gemeinsam auf den Weltmärkten auftritt. Die Struktur der österreichischen Exporte hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Der Anteil der 28 EU-Länder an den heimischen Ausfuhren sank auf rund 68 Prozent. Gleichzeitig steigt die Bedeutung der sogenannten Drittstaaten. Das heißt, die Streuung der Exporte über die EU hinaus nimmt deutlich zu. Damit wird die Ausfuhrwirtschaft ein Stück unabhängiger von regionalen Konjunkturschwankungen auf den Zielmärkten.

Zugenommen hat in den vergangenen Jahren auch die Wertschöpfung der Exportprodukte. Es sind Maschinen und Fahrzeuge, die an der Spitze der exportierten Warengruppen stehen. Das alles braucht Zehntausende Leistungsträger in der Exportwirtschaft im weitesten Sinne. ForscherInnen, KonstrukteurInnen, MarketingexpertInnen, fremdsprachig sattelfeste VerhandlerInnen, JuristInnen, die sich legistisch auf Exportmärkten auskennen, ebenso wie ExpertInnen, die in der Projektfinanzierung ideenreich und sattelfest sind. Das sind die SystemerhalterInnen des Wachstumstreibers Export. Maschinisten des lautlosen Motors …

 

Österreichs Top-10-Exportpartner 2014 (in Millionen Euro)