Sparkassen Zeitung

Economy

Gesundheit ist auch eine Frage des Geldes

Ausgabe # Juli/2022 • FINANZIELLE GESUNDHEIT

53.000 MENSCHEN IN ÖSTERREICH MUSSTEN 2021 EINE SCHULDENBERATUNG IN ANSPRUCH NEHMEN. BESONDERS JUNGE MENSCHEN SIND IMMER ÖFTER VON ÜBERSCHULDUNG BETROFFEN. DER SCHLÜSSEL ZU FINANCIAL HEALTH IST BILDUNG UND DIE ERSTE BANK UND SPARKASSEN SETZEN HIER VIELE INITIATIVEN.

Laut dem vor kurzem präsentierten Schuldenreport mussten im vergangenen Jahr 53.000 Menschen in Österreich die Hilfe der Schuldenberatungen in Anspruch nehmen. Der seit Jahren mit Abstand häufigste Überschuldungsgrund ist Arbeitslosigkeit. Auffällig ist, dass Klient:innen der Schuldenberatungen häufig eine unzureichende Ausbildung haben: Fast 45 Prozent der Betroffenen haben als höchste abgeschlossene Schulbildung die Pflichtschule absolviert, bei der Klientel unter 30 sind es 51 Prozent. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung sind es 25 Prozent, deren höchste abgeschlossene Schulbildung die Pflichtschule ist. Das sind angesichts der aktuellen Inflationsrate besorgniserregende Zahlen, denn Geld ist nicht nur der Motor der Wirtschaft, sondern auch ein wichtiger Grundstoff für Glück und Gesundheit der Menschen. Je gesünder man finanziell ist, desto besser ist auch die persönliche Lebensqualität.

GELD MACHT GLÜCKLICHER

Nun könnte man natürlich einwenden, dass nicht Geld glücklich macht, sondern es im Leben auf Werte wie Familie oder Freunde ankommt. Aber das stimmt nur bedingt, denn Geld macht tatsächlich glücklicher sowie gesünder und mittlerweile haben Glücksforscher:innen herausgefunden, dass man umso glücklicher ist, je mehr Geld man hat. Zuletzt hat der Psychologe Matthew Killingsworth von der Wharton School im US-Staat Pennsylvania für eine Studie rund 1,7 Millionen Datensätze von mehr als 33.000 angestellten US-Amerikaner:innen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren ausgewertet, um das Glücksempfinden der Menschen zu evaluieren. Das Ergebnis der Studie bestätigt nicht nur, dass Geld die Lebenszufriedenheit positiv beeinflusst, sondern konnte sogar aufzeigen, dass mehr Geld noch glücklicher macht und das ohne Obergrenze, wie von vielen Ökonom:innen früher angenommen wurde. Grund: Geld bedeutet Kontrolle und Menschen mit viel Geld haben auch mehr Kontrolle und das gibt Zufriedenheit. Killingsworth konnte aber auch belegen, dass Erfolg und Geld nicht gleichgesetzt werden sollten, denn das macht unglücklich. Jene Menschen, die beide Faktoren unabhängig voneinander betrachten, sind glücklicher.

BILDUNG ALS SCHLÜSSEL

Schon der Schuldenreport 2022 zeigt, dass der entscheidende Schlüsselfaktor für finanzielle Gesundheit Bildung ist. Eine geringe Bildung verschlechtert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und auch der richtige Umgang mit Geld braucht Know-how. Laut einer 2021 von der OECD durchgeführten Studie weisen hier die Österreicher:innen aber große Lücken auf. Die Hälfte der Erwachsenen kann laut der Studie eine Frage zur Zinseszinsberechnung und fast 40 Prozent können eine Frage zur Risikodiversifikation nicht richtig beantworten, wodurch sie dem Risiko einer Überschuldung ausgesetzt seien und ihre Fähigkeit zur langfristigen, effektiven Verwaltung finanzieller Ressourcen beeinträchtigt sei.

POLITIK REAGIERT

Nachdem die Zivilgesellschaft schon seit Jahrzehnten Druck auf die Bildungspolitik ausübt, kommt endlich Bewegung in die Lehrpläne und das in den Volksschulen, Neuen Mittelschulen und AHS-Unterstufen. Ab dem Schuljahr 2022/23 soll das Thema Finanzbildung verpflichtend in die Lehrpläne aufgenommen werden. Das Fach „Geografie und Wirtschaftskunde“ soll in „Geografie und Wirtschaftsbildung“ mit entsprechender inhaltlicher Anpassung umbenannt werden. Zudem soll laut Bildungsministerium das Thema Wirtschafts- und Finanzbildung fächerübergreifend verankert werden.

ZIVILGESELLSCHAFT GEFRAGT

Doch der Bildungsnotstand in Österreich lässt sich nicht nur über staatliche Institutionen bekämpfen, sondern auch die Zivilgesellschaft muss hier ihren Beitrag leisten. Die Erste Bank und Sparkassen nehmen hier ihren Gründungsauftrag bereits seit über 200 Jahren sehr ernst und kümmern sich aktiv um das Thema Finanzbildung, denn Kund:innen, die über fundiertes Finanzwissen verfügen, treffen bessere finanzielle Entscheidungen. Daher fördern zahlreiche Initiativen die Finanzbildung in Österreich. Das prominenteste Projekt ist der Erste Financial Life Park, kurz FLiP. Ziel ist es, die finanziellen Fähigkeiten vorrangig von Kindern und Jugendlichen zu fördern und somit die Basis für finanzielle Gesundheit bewusst zu forcieren. Beim diesjährigen CIVITAS-Award wurde auch die Steiermärkische Anteilsverwaltungssparkasse für die „MONEYtalk(s) Schulworkshops“ mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Hier werden den Schüler:innen viele Themen rund um Bankdienstleistungen und den persönlichen Umgang mit dem eigenen Geld nahegebracht.