Sparkassen Zeitung

Economy

Die Lust Gutes zu tun

Ausgabe #September/2022 • GEMEINWOHL

DIE ÖSTERREICHER:INNEN ENGAGIEREN SICH IN TAUSENDEN VEREINEN FÜR DAS GEMEINWOHL. NICHT ZULETZT MACHT GERADE DIE FREIWILLIGENARBEIT UNSER LAND REICH UND STARK. DIE IN DER REGION TIEF VERWURZELTE SPARKASSENGRUPPE FÖRDERT DIESES ENGAGEMENT MIT ZAHLREICHEN AKTIVITÄTEN.

Die offiziellen Statistiken zeigen, dass den Österreicher:innen das Gemeinwohl wirklich wichtig ist: Rund 46 Prozent der Menschen in Österreich leisten Freiwilligenarbeit. Etwa 31 Prozent sind in der formellen Freiwilligenarbeit tätig oder üben ein Ehrenamt aus. 30 Prozent engagieren sich informell. Also fast die Hälfte der Menschen, die in Österreich leben, setzt sich auf irgendeine Weise für andere Menschen ein. Dabei reicht das Spektrum vom Ehrenamt über formelle Freiwilligenarbeit bis hin zur Nachbarschaftshilfe. Übrigens, besonders engagiert sind die Tiroler:innen, wo sich 68 Prozent für das Gemeinwohl engagieren, gefolgt von der Steiermark mit 54 Prozent und Wien mit 52 Prozent.

DER MENSCH IST EIN SOZIALES WESEN
Die Motivation Gutes zu tun ist tief in unseren Genen verankert, schließlich ist der Mensch ein soziales Wesen, das die Gemeinschaft braucht. Das beweist unter anderem eine Langzeitstudie der Harvard University, bei der 700 Menschen über einen Zeitraum von 75 Jahren begleitet wurden. Es wurde untersucht, welche Faktoren dazu beitragen, dass wir unser Leben als ein glückliches empfinden. Praktisch alle Teilnehmer:innen gaben am Schluss der Studie zwischenmenschliche Beziehungen als wichtigsten Wert an. Wer Freiwilligenarbeit leistet oder für Katastrophenopfer spendet, fühlt Verbundenheit mit der Gemeinschaft. Auch in vielen anderen Studien wurde nachgewiesen, dass Menschen, die in ihrer Freizeit wohltätigen Aufgaben nachgehen, zufriedener sind als zum Beispiel nach einer Gehaltserhöhung. Die US-Amerikaner:innen haben sogar einen Namen dafür: Helper’s High. US-Neurowissenschaftler:innen konnten beweisen, dass beim Geldspenden dieselben Belohnungssysteme in unserem Gehirn aktiviert werden, wie wenn uns Gutes wiederfährt. In diesen Momenten werden in unseren Gehirnen Serotonin, Dopamin, Endorphin und Oxytocin freigesetzt, die unser Wohlgefühl deutlich ansteigen lassen. Zudem erfahren Menschen, die anderen helfen, viel Anerkennung und das steigert das eigene Selbstwertgefühl. Anderen Menschen zu helfen zahlt sich also aus. Nicht nur jene, denen geholfen wird, sondern auch die Helfer:innen profitieren auf vielen Ebenen.

ENORMER ÖKONOMISCHER WERT
Freiwilligenarbeit hat zwar keinen Marktpreis, aber einen wirtschaftlichen Wert, da sie per Definition eine produktive Tätigkeit ist. Die Stadt Wien wollte es im Jahr 2019 genauer wissen und hat das Kompetenzzentrum für Nonprofit-Organisationen und Social Entrepreneurship der WU (Wirtschaftsuniversität) Wien damit beauftragt, den wirtschaftlichen Wert von Freiwilligenarbeit für die Stadt Wien zu erheben. Keine einfache Aufgabe, denn das Volumen der Freiwilligenarbeit wird leider sehr oft nicht systematisch erfasst. Doch eine konservative Schätzung der Forscher:innen kommt zu dem Ergebnis, dass die Freiwilligenarbeit in Wien einen ökonomischen Wert von mindestens 680 Millionen Euro hat, was 0,19 Prozent des österreichischen BIPs beziehungsweise 0,75 Prozent des Wiener BIPs (2016) darstellt.

WOHLTÄTIGKEIT STIEG WÄHREND DER KRISE
Interessant ist, dass das Thema Wohltätigkeit weltweit während der Pandemie nicht kleiner, sondern größer wurde. Das unterstreicht auch der im März 2022 veröffentlichte World Happiness Report vom UN Sustainable Development Solutions Network, das sich auf globale Umfragedaten von Menschen in etwa 150 Ländern stützt. John Helliwell, einer der drei Gründungsredakteure des Berichts und emeritierter Professor an der Vancouver School of Economics der Universität von British Columbia, meinte im Rahmen der Pressekonferenz: „Die große Überraschung war, dass es weltweit einen sehr großen Anstieg bei allen Formen der Wohltätigkeit gab. Insbesondere die Hilfe für Fremde hat im Jahr 2021, im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie oder zu 2020, in allen Regionen der  Welt zugelegt.“ Laut Bericht liegt der globale Durchschnitt der drei Maßnahmen (Spenden, Hilfe, Freiwilligenarbeit) im Jahr 2021 um etwa 25 Prozent höher als vor der Pandemie.
Dieser Anstieg des Wohlwollens, der vor allem bei der Hilfe für Fremde zu verzeichnen war, sei ein aussagekräftiger Beweis dafür, dass die Menschen anderen in Not helfen und dadurch die Empfänger:innen glücklicher machen, anderen ein gutes Beispiel geben und sich selbst ein besseres Leben ermöglichen.

EIN SOZIALES GEWISSEN LOHNT SICH AUCH FÜR UNTERNEHMEN
Lange wurden Nachhaltigkeits- und Geschäftsziele in den Unternehmen getrennt gesehen. Viele Unternehmen erkennen mittlerweile aber, dass beide Bereiche als  einer gesehen werden müssen. Das zeigt auch die von Oracle im April 2022 veröffentlichte Studie „No Planet B“, bei der über 1.000 Entscheider:innen und Konsument:innen aus Deutschland befragt wurden, um festzustellen, wie sich das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext entwickelt. 65 Prozent der befragten Konsument:innen sind bereit, auf Produkte oder Dienstleistungen einer Marke zu verzichten, falls das Unternehmen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung nicht ernst nimmt. 83 Prozent würden dafür sogar höhere Preise in Kauf nehmen. Die Haltung der Kund:innen wird auch in der Chefetage wahrgenommen. 92 Prozent der befragten Entscheider:innen sind sich der Erwartungshaltung der Konsument:innen bewusst und wollen, dass Nachhaltigkeitskennzahlen klassische Erfolgsindikatoren ergänzen. Darüber hinaus wird der Themenkomplex Nachhaltigkeit auch im Recruitment immer wichtiger. Laut der Shell-Jugendstudie von 2019 gaben 59 Prozent der 12-bis-25-Jährigen an, ihnen sei „sehr wichtig“, im Job etwas Sinnvolles zu tun. Gutes zu tun, also sich für die Umwelt oder andere Menschen einzusetzen, stiftet Sinn und Unternehmen, die solche Aktivitäten ihrer Mitarbeiter: innen fördern, finden leichter junge Mitarbeiter:innen.

DEM GEMEINWOHL VERPFLICHTET
Die Sparkassen in Österreich stehen seit ihrer Gründung 1819 im Dienste des Gemeinwohls. Die von den österreichischen Sparkassen erwirtschafteten Gewinne werden zu einem großen Teil wieder in die Region investiert, in der die jeweilige Sparkasse tätig ist. Dabei sind die Tätigkeiten sehr vielfältig. Das Sponsoring reicht von zahlreichen sozialen, kulturellen und infrastrukturellen Projekten bis hin zu den Themen Finanzbildung und der Sparkasse-Schülerliga.

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