Sparkassen Zeitung

Economy

Die richtige Erziehung in Geldfragen

Ausgabe #5/2017 • Ideas for the Future

Um Finanz- und Wirtschaftswissen lebensnah in die Klassenzimmer zu bringen, engagieren sich die Sparkassen seit Jahren als Partner der Schulen.

Laut aktuellen Daten des Finanzministeriums ist jede vierte zahlungsunfähige Person in Österreich erst 30 Jahre oder jünger. Jede dieser Personen hat im Durchschnitt 28.000 Euro Schulden – etwa für Handy, Wohnung oder Shopping, und jede/r vierte der jungen Verschuldeten hatte schon vor dem 18. Lebensjahr Geldprobleme. 20 Prozent der Jugendlichen sind kaufsuchtgefährdet. Zahlen, die aufhorchen lassen.

Financial-Literacy-Studie

Lebensrealität der Kinder und Jugendlichen zu tun. Das mangelnde Fachwissen zeigt auch eine Studie von Bettina Fuhrmann auf, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien, deren Teilbereich Finanzwissen im Auftrag des Österreichischen Sparkassenverbandes entstand. Die Economic-Literacy-Studie „Ökonomische Bildung – Ende der Sekundarstufe I (13 bis 14 Jahre)“ ergab, dass nur rund die Hälfte der SchülerInnen erkannte, dass Girokonten einen bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglichen und die Grundlage für Überweisungen und Kartenzahlungen bilden. 42,9 Prozent nahmen fälschlicherweise an, dass ein Girokonto nur bei regelmäßigen Zahlungseingängen eröffnet werden kann. Über die Funktionen der Bankomatkarte wussten jedoch über 80 Prozent der SchülerInnen Bescheid. Rund zwei Drittel der SchülerInnen gaben korrekt an, dass man bei Bankschulden Zinsen an die Bank bezahlt und bei Bankguthaben Zinsen von der Bank erhält. Jedoch ging mehr als ein Viertel davon aus, dass man bei Veranlagungen Zinsen zahlen muss. Die Vergabe von Krediten wurde als Hauptaufgabe der Bank gesehen, allerdings von 22 Prozent der Befragten Die richtige Erziehung in Geldfragen auch das „Drucken von Geld“. Nur ein Anteil von 33 Prozent der befragten Jugendlichen konnte die Kontoverbindung des Empfängers auf einem Zahlschein korrekt wiedergeben.

Warum sich Banken wie die Sparkassen in diesem Bereich engagieren, erklärt Gerhard Fabisch, Präsident des Österreichischen Sparkassenverbandes: „Je früher und konsequenter man mit dieser Thematik beginnt, desto besser. Wir wollen vermitteln, wie wichtig es ist, sich mit Geld und der finanziellen Situation zu beschäftigen. Auch um später selbstbewusster Fragen stellen und sinnvolle finanzielle Entscheidungen treffen zu können. Damit stärken wir die finanzielle Selbstverantwortung und das Risikobewusstsein. Beides sind grundlegende Voraussetzungen für ein gesundes Geldleben.“ Denkt man an die zunehmende Jugendverschuldung, so gilt es, die finanzielle Eigenverantwortung der Jugendlichen so zu stärken, dass es zu weniger falschen finanziellen Entscheidungen kommt. „Das ist gut für die Jugendlichen und schlussendlich gut für die Gesellschaft, für die Wirtschaft und auch für die Bank“, sagt Gerhard Fabisch: „Wir wollen, dass junge Menschen stärker über problematische finanzielle Entscheidungen aufgeklärt werden und das Risikobewusstsein gestärkt wird.“

Die Kunden und Kundinnen von Morgen erziehen

Die Sparkassen unterstützen mit Workshops und umfangreichen Materialien als Partner die Schulen, um Finanzund Wirtschaftsthemen lebensnah in die Klassenzimmer zu bringen. Sie übernehmen eine Vorreiterrolle im Bereich der Financial Literacy, besonders durch die Arbeit der Sparkasse- SchulreferentInnen. Das sind MitarbeiterInnen der Sparkassen, die regelmäßig in den Schulen in ihrer Region präsent sind, um mit Kindern und Jugendlichen den souveränen Umgang mit Geld zu erarbeiten. Auch das Schulsparen leistet wichtige Bewusstseinsbildung, die sich im wahrsten Sinn des Wortes „auszahlt“. Fabisch: „Wir haben mit dem Erste Financial Life Park (FLIP) einen Ort, an dem wir auf einzigartige Weise Finanzwissen vermitteln. Die Kombination aus digitaler, multimedialer und persönlicher Vermittlung ist heute wichtig, um Jugendlichen, aber auch Erwachsenen diese sperrigen Themen näherzubringen.“

Laut der Leiterin der Studie, Bettina Fuhrmann, haben Jugendliche am Ende der Sekundarstufe I ein unvollständiges und teilweise falsches Bild von „Wirtschaft“. Sie erkennen nicht, wie vielfältig sie in das Wirtschaftsgeschehen involviert sind, fühlen sich nur „am Rande“ betroffen. „Alle gehen mit Geld um, aber haben keine Vorstellung davon, was den Wert des Geldes ausmacht und was genau Zinsen sind. Unternehmen sind für sie vor allem Banken und große Produktionsbetriebe, viele Berufe rechnen sie nicht der Wirtschaft zu. Die Funktionen von Banken sind teilweise unbekannt, ebenso die genauen Funktionen eines Bankkontos“, weiß Fuhrmann. Wesentliche Wirtschaftsbegriffe seien den Jugendlichen zwar geläufig, zum Beispiel Wirtschaftswachstum, aber ökonomische Zusammenhänge häufig unklar.

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"Wir wollen, dass junge Menschen
stärker über problematische finanzielle
Entscheidungen aufgeklärt werden
und das Risiko-Bewusstsein
gestärkt wird."

Gerhard Fabisch, Präsident Österreichischer Sparkassenverband

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Die Forderungen

Die Finanzkrise 2008 hat das Bewusstsein gebracht, dass die Finanz- und Wirtschaftsbildung der Bevölkerung weiter verbessert werden muss. So wird die finanzielle „Mündigkeit“, das Verstehen der wichtigsten Zusammenhänge, unterstützt. Die Sparkassen fordern daher, dass die handelnden Akteure den Wirtschaftsunterricht in den Schulen an die neuen Möglichkeiten und Herausforderungen von Wirtschaft und Finanzen anpassen.

Nach über 50 Jahren seit der Einführung des Kombinationsfachs „Geografie und Wirtschaftskunde“ könnte man zum Beispiel über ein eigenes Fach „Wirtschafts- und Finanzkunde“ nachdenken. Die Ausbildung der LehrerInnen soll in puncto Finanzwissen unterstützt werden. Fabisch: „Wenn man Hilfe und Unterstützung der Sparkassen braucht, stehen wir mit unseren Erfahrungen und unserer Expertise gerne bereit, wie schon in den letzten 50 Jahren.“

Info:
www.financiallifepark.at  •  www.geldundso.at