Sparkassen Zeitung

Economy

Industrie im Wandel - eine Chance

Ausgabe #2/2018 • Tradition, Innovation

Die Industrie ist im Wandel begriffen, sie erneuert sich. Der Dienstleistungssektor gewinnt immer mehr an Bedeutung, das alte Bild der Industrie und ihre bisherigen Strukturen werden abgelöst. 

Rauchende Schlote? Verlängerte Werkbänke? Das alles sind Symbole für die Industrie, wie man sie früher kannte. Die industrielle Produktion und ihre Betriebe haben mittlerweile ein anderes Gesicht. Forschungslabors, moderne Fertigungsanlagen und innovative Produkte weisen den Weg in die Zukunft.

Während der Industrieanteil in Ländern wie Frankreich oder Großbritannien in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken ist, hat die Industrie in Österreich oder Deutschland nichts von ihrer Bedeutung verloren. Doch in den letzten Jahrzehnten hat die heimische Industrie ihr Strukturbild stark verändert. Viele dieser Unternehmen haben den Schritt über die Grenzen gewagt, doch der globale Wettbewerb hat sich verschärft und die Produktionszyklen werden immer kürzer. Die Industrie reagiert darauf, indem sie immer effizienter und moderner wird. „Ermöglicht wird dies durch eine intensivierte Arbeitsteilung zwischen Industrieund Dienstleistungssektor, bei der produktionsorientierte Dienstleistungszweige der Industrie unmittelbar oder mittelbar zuarbeiten und ihre Existenz von der Vorleistungsnachfrage der Industrie ableiten. Vormals industrieeigene Dienstleistungen sind an externe Dienstleistungsunternehmen ausgelagert und im Anschluss wird die Leistung, wie zum Beispiel Marketing, Design, F&E und so weiter, zugekauft“, sagt Herwig Schneider, Geschäftsführer Industriewissenschaftliches Institut (IWI): „Die Arbeitsteilung spiegelt sich im anhaltenden Anstieg der Beschäftigungs- sowie Wertschöpfungsanteile industrienaher Dienstleistungen an der Gesamtwirtschaft wider und wird oft als De-Industrialisierung missinterpretiert. Neben den unmittelbar industrienahen Dienstleistungen sind freilich noch zahlreiche weitere Teile der Wirtschaft, wie Handel und Transport, untrennbar mit der Industrie verbunden.“

ZAUBERFORMEL INDUSTRIE 4.0?

Industrie 4.0, also die vierte industrielle Revolution, wird verstärkt zu einer Weiterentwicklung der heutigen Industriestrukturen und Nutzung vorhandener Potenziale führen. Es geht um ein Zusammenwachsen modernster Informations- und Kommunikationstechnologien mit klassischen industriellen Prozessen. Im Kern stehen intelligente Produkte, Verfahren und Prozesse. „Die digitale Fabrik ist keine Erfindung der letzten Jahre. Entsprechende Initiativen gibt es beispielsweise in der heimischen Großindustrie schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Industrie 4.0 ist ein Angelpunkt der Produktionstechnik und als klassisches Konjunkturprogramm zu verstehen, das den Ursprung von gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfungseffekten avisiert“, so Schneider. Um mit dem Wandel Schritt zu halten muss jedoch einiges getan werden. Ein Ausbau der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie des Breitbands ist unabdingbar. Eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung von Infrastrukturen ist eine wesentliche Rahmenbedingung für Industrie 4.0. Auch die Förderung und Steigerung von Innovationen und der Forschung sowie die Stärkung einer modernen, adäquaten Aus- und Weiterbildung werden in Zukunft unerlässlich sein.

GLOBALISIERUNG

„Die kürzeste Antwort auf die Frage, was sich verändert hat, lautet: Globalisierung. Und diese Globalisierung ist weit davon entfernt, eine Falle zu sein“, erklärt IWI-Chef Herwig Schneider.

Für ihn sind dies die wichtigsten Punkte:

  • Rohstoffe und Vorprodukte können weltweit bezogen werden, was immense Vorteile, aber auch eine intensivierte Konkurrenz mit sich bringt.
  • Die Produktion kann in einem bislang nicht gekannten Ausmaß weltweit verlagert werden, was immense Vorteile, aber auch neue Risiken mit sich bringt.
  • Eine enorme Zahl an KundInnen eröffnet völlig neue Absatzchancen, allerdings gegen einen harten Mitbewerb.

Die Globalisierung verändert alle drei Grundfunktionen eines Unternehmens: die Beschaffung, die Produktion und den Verkauf. Und zwar unabhängig davon, ob ein Unternehmen von sich aus auf die Globalisierung reagiert. Doch wer auf die Globalisierung und ihren Einfluss keine Antwort findet, hat zukünftig keine Chance, am Markt zu überleben. Und es hängt nicht nur von den Unternehmen allein ab: Auch die Politik muss den Wandel mitvollziehen. „Es muss auf breiter Ebene möglich sein, im Sinn eines modernen Wirtschaftsstandorts kritisch-konstruktive Blicke auf Rahmenbedingungen zu werfen. Eine Muss-Voraussetzung für adäquate industriepolitische Maßnahmen“, bringt es Herwig Schneider auf den Punkt.