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Family Business

Ausgabe #3/2017 • Next Generation

Bernsteiner Media wurde 1996 von Franz Josef Bernsteiner gegründet. Schritt für Schritt überlässt er nun seinen Töchtern Pamela (rechts) und Tamara das Feld und vertraut auf die Expertise der nächsten Generation.

 Bei Croma Pharma Tradition und Erneuerungen zu vereinbaren, stellt für die beiden Geschäftsführer Martin und Andreas Prinz kein Problem dar. Auch Gründer Gerhard Prinz (Mitte) ist noch im Unternehmen präsent.

Familienunternehmen sind das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft.
Sie erfinden sich immer wieder neu, um über Generationen hinweg bestehen zu können.

54 Prozent aller Unternehmen in Österreich sind Familienunternehmen. Sie schaffen Arbeitsplätze für 1,7 Millionen Menschen, das sind 67 Prozent aller Beschäftigten, und generieren einen Jahresumsatz von 365 Milliarden Euro, was 58 Prozent aller Unternehmens-Umsätze in Österreich entspricht. Familienunternehmen leisten zudem einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Regionen, denn 70 Prozent davon sind in kleinen Städten und Gemeinden angesiedelt. 

Bis 2023 stehen in Österreich 45.700 kleinere und mittlere Unternehmen vor der Übergabe. Und genau hier wartet eine große Herausforderung: Um den Fortbestand zu sichern und Arbeitsplätze zu erhalten, ist eine gelungene Übergabe wichtig. Doch für die nächste Generation ist die Aufgabe, die Tradition zu erhalten und gleichzeitig den Schritt in ein neues Zeitalter zu schaffen, oft schwierig – aber in Hinblick auf künftige Herausforderungen wie Digitalisierung, Internationalisierung und Innovation unerlässlich.

 Tradition und Erneuerung
Ein gelungenes Beispiel für ein Miteinander der Generationen ist Croma Pharma. Das international tätige pharmazeutische Unternehmen mit Sitz in Korneuburg entwickelt und produziert seit nunmehr 40 Jahren innovative Arzneimittel und Medizinprodukte für die Bereiche Ophthalmologie, Orthopädie und ästhetische Dermatologie. Das Unternehmen wird unter der Präsidentschaft von Gründer Gerhard Prinz in zweiter Generation von dessen Söhnen Martin und Andreas geleitet. Die Frage nach einem alternativen Berufswunsch stellte sich ihnen nie, denn schon in den Schulferien absolvierten die beiden ihre Ferialjobs bei Pharmagroßhändlern, also immer nahe am Unternehmen. „Wir sind in vierter Generation Pharmazeuten. Wahrscheinlich gab es keinen ernsthaft in Erwägung gezogenen anderen Beruf. Und es sprach auch nichts dagegen, denn unsere Eltern haben immer positiv über den Beruf, das Unternehmen und das Unternehmertum generell gesprochen. Wir waren gut darauf vorbereitet“, erklärt Martin Prinz, seit 1998 Geschäftsführer von Croma. Doch auch hier ging der Generationenwechsel nicht ohne Herausforderungen vonstatten. „Eine Aufgabe war sicher, den Respekt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Mitbewerber und Mitbewerberinnen zu gewinnen – nach dem Motto: Na ja, die Kinder vom Chef ... Auch die Internationalisierung und die Übernahme von Mitbewerbern waren mutige Schritte“, sagt Martin Prinz. Obwohl ihr Vater nach wie vor sehr präsent im Unternehmen ist, gab er seinen Söhnen doch den nötigen Freiraum um wichtige Modernisierungsschritte zu setzen. So baute Andreas Prinz, Geschäftsführer seit 2003, die erste IT-Abteilung auf. Martin Prinz stellte sofort auf vollautomatische Produktion um. Heute zeichnet Croma aus, dass man größere Chargen produziert als andere Mitbewerber, und dass das zweite Stück genau dieselbe Qualität hat wie das 20.000 Stück. Die Brüder brachten den Begriff „Limitless“ ins Unternehmen und machten die Grenzenlosigkeit zu ihrem Motto. Grenzenlos, was regionale Entwicklung angeht – Vertrieb in über 70 Ländern –, aber auch grenzenlos in der Einschätzung, was alles möglich ist. Tradition und Erneuerungen zu vereinbaren stellt für die Brüder Prinz kein Problem dar. „Gerade bei Croma geht das sehr gut. Man ist dem traditionellen pharmazeutischen Erbe verpflichtet: dokumentieren, validieren, „never risk a patient“, perfekte Qualitätskontrolle bis ins letzte Detail. Aber die Erneuerung ist immer präsent durch Innovationen, neue Technologien, Effizienzsteigerungen, internationale Partnerschaften und Niederlassungen in Australien, Kanada und Brasilien“, erklärt Martin Prinz.

Selbstständiges Agieren
„Mein Vater war für mich immer ein großes Vorbild, und für mich war schon als Kind klar, dass ich, wenn möglich, selbstständig agieren möchte. Dass ich das Unternehmen übernehmen und auch weiterführen werde, war nicht geplant, sondern hat sich ergeben“, erklärt Robert Hartlauer: „Mein Vater hat mich niemals ins Unternehmen gedrängt und ist niemals davon ausgegangen, dass es von mir übernommen werden wird. Er hat lediglich gesagt, dass – so lange es ihm Spaß macht – er das Unternehmen leitet, dass es im Anschluss übernommen wird und er es uns Kindern anbieten wird. Wir sollten also unsere eigenen Wege gehen und uns auch nicht darauf verlassen, dass hier bereits eine Zukunft geplant ist“, erklärt Robert Hartlauer. Er trat trotzdem 1997 ins Unternehmen mit Hauptsitz im oberösterreichischen Steyr ein. Im Jahr 2000 übernahm er, nach dem Tod seines Vaters Franz Josef Hartlauer, im Alter von 24 Jahren das Familienunternehmen. „Mein Vater hatte ein erstklassiges Führungsteam, das mich in meiner Startphase im Jahr 2000 stark unterstützt hat. Insofern war der Einstieg nicht so schwer wie vielleicht gedacht“, erinnert sich Hartlauer. Tradition hat für ihn im Privaten einen Stellenwert, und er möchte sie auch seinen Kindern vermitteln. „Allerdings hat Tradition aus meiner Sicht im Geschäftsleben wenig bis nichts verloren. Natürlich haben Un

Robert Hartlauer übernahm mit nur 24 Jahren das Familienunternehmen.
Ob seine 
Kinder in das Unternehmen, das mittlerweile 160 Geschäfte umfasst,
einmal einsteigen werden, überlässt er ihnen selbst.

ternehmen Werte, und diese lebt man. Diese Werte haben aber meiner Meinung nach nichts mit Tradition zu tun. Ich würde Hartlauer nicht als Traditionsunternehmen bezeichnen“, sagt der Chef. Er denkt lieber an die Wünsche der KundInnen. Seine Überzeugung: Da sich deren Bedürfnisse ständig ändern, sollte man sich als Unternehmen permanent neu erfinden. Eine Ansicht, die auch sein Vater teilte, der ihm in der Startphase den Rat gab: „Robert, ändere alles und lass nichts gleich! Wer weiß, ob es nicht bessere Lösungen gibt.“ Ob seine Kinder das Unternehmen, das mittlerweile 160 Geschäfte mit 1.400 MitarbeiterInnen umfasst, einmal übernehmen werden, überlässt Robert Hartlauer, wie sein Vater zuvor, ihnen selbst. „Diese Frage werden meine Kinder selbst in frühestens zehn bis 15 Jahren beantworten. Ich habe vier Töchter und kann mir grundsätzlich vorstellen, dass eine allein, oder sogar alle vier gemeinsam in unterschiedlichen Bereichen einmal im Unternehmen tätig sein und es auch führen werden.“ 

Einen guten Mittelweg finden
Die Bernsteiner Media GmbH, eine Full-Service-Agentur für ganzheitliches Marketing von Online bis Print, wurde 1996 von Franz Josef Bernsteiner gegründet. Seit März 2016 hat der Firmenchef nun Unterstützung von seinen Töchtern Pamela und Tamara, die ins Unternehmen, das im 22. Wiener Gemeindebezirk beheimatet ist, eingestiegen sind, um es weiterzuführen „Im Grunde genommen war immer klar, dass ich das tun werde, auch wenn es mir wichtig war, zuerst meine eigenen Erfahrungen zu machen. Daher bin ich nach der Matura nach Deutschland gezogen um in Stuttgart und Hamburg zu studieren und Arbeitserfahrung in verschiedenen Agenturen zu sammeln“, erzählt Pamela Bernsteiner, die nun die Bereiche Design und Digital leitet. Trotzdem war es anfangs nicht leicht für sie in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten: „Es gibt doch große Unterschiede zwischen den Generationen. Mein Vater führt das Unternehmen erfolgreich seit über 20 Jahren – da sind die Ansprüche an den Nachfolger schon hoch, aber noch ist er ja im Unternehmen und überlässt uns nur nach und nach das Feld.“ Ihre Schwester Tamara, die bei Bernsteiner Media für Kundenbetreuung, Angebotslegung und Printprozesse zuständig ist, sieht es genauso: „Veränderungen in einem traditionsreichen Unternehmen umzusetzen ist nie einfach, aber ich versuche nach und nach die Prozesse zu verbessern, und die Digitalisierung ist auch in der täglichen Arbeit zu spüren. So muss beispielsweise nicht mehr alles in Papierform aufgehoben werden, sondern wir archivieren vieles schon digital.“ Die Schwestern versuchen einen guten Mittelweg zu finden, alte Traditionen und bewährte Methoden zum Druck oder zur Veredelung nicht aufzugeben, aber dennoch moderne und innovative Projekte zu fördern. Oft verstehe die ältere Generation nicht, wie wichtig und unausweichlich die digitale Transformation sei, meint Pamela Bernsteiner, aber ihr Vater vertraue größtenteils auf ihre Erfahrungen und ihre Expertise in dieser Hinsicht und lasse sie meist „einfach machen“. „Es ist sicher für ihn nicht leicht, die Zügel aus der Hand zu geben, aber man muss mit der Zeit gehen und sich vor allem als Dienstleister-Agentur immer wieder neu erfinden, auf dem neuesten Stand sein, aktuelle Entwicklungen verfolgen und sich auf neue Techniken einlassen, wenn man Kundinnen und Kunden auch zukünftig optimal und ganzheitlich betreuen will. Dabei wollen wir aber nie die traditionellen Werte des Familienunternehmens aus den Augen verlieren und zu einer ,gesichtslosen‘ Agentur werden“,  bekräftigt Pamela Bernsteiner.

Digitalisierung und innovative Projekte kennzeichnen die Zukunft der Familienunternehmen, die sich mit jedem Generationenwechsel neu erfinden.
Eine Stärke, die diese Unternehmen auszeichnet.