Sparkassen Zeitung

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„DIE PENSIONSKASSEN KÖNNEN SICH SEHEN LASSEN“

Ausgabe #4/2016 • Open for Business

Der neue Generaldirektor der VBV-Gruppe, Andreas Zakostelsky, sieht die Bedeutung der zweiten Säule der Altersvorsorge stark wachsen. Er ortet ein Umdenken bei den Berechtigten und auch – wenn auch zaghafter – in der Politik.

Andreas Zakostelsky ist seit diesem Frühjahr Vorstandsvorsitzender der VBV-Gruppe und weiterhin Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen in der WKÖ. Der profunde Kapitalmarktkenner ist Abgeordneter zum Nationalrat und ÖVP-Vorsorgesprecher. Die VBV vereinigt Pensionskasse, Mitarbeitervorsorgekasse und weitere Service-Unternehmen der Altersvorsorge unter einem Dach.

Sparkassenzeitung: Wie geht es einem institutionellen Anleger in einer so lang anhaltenden Niedrigstzinsphase?
Andreas Zakostelsky: Es kommt zu einer systematischen Umverteilung zugunsten der öffentlichen Hand und zulasten des Mittelstandes. Umso wichtiger ist daher das professionelle Management in der zweiten Säule der Eigenvorsorge. Denn bei den Institutionellen geht es um eine sehr langfristige Veranlagung, also meist um 30 bis 40 Jahre.

Aber die Performance steht unter Druck?
Zakostelsky: Sie kann sich durchaus sehen lassen. In den Jahren 2013 bis 2015 erzielten wir eine Durchschnittsrendite von 5,93 Prozent jährlich, seit 2011 liegt das Ergebnis immerhin bei 4,15 Prozent pro anno. In den vergangenen 26 Jahren, also seit dem Bestehen der Pensionskassen in ihrer derzeitigen Form, lag die Rendite bei 5,58 Prozent jährlich. Natürlich bleiben wir von Marktturbulenzen – wie jenen im ersten Halbjahr 2016 – nicht verschont. Aber wir haben bis zum Ende des zweiten Quartals ein Plus von 0,22 Prozent erzielt. In Anbetracht der bereits länger anhaltenden Zinspolitik sind das im Vergleich zu anderen Veranlagungsformen überdurchschnittliche Ergebnisse, die eine private Veranlagung nur sehr schwer erreichen kann. Man sollte aber Altersvorsorge-Produkte nie über die Performance definieren.

Sehen das die KundInnen ebenso?
Zakostelsky: Ich orte durchaus ein wachsendes Bewusstsein für die notwendige Längerfristigkeit in der Betrachtungsweise. Es geht nicht um Prozentpunkte allein, es geht um die lebenslange Pensionsleistung in einer Zeit, in der die drohende Versorgungslücke im Alter immer mehr Menschen nachdenklich stimmt.

Mittlerweile verwalten die Pensionskassen ein Kapitalvolumen von 20 Milliarden Euro. Die VBV hält gegenwärtig einen Marktanteil von rund einem Drittel. Dabei sind wir Marktführer und auch Qualitätsführer. In der Kundenbetreuung gehen wir ähnliche Wege wie die Erste Bank. Wir bieten Portallösungen, interaktive Kundenkommunikation, oder Services wie einen Vorsorgekalkulator.

Die VBV hat ja auch eine Vorsorgekasse nach dem Modell der Abfertigung neu?
Zakostelsky: Auch dort sind wir als Marktführer stark verankert. Mein Ziel ist es, die Mitarbeitervorsorge insgesamt als Brücke zur nachhaltigen Altersvorsorge auszubauen. Gleichsam auch als Brücke zwischen den gesellschaftspolitischen Gruppen. In den Mitarbeitervorsorgekassen sind österreichweit mittlerweile 8,3 Milliarden Euro angespart, aber es könnten mehr sein, denn die Mittelabflüsse bei Wechsel des Arbeitgebers sind noch immer beträchtlich.

Da gibt es seit Jahren eine konkrete Forderung an den Gesetzgeber. Geht da etwas weiter?
Zakostelsky: Unser Vorschlag ist ja bekannt: Die Verlängerung der „Liegedauer“ auf zehn Jahre. Das würde die Veranlagungsergebnisse deutlich verbessern und mehr längerfristiges Denken bei den Berechtigten bringen. Was die Politik betrifft, so hat da schon ein Nachdenkprozess begonnen. Aber die Verwirklichung von finanzpolitischen und kapitalmarktpolitischen Anliegen an die Politik geht bekanntlich nicht in einem Schwung. Es geht jedoch wieder aufwärts. Die Lösung zur Bankensteuer steht, und auf Regierungsebene wird anerkannt, dass der Finanzplatz Österreich zusätzliche Impulse braucht.

Ende August haben wir dazu eine Studie von Prof. Christian Keuschnigg über eine Wachstumsstrategie für den Finanzplatz Österreich vorgelegt, und Ende des Jahres gibt es wieder eine Enquete im Parlament, an der alle Vorsorge-Anbieter des Landes wieder in den Dialog mit den Verantwortlichen treten werden.

Weitere Vorstellungen betreffen die steuerliche Absetzbarkeit von Mitarbeiterbeiträgen in die Pensionskassen und deren explizite Verankerung in den Kollektivverträgen. Hier könnten die Sozialpartner ein wichtiges Signal setzen.