Sparkassen Zeitung

Land und Märkte

Musik bewusst hören

Ausgabe #1/2018 • Export

Mit seinen beiden Firmen „Audio Tuning“ und „Pro-Ject“ verfolgt Heinz Lichtenegger eine bestimmte Philosophie: Er will seinen KundInnen beste Hi-Fi-Qualität zu erschwinglichen Preisen bieten. Das hat ihn im Bereich Plattenspieler zum Weltmarktführer gemacht.

Seinen Erfolg hat sich Heinz Lichtenegger hart erarbeitet. Da in seiner Familie mit sechs Kindern das Geld knapp war, arbeitete er schon mit zehn Jahren in der Tankstelle seiner Mutter mit und trug am Wochenende Zeitungen aus. Da er sich sehr für Hi-Fi-Anlagen interessierte, begann er den Ge­werbeschein seiner Mutter zu nutzen und an Bekannte und Freunde Hi-Fi-Geräte zu verkaufen. So erfolgreich, dass er damit sein Studium finanzieren konnte. Er übersiedelte vom Weinviertel nach Wien und eröffnete ein Geschäft in einem Substandard-Lokal. Mit seiner Firma „Audio Tun­ing“ zählte er jedoch bald zu den größten Händlern in Ös­terreich und hat derzeit die Generalvertretung von rund 50 internationalen Topmarken aus dem Hi-Fi-Bereich.

WELTMARKTFÜHRER MIT „PRO-JECT“
Als Ende der 80er-Jahre durch die Einführung der CD der Schallplattenmarkt zusammenbrach, kamen Lichtenegger die Plattenspieler-Hersteller abhanden. So machte er sich auf die Suche nach einem neuen Produzenten. Durch Zu­fall wurde er auf eine Firma in Tschechien aufmerksam, die eigentlich im Begriff war zuzusperren, und ging eine Kooperation mit dem Hersteller ein – die Firma „Pro-Ject“ war geboren. „Durch das Revival der Schallplatte stieg die Produktion von anfänglich tausend Plattenspielern pro Jahr auf mittlerweile 130.000 Stück. Die Konsumentinnen und Konsumenten sind zu Vinyl zurückgekehrt“, erklärt Herbert Rutschka, Betriebsleiter des Logistikzentrums Wilfersdorf. Die Zahl der MitarbeiterInnen in Österreich, Tschechien und der Slowakei beläuft sich momentan auf rund 500. Besonders stolz ist man bei „Pro-Ject“, dass die Geräte im EU-Raum hergestellt werden. „Ich würde nie­mals im Fernen Osten produzieren. Die Kunden kaufen nicht nur unsere Plattenspieler, sondern auch unsere Phi­losophie“, lautet deshalb ein Motto Lichteneggers. Seit 1991 ist Lichteneggers Eigenmarke auf dem Weltmarkt vertreten und wird in über 80 Länder exportiert. Hauptabnehmer des Weltmarktführers sind die USA, Deutschland, England und Australien.

TOP-QUALITÄT ZUM ERSCHWINGLICHEN PREIS
Die Produktpalette von „Pro-Ject“ weist heute mehr als 60 verschiedene Modelle auf. Die Preise reichen von 200 Euro für die „Elemental Line“ über 1.000 Euro für die „Classic Line“ bis zirka 10.000 Euro für Sondereditionen, die von LiebhaberInnen gekauft werden. Eine der Innovationen von „Pro-Ject“ ist der Vertical Player: ein aufrecht stehen­der Plattenspieler, den man an die Wand hängen oder als Blickfang in den Raum stellen kann. Viele der Plattenspie­ler-Modelle wurden über Jahre in Folge mit dem „Eisa Award“, bei dem 53 internationale Fachzeitschriften die Technik-Produkte des Jahres küren, als bestes Produkt aus­gezeichnet.

SONDEREDITIONEN MIT DEN BEATLES UND DEN ROLLING STONES
Der gute Ruf eilt dem Unternehmen voraus, wodurch auch einige namhafte Kooperationen entstanden. „Vor eineinhalb Jahren ist das Management der Beatles an uns herangetreten, weil sie zum 50-Jahr-Jubiläum des „Ser­geant Pepper“-Albums für ein Merchandise-Programm Plattenspieler haben wollten. Die Schallplatte wurde neu herausgebracht und es sollte auch eine Beatles-Edition an Plattenspielern geben. Wir haben dann innerhalb von sechs Wochen sechs verschiedene Plattenspieler hergestellt“, erin­nert sich Rutschka. Danach kamen die Rolling Stones und das Hardrock Café, um Sondereditionen zu bestellen. Aber auch österreichische Künstler wie Parov Stelar haben „Pro­Ject“ im Programm. „Wir haben auch eine Kooperation mit den Wiener Philharmonikern zum 175-Jahr-Jubiläum. Für die Limited Edition in Top-Qualität wurde Holz vom Gei­genbau verwendet und das goldene Blech von Blechblasin­strumenten“, erzählt Rutschka.

NEUES HEADQUARTER
Im August 2017 wurde in Wilfersdorf/Mistelbach ein neues Headquarter für „Pro-Ject“ bezogen. Im schwarzen Gebäu­de-Komplex im Box-Design, der von Architekt Andreas Burghardt stammt, sind 25 MitarbeiterInnen beschäftigt. Er beherbergt einen 1.200 Quadratmeter großen Büro­und Kundenbereich. Dort befinden sich neben dem Flag­ship- Store auch drei Hörräume, in denen sich KundInnen ungestört von der Qualität der Plattenspieler, Boxen und Elektronik überzeugen können. Musik bewusst zu hören, so Rutschka, gehöre zum Erlebnis Schallplatte dazu. Das Foyer des neuen Gebäudes wird für Präsentationen, Schu­lungen und Veranstaltungen genutzt. In Zukunft sollen hier auch Konzerte stattfinden.

Beheizt wird das Bauwerk durch Eis: In einem Becken un­ter der Erde ist eine Wassermenge von 1.000 Kubikmetern gespeichert. Das Wasser wird abwechselnd gefroren und durch Wärmeenergie aus einer Photovoltaik-Anlage wie­der aufgetaut. Die daraus entstehende Energie wird über eine Wärmepumpe zum Haus geleitet. Über die Luft-Was­ser-Pumpe kann zusätzlich Kälteenergie erzeugt werden. So kann das Gebäude im Winter geheizt und im Sommer gekühlt werden, ohne auf externe Energiequellen zurück­greifen zu müssen. In seiner Art ist die Anlage die einzige in Österreich.