Sparkassen Zeitung

Economy

Was kommt jetzt?

Ausgabe #3/2020 • RE-START

GUDRUN EGGER, HEAD OF MAJOR MARKETS AND CREDIT RESEARCH, BEANTWORTET DIE WICHTIGSTEN WIRTSCHAFTLICHEN FRAGEN RUND UM DIE AKTUELLE KRISE..

Wann wird sich die Wirtschaft von diesem Schlag wieder erholt haben?

Gudrun Egger: Es wird voraussichtlich ein paar Jahre dauern, bis sich die Wirtschaft vollständig von diesem starken wirtschaftlichen Einbruch erholt haben wird. Wann genau, ist schwer zu sagen. Das wird von der Robustheit und der Geschwindigkeit der Erholung abhängen und dafür gibt es große Bandbreiten.

Müssen wir für die nächsten Jahre mit Massenarbeitslosigkeit rechnen?

Egger: Wir rechnen mit einem – zeitverzögerten – Anstieg der Arbeitslosenrate. Wie stark dieser sein wird, kann man erst nach Beendigung der Kurzarbeitsprogramme und einem vollständigen Hochfahren der Wirtschaft beurteilen. Derzeit versucht man, möglichst viele Personen im Arbeitsprozess zu halten. Nach Erreichen des Höhepunkts wird die Arbeitslosenrate in den kommenden Jahren nur langsam absinken. 

50 Milliarden Euro kosten die Rettungspakete. Das treibt unsere Staatsverschuldung hoch. Wie wird sich das auf die Bürgerinnen und Bürger auswirken?

Egger: Die Rettungspakete sind wichtig, um noch größere Schäden, wie beispielsweise eine sehr hohe langfristige Arbeitslosigkeit, zu verhindern. Die höhere Staatsverschuldung ist so lange leistbar, bis die Zinsen von diesem ultraniedrigen Niveau steigen. Und das wird voraussichtlich noch ein paar Jahre dauern. Sobald es das wirtschaftliche Umfeld zulässt, sollte man dennoch zu einem Schulden-Konsolidierungspfad zurückkehren.

Kommen jetzt höhere Steuern, um unseren Schuldenberg abzubauen?

Egger: Derzeit werden die Steuern gesenkt, um nachfrageseitige Impulse zu setzen und das Wachstum zu unterstützen. Steuererhöhungen wären da kontraproduktiv.

Steht wegen den Staatsverschuldungen von Italien, Spanien und Griechenland die Zukunft des Euro auf dem Spiel?

Egger: Derzeit sieht es danach aus, als würde der Zusammenhalt der Eurozone gestärkt werden. Dem EU-Wiederaufbaufonds kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Es ist wichtig, jetzt die schwächeren Staaten zu unterstützen. Außerdem profitieren zur Zeit alle Länder der Eurozone von den sehr niedrigen Zinsen, die Spielräume bei den Budgets schaffen.

Kommt eine Inflation oder Deflation?

Egger: Die Notenbanken stellen viel Liquidität bereit, diese wird aber keinen übermäßigen Nachfragedruck erzeugen. Die höhere Arbeitslosigkeit dämpft das Lohnniveau und damit die Inflation.

Wir rechnen mit einer niedrigen Inflation für längere Zeit. Warum boomen die Aktienmärkte, obwohl die Unternehmen in der Krise sind?

Egger: Fiskalpakete der Staaten und die zusätzlich bereitgestellte Liquidität der Notenbanken nähren die Hoffnung auf eine baldige wirtschaftliche Erholung. Die Gewinne der Unternehmen werden 2020 zwar stark sinken, für 2021 erwartet man derzeit jedoch starke Gewinnzuwächse. Das lässt den Risikoappetit der Investoren steigen und deshalb haben die Aktienmärkte den Einbruch weitgehend aufgeholt.