Sparkassen Zeitung

Economy

Mit Mut und Besonnenheit für die Zukunft planen

Ausgabe #2 Mai/2021 • RESILIENZ

SEIT BEGINN DER CORONA-KRISE MÜSSEN HOTELS UND GASTRONOMIEBETRIEBE WÄHREND DER LOCKDOWNS IMMER WIEDER, AUCH ÜBER LÄNGERE ZEIT, GESCHLOSSEN HALTEN. UM DIESE ZEIT ZU ÜBERSTEHEN, WAR UND IST DIE WIDERSTANDSFÄHIGKEIT DER BETRIEBE GEFRAGT.

Das Jahr 2020 war für die Betriebe der Hotellerie und Gastronomie sehr schwierig, dazu kam der totale Ausfall der Wintersaison 2020/21. Das Hotel- und Gastgewerbe ist damit eine der von der Corona-Krise am stärksten betroffenen Branchen. Wir möchten Betriebe vorstellen, die durch nachhaltiges, weitblickendes Wirtschaften trotzdem hoffnungsvoll in die Zukunft blicken und schon verantwortungsvoll für die nächste Generation planen.

Einer dieser Betriebe ist das Top Hotel Hochgurgl in Tirol, das auf 2.150 Meter Seehöhe in einem der zehn schönsten Schigebiete der Welt liegt. Mut, Innovation und Kreativität zeichnet die Betreiber-Familie Scheiber von jeher aus. Denn der Pioniergeist liegt ihr im Blut – vom Grundstein für die erste Schutzhütte in den Ötztaler Alpen über den Bau der Timmelsjoch-Hochalpenstraße und die Gründung Hochgurgls bis zum Bau des Top Hotels Hochgurgl war Familie Scheiber seit Generationen federführend. Das im Jahr 1961 eröffnete Top Hotel Hochgurgl wird nun von der zweiten Generation geführt. Der Tradition des Standortes und des Landes fühlte sich schon Alban Scheiber, der Vater der jetzigen Besitzer, verpflichtet und ließ sie in die Ausstattung des Hotels einfließen. „Mein Vater hat schon in den 60er- und 70er-Jahren erkannt, dass Holz und alte, gemütliche Stuben bei den Gästen gut ankommen. Er hat diese also in ganz Tirol gekauft und sie im Hotel eingebaut. Wenn man in so eine Stube hineingeht, die aus dem 12., 14. oder 17. Jahrhundert stammt, dann spürt man deren Charme. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass sich Gäste, die in einer alten, gemütlichen Stube sitzen und in den Schneefall hinausschauen, sehr, sehr wohl fühlen“, erklärt Alban Scheiber. Um am Puls der Zeit zu bleiben, wird jedes Jahr ins Hotel investiert. Jedoch immer mit dem Augenmerk darauf, nachhaltig zu investieren und den Betrieb widerstandsfähig zu halten, um ihn gesund an die nächste Generation weitergeben zu können. „Wir würden das nicht mit solch einem finanziellen und persönlichen Aufwand machen, wenn wir das nicht so sehen würden. Natürlich wäre es für die nächste Generation sehr schwierig einen Betrieb zu übernehmen, der hochverschuldet ist und zudem noch alt. So weit soll es nicht kommen und deshalb versuchen wir nachhaltig zu arbeiten“, so Scheiber. Das Hotel war heuer wegen der Pandemie die ganze Wintersaison über geschlossen. Eine sehr schwierige Situation, da das Hotel ein reiner Winterbetrieb ist. „Ein kompletter Saisonausfall ist da natürlich der Worst Case. Wir sind froh, dass wir unseren Betrieb, vor allem finanziell, auf gute Beine gestellt haben. Und natürlich, dass wir eine gute Bank haben, die zu uns steht und Vertrauen in uns hat und an uns glaubt. In diesem Jahr hatten wir zusätzlich einen großen Brand und mussten alles wieder neu aufbauen. Im Zuge dessen haben wir auch gleich eine Erweiterung geplant. Auch hier war unser Partner die Sparkasse Imst, die gewillt ist, diesen Weg mit uns zu gehen. Wir müssen uns jetzt aber nach der Decke strecken, denn es ist klar, dass wir die gewünschten Investitionen in der Zukunft hintanstellen müssen. Der Betrieb steht solide da, da wollen wir kein Risiko eingehen und wollen das auch unserer Bank nicht zumuten“, so Scheiber.

Mole West
In der Mole West freut man sich darauf, wieder Gäste
bewirten zu können. Der Rückhalt von treuen
Stammgästen macht die Betreiber stark.
Foto: Manfred Horvat

INNOVATIV BLEIBEN

Die Mole West bietet ihren Gästen seit 2004 eine Art Karibikfeeling am Neusiedlersee und hat sich zum absoluten Hotspot im Burgenland entwickelt. „Von unserer Terrasse aus hat man das Gefühl, auf einem Floß über dem See zu sein und kann einen wunderbaren Panoramablick auf den Neusiedlersee genießen. Bei uns sind alle willkommen, die Qualität ist erstklassig, die Atmosphäre dennoch ungezwungen“, erklärt Mole West-Geschäftsführer und -Eigentümer Bernd Karolyi. Das Restaurant wurde von der Corona-Krise zwar schwer getroffen, doch ist man sich der Verantwortung gegenüber den Angestellten bewusst. „Alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, das war uns sehr wichtig. Trotz staatlicher Hilfen ist die finanzielle Situation angespannt, wir haben einen großen Mitarbeiterstab, die Summe der zu leistenden Zahlungen ist hoch und seit Monaten gibt es keine Einnahmen. Die Situation ist sehr schwierig, vor allem durch oft wechselnde oder fehlende Kommunikation. Wir hoffen darauf, dass die Situation sich bald entspannt, und freuen uns sehr darauf, wenn unser Haus wieder‚ zum Leben erwacht‘ und wir wieder Gäste bei uns empfangen und bewirten können. Stark macht uns der Gedanke an vergangene glückliche Momente, die hoffentlich wiederkommen werden, die magische Stimmung mancher Abende, treue Stammgäste, die uns schreiben und Mut machen. Wir wollen auch in Zukunft innovativ bleiben und versuchen neue Möglichkeiten und Chancen für neue Zeiten zu finden. Und trotz aller Widrigkeiten positiv bleiben und die Kräfte für neue Herausforderungen bündeln, es werden wieder bessere Zeiten kommen“, ist Karolyi überzeugt.

Familie Woerle
Im Heidi-Hotel in den Kärntner Nockbergen sieht man
positiv in die Zukunft. Um die Zeit der Lockdowns zu nützen,
sind Um- und Zubauten geplant.
Foto: Seppi Dabringer

FÜR EINE GESUNDE ZUKUNFT PLANEN

Das Heidi-Hotel liegt eingebettet im Herzen der Kärntner Nockberge auf zirka 1.900 Meter Seehöhe am kristallklaren Bergsee Falkertsee. Geöffnet ist das Hotel im Sommer von Juni bis Oktober und im Winter von Dezember bis April. Die Betreiberfamilie Köfer lebt 365 Tage im Jahr am Berg. Das Kinderhotel bietet seit über 50 Jahren alles, was Gäste sich von einem Familienurlaub in den Bergen wünschen. „Neben einem tollen Aktiv-Programm für die Erwachsenen dreht sich bei uns natürlich alles um die Kids, die vom Klettern über das Ponyreiten bis hin zum Schifahren direkt vor der Hoteltüre alle Möglichkeiten haben, die Alm im Sommer und im Winter zu genießen“, erklärt Hotelbetreiber Lukas Köfer. Die Themen Nachhaltigkeit, Regionalität und Umweltschutz werden schon seit langer Zeit im Heidi-Hotel gelebt. Der Betrieb ist seit 2018 mit dem Österreichischen Umweltzeichen und dem EU-Ecolabel ausgezeichnet. Auf Nachhaltigkeit und Besonnenheit setzt Familie Köfer auch in finanziellen Dingen. „Wir dürfen uns über die glückliche Situation freuen, dass wir im Jahr 2017 den elterlichen Betrieb gesund von meinen Eltern übernehmen duften. Die Betriebsübernahme war aber schon lange davor bei uns Thema. Wir haben den Übergabeprozess schon vor zehn Jahren eingeleitet. Begleitet von externen Beraterinnen und Beratern unserer Hausbank sowie von unserem Notar“, so Lukas Köfer und weiter: „Vieles konnte jedoch nur im Familienrat ausgeredet werden. Sich mit diesem Thema früh genug auseinanderzusetzten ist sicher ein Grundstein für eine gute und friedliche Betriebsübergabe. Mit unseren zwei Söhnen steht auch schon die nächste Generation in den Startlöchern. Aber mit aktuell fünf und sieben Jahren haben sie noch etwas Zeit sich zu entscheiden, in welche Richtung ihr Lebensweg gehen soll. Wir werden sie zu nichts drängen und sie bei jeder Entscheidung unterstützen.“ Die Corona-Krise und der damit verbundene Lockdown im März 2020 waren für Lukas Köfer und seine Familie zunächst ein Schock. „Der Sommer mit seinen ganzen Herausforderungen ist aber positiv für uns verlaufen, wir konnten unseren Betrieb eigentlich ganz normal durch den Sommer bringen. Der komplette Ausfall der Wintersaison 2020/21 ist natürlich eine Katastrophe. Aber wir lassen uns nicht entmutigen, sehen positiv in die Zukunft und hoffen auf einen ‚normalen‘ Corona-Sommer 2021“, gibt sich Köfer zuversichtlich. Für die Zukunft möchte Lukas Köfer den Betrieb weiter für den Wettbewerb rüsten. „Wir sind gerade beim Abschluss der Planungsarbeiten für einen großen Um- und Zubau, den wir mit der Unterstützung unserer Hausbank, der Sparkasse Kärnten und der ÖHT sowie dem KWF finanzieren. Mit diesem Projekt wollen wir die Weichen für eine gesunde Zukunft stellen. Wir sind von unserem Produkt und unserem Konzept überzeugt und freuen uns, noch viele Gäste mit ihren Familien bei uns im Heidi-Hotel glücklich machen zu dürfen! Wir freuen uns auf die Zukunft, auch wenn es sicher nicht immer leicht wird, aber mit den richtigen Partnern an der Seite klappt das“, erklärt Köfer.

Familie Woerle
Familie Kals plant im Landhaus-Hotel Tirolerherz
langfristig, um der nächsten Generation einen
widerstandsfähigen Betrieb zu übergeben
Foto: foto-mitterer.at

SICH DER AUFGABE STELLEN

Relativ neu ist das Landhaus-Hotel Tirolerherz in St. Ulrich am Pillersee. Im November 2012 kaufte Familie Kals die damalige Frühstückspension. Gäste wissen besonders die familiäre Atmosphäre des Hauses zu schätzen. „Aber auch die baulichen Fortschritte und Veränderungen im Haus, unser traditioneller Baustil und die naturverbundene Einrichtung mit viel Holz, Stein und weiteren heimischen Materialien in den Zimmern und öffentlichen Bereichen gehören zu den markanten Punkten. Nicht stehenbleiben, immer weiter investieren und erneuern ist das A und O in der Hotellerie. Und das leben wir“, erklärt Hotel-Chefin Barbara Kals. Die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität sind auch hier immer mehr zu spüren und, beschleunigt durch die Pandemie, in den Vordergrund gerückt. „Dass sich das Bewusstsein des Gastes in relativ kurzer Zeit so sehr verändert, stellt uns als Hotelbetreiber vor eine große Herausforderung. Somit werden wir uns der Aufgabe stellen und in den nächsten Monaten und Jahren noch mehr in diese Bereiche investieren, um diese große Zielgruppe und die Bedürfnisse unserer Gäste aufzufangen“, so Barbara Kals und weiter: „Natürlich ist dies auch eine Kostenfrage und man muss sich langsam vorarbeiten und das Preis-Leistungs-Verhältnis dementsprechend adaptieren. Wir glauben aber, dass dies in einigen Jahren Standard sein wird. Als zukunftsorientierte Hoteliers gehen wir diesen Weg mit und wollen auch mit unseren heimischen Produzentinnen und Produzenten noch mehr zusammenarbeiten.“ Um den Betrieb widerstandsfähiger gegen Krisensituationen zu machen und gesund weiterzugeben, plant man im Hotel langfristig und nachhaltig. „Vor allem planen wir hochwertiger und zeitloser, damit auch die nächste Generation noch lange etwas davon hat. Unser Ziel ist es nicht einen Bettenbunker zu errichten, welchen wir in einigen Jahren veräußern. Unser Ziel ist es einen familiengeführten Betrieb zu schaffen, der mit viel Engagement geführt wird und auch für die nächste Generation noch attraktiv ist.“

Das letzte Jahr gestaltete sich schwierig, obwohl im Sommer im Hotel eine sehr gute Auslastung erreicht werden konnte. Seit November ist der Betrieb nun geschlossen. „Für uns als Hoteliers mit Leib und Seele eine schwierige Zeit. Wir sind daran gewöhnt unsere Gäste täglich persönlich von morgens bis abends verwöhnen zu dürfen. Das fehlt uns schon sehr. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass uns diese schwierige Zeit noch stärker macht und wir hochmotiviert und voller Herzblut in den hoffentlich baldigen Saisonstart gehen. Viel Kraft haben uns unsere vielen Stammgäste gegeben, welche uns treu bleiben und uns zahlreiche aufmunternde Anrufe, Briefe und Mails zukommen ließen. Da freut man sich dann noch mehr seine Hoteltüren wieder öffnen zu dürfen“, blickt Kals zuversichtlich in die Zukunft.