Sparkassen Zeitung

Economy

Wien: Weil Eislaufschuh nicht gleich Eislaufschuh ist

Ausgabe #1/2017 • #glaubandich

Wer einmal in einem Wifa-Schuh auf dem Eis war, kennt den Unterschied. Das Wiener Traditionsunternehmen blickt nach seiner Krise wieder positiv in die Zukunft.

Die Geschichte der weltberühmten Eislaufschuhe aus Wien begann in den 1960er Jahren. Franz Wittmann, Besitzer einer Schuhmanufaktur, wollte für seine Tochter qualitativ hochwertige Eislaufschuhe aus Leder kaufen. Da er nichts fand, was seinen Vorstellungen entsprach, machte er sich einfach selbst an die Fertigung. Seine Eislaufschuhe wurden bald zum Verkaufsschlager, und so stellte er die Produktion normaler Schuhe ein und produzierte ab 1963 nur noch Eislaufschuhe. Eine Erfolgsgeschichte begann. Heute exportiert „Wifa“ in 28 Länder weltweit. Vor allem bei ProfiläuferInnen und Kindern ist der Eislaufschuh aus Wien die Nummer eins.

Ins Unternehmen hineingewachsen

Günter Greiner, der heutige Besitzer von Wifa, übernahm das Unternehmen 2009. Der Vorbesitzer war 2007 verstorben und seine Witwe, die keine kaufmännische Ausbildung hatte, konnte das Unternehmen nicht alleine weiterführen. „Die Dame hat zwei Jahre lang einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht, aber niemanden gefunden, der Wifa übernehmen wollte. Als sie schließlich zusperren wollte, habe ich mir gedacht, es wäre schade um dieses Traditionsunternehmen“, erzählt Günter Greiner. Er hatte sich in den vergangenen Jahren in die Materie eingearbeitet und war in das Unternehmen hineingewachsen. Und so übernahm er Wifa kurzerhand selbst. Leider wurde das Geschäft mit den qualitativ hochwertigen Lederschuhen in den folgenden Jahren schwieriger. Die Billig-Konkurrenz aus Fernost und die Russlandkrise setzten dem Unternehmen zu.

Durch die Sanktionen wurde die wirtschaftliche Lage in Russland, einem der Hauptabsatzmärkte für Wifa-Eislaufschuhe, wesentlich angespannter. „Der Rubel ist innerhalb von zwei Jahren um mehr als die Hälfte gefallen, was bedeutet, dass Produkte aus dem Westen um das Doppelte teurer geworden sind. Unser Eislaufschuh kostet dort momentan umgerechnet 200 Euro. Für ein russisches Durchschnittseinkommen ist das sehr viel Geld“, sagt Greiner. Weil der russische Markt wegbrach, schlitterte das Unternehmen schließlich in den Konkurs.

Weg aus der Krise

Doch Greiner gab nicht auf. Er fand Investoren, die sich an der Firma beteiligen werden. Damit ist der Fortbestand gesichert. „Wenn man nicht an sich selber glaubt, kann man gleich zusperren. Ich bin immer davon überzeugt gewesen, dass wir ein sehr gutes Produkt haben, und dass wir mit weiteren Kostensenkungen und der Etablierung eines Onlineshops wieder Fuß fassen können. Auch die vielen positiven Statements von EisläuferInnen, Vereinen und Coaches haben uns gestärkt. Sie laufen seit vielen Jahren mit Wifa-Schuhen und haben uns überzeugt, weiterzumachen und eine Lösung zu finden“, erzählt Greiner über die schwierige Zeit. Heute ist die Vorproduktion des Schuhs in die Slowakei ausgelagert. Endmontage, Qualitätskontrolle und Vertrieb erfolgen aber weiter in Wien.

 Wifa-Eislaufschuhe werden auch heute noch in Handarbeit gefertigt.