Sparkassen Zeitung

Economy

Finanzielle Gesundheit durch nachhaltiges Wirtschaften

Ausgabe # Juli/2022 • FINANZIELLE GESUNDHEIT

HEIMISCHE FAMILIENUNTERNEHMEN UND START-UPS SIND DURCH LANGFRISTIGE PLANUNG UND KLUGE INVESTITIONEN IN DIE EFFIZIENZ FINANZIELL GESUND DURCH DIE SCHWIERIGE ZEIT DER KRISE GEKOMMEN.

In den letzten beiden Jahren waren die finanzielle Gesundheit und die langfristige Nachhaltigkeit eines Unternehmens von großer Bedeutung, um gut durch die von Corona und dem Ukraine-Krieg verursachten Krisen zu kommen. Investitionen in die Effizienz des Unternehmens trugen ebenso zur finanziellen Stabilität bei. IFN, die führende europäische Unternehmensgruppe für Komplettlösungen rund um Fenster, Türen, Fassaden und Sonnenschutz setzt als Familienunternehmen auf langfristige Planung und Nachhaltigkeit. Das betrifft auch die Beziehungen zu Lieferant:innen, Händler:innen und Kund:innen. „Leben und leben lassen“ war ein Lebensgrundsatz von Eduard Klinger sen., dem Gründer von IFN. Seine Lebensphilosophie ist Grundstein der Unternehmenswerte. „Ich denke, diese Einstellung hilft uns jetzt auch in der Krise. Es war herausfordernd und schwierig, aber mit großem Einsatz des gesamten Teams ist es ganz gut gelungen durch die Krise zu kommen. Da wir sehr langfristige Partnerschaften zu unseren Kund:innen, aber auch zu unseren Lieferant: innen pflegen, haben wir die Produktion am Leben erhalten können“, erklärt Stephan Kubinger, Mitglied der Geschäftsführung von IFN. Bei den Themen Innovation und Weiterentwicklung ist die IFN-Gruppe Vorreiter in der Baubranche. In den kommenden fünf Jahren sind Investitionen von 400 Millionen Euro geplant, um mit hochmodernen Produktionsstätten die Kapazitäten für die laufend steigenden Bau- und Sanierungstätigkeiten zu schaffen und so auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft zu legen. „Ich würde auf jeden Fall unterstreichen, dass Innovationen enorm wichtig sind und in Zukunft noch wichtiger werden. Ich meine damit auch die thermische Sanierung. 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen entstehen durch schlecht isolierte Gebäude. Da müssen wir klar besser werden und das geht über Sanierung. Mit unseren innovativen, neuen Fenstersystemen können wir die Nachfrage gar nicht decken“, so Kubinger.

NACHHALTIGE MODE

Hestia begann im Winter 2020 mit einer einfachen Idee: In Europa handgefertigte, bequeme, funktionelle Kleidungsstücke, die alltagstauglich und elegant sind. Schnell wurde den beiden Jungunternehmerinnen Natalie Tumler und Veronica Summer jedoch bewusst, dass es um mehr geht: ein Business-Modell, das Regionalität, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Wertvorstellungen vereint. „Ein Winwin- win-Modell. Höchster Tragekomfort und faire Preise für unsere Kund:innen, hohe Gewinnmargen für Stakeholder, faire Arbeitsbedingungen für Schneider:innen und das alles in einem umweltfreundlichen Verfahren nach höchsten Recycling-, Nachhaltigkeits- und Modeindustriestandards zertifiziert“, erklären Veronica Summer und Natalie Tumler. Nach dem Launch der ersten Kollektion, bestehend aus 24 Designs im Juli 2021, folgte bereits im Oktober die Eröffnung des ersten Pop-up-Stores im Kaufhaus Tyrol in Innsbruck. „Im Zuge dessen kam auch die Unterstützung der Tirolstarter Initiative der Sparkassen Tirol. Von Anfang an war es uns wichtig starke Partner an unserer Seite zu haben, welche uns unterstützen. Besonders als Jungunternehmer: in braucht man Partner, die an einen glauben“, so Summer. In einer Krise zu gründen, hat Hestia auch stark gemacht und dazu gezwungen, das Unternehmen nicht auf „traditionelle“ Weise aufzubauen. Summer: „So entstanden enge Kooperationen mit regionalen Versanddienstleistern und europäischen Produktionsstätten. Wir haben unser Businessmodell auf die sich verändernde Wirtschaft aufgebaut und haben somit ein starkes Fundament.“

INVESTITIONEN IN DIE ZUKUNFT

Die Stallinger Holding GmbH ist ein international agierendes Unternehmen, das 1996 gegründet wurde. Mit Holz und der Holzindustrie begründete Familie Stallinger ihre Unternehmensgeschichte bereits im Jahr 1699. In der Holding in St. Georgen im Attergau bündeln die Brüder Franz und Leopold Stallinger ein Portfolio, das neben dem Holzsegment die Bereiche Erneuerbare Energie und Immobilien beinhaltet. „Mein Bruder und ich sind die achte Generation im Familienbetrieb. Bei Familienunternehmen in Generationen ist immer ganz wichtig, dass nach einer gewissen Zeit die junge Generation nachkommt, die dann wieder den Drive nach vorne hat. Weil natürlich im tiefsten Inneren das Erhalten und das an die nächste Generation Weitergeben mit einer Vorsicht geprägt ist, nie alles zu riskieren. Ein Unternehmen braucht aber auch Innovation, neuen Mut und die Bereitschaft ein Risiko einzugehen“, erklärt Franz Stallinger, Geschäftsführender Gesellschafter bei Stallinger Holding. 2007 verkauften die Brüder die ganze Gruppe, kauften jedoch einen Standort wieder zurück. „In den letzten fünf Jahren haben wir 100 Millionen Euro in den Holzbereich investiert und 100 Millionen in Erneuerbare Energien und Immobilien. Ich glaube, der kritische Blick und technisch an vorderster Stelle zu sein war immer die Stärke von Europa und das wird es auch zukünftig sein. Da müssen wir dranbleiben“, so Stallinger. Er betont auch die gute Zusammenarbeit mit der Sparkasse Oberösterreich. „Ich bin mittlerweile die dritte Generation, die mit der Sparkasse zusammenarbeitet, die eine tolle Wegbegleiterin für uns ist. Durch ihr Verständnis ist die Sparkasse auch eine Partnerin in schwierigen Zeiten.“

SÄFTE AUS KRÄUTERN

Nach der Übernahme des elterlichen Hofes in Wolkersdorf in Niederösterreich hat Diana Umgeher nach einer Idee gesucht, diesen positiv weiterführen zu können und ihre eigenen Fähigkeiten einzusetzen. „Der Hof wurde zuvor als konventioneller Ackerbaubetrieb geführt. Bei einer TVShow in der junge Start-ups zu sehen waren, kam mir die Idee mit Sirupen aus Blüten und Kräutern in die Direktvermarktung einzusteigen. Danach holte ich alle Infos ein, welche baulichen und rechtlichen Bedingungen benötigt werden, um produzieren zu können. Somit starteten wir mit Sirupen in den ersten regionalen Feinkost- und Bioläden im Mostviertel und gründeten unsere Marke ‚Echt vom Land‘. Es ist sehr spannend und herausfordernd, wenn man eine Nische neu besetzt“, so Diana Umgeher. Das junge Unternehmen konnte während der Corona-Krise vom Boom bei regionalen, biologischen Produkten profitieren. „Demnächst starten wir auch mit einem Bio-Großhändler. Diesen Vertriebszweig machten unser Umbau und die neu angeschaffte Abfüllanlage möglich, um unabhängig und flexibel arbeiten zu können und nicht so an Lohnabfüller gebunden zu sein“, so Umgeher, und weiter: „Dazu benötigt es Mut und auch unternehmerisches Denken. Es ist für uns auch wichtig ein Alleinstellungsmerkmal zu haben, um uns vom Mitbewerb und den industriellen Produkten klar zu differenzieren. Als Quereinsteigerin fängt man bei Null an, dies geht nicht ohne Investitionen. Wenn wir das Traditionelle, Handwerkliche mit dem Modernen verbinden, dann denke ich, dass wir zukunftsfit sind und die Krisen der heutigen Zeit gut bewältigen können.“

VERMIETUNG VON REISEMOBILEN

„Aus unserer persönlichen Leidenschaft heraus entstand die Idee einer VW-California-Vermietung. Konkret umgesetzt wurde der Gedanke dann ab 2017 mit der Gründung von Fernweh Camper. Qualität und Service waren dabei unsere oberste Prämisse. Mit der Übernahme der Firma TransVia-Wohnmobilvermietung im Jahr 2020 erweiterten wir unser Angebot um eine neue Fahrzeugkategorie“, erklärt Tom Reinstadler von Fernweh Camper. Das Tiroler Reisemobilvermietungs-Start-up war direkt von der Corona-Krise betroffen. Alle Buchungen wurden abhängig von Reiseeinschränkungen und Lockdowns. „Die Unsicherheit der Kund:innen war direkt zu spüren. Generell war aber die Möglichkeit individuell zu verreisen auch für Campingneulinge meist ein reizvoller Versuch. Viele Kund:innen konnten wir von dieser Form des Reisens überzeugen, so dass wir sogar neue Stammkund:innen gewonnen haben“, so Reinstadler und weiter: „Schwierige Zeiten sind auch immer Chancen sich weiterzuentwickeln. In jeder neuen Aufgabe sehen wir auch die Möglichkeit uns zu verbessern.“ Der stetige, aber gesunde Ausbau der Flotte und die Erweiterung des Angebotes durch mehr Service und Dienstleistung sind die Pläne für die Zukunft. „Um unser Ziel, die beste Reisemobilvermietung in Tirol zu sein, weiter zu verfolgen, müssen natürlich laufend neue Investitionen getätigt werden. Sei es die Anschaffung von neuen Fahrzeugen, die stetige Verbesserung der Ausstattung oder Investitionen in die Digitalisierung. Wir sehen uns zukünftig als den ersten Ansprechpartner rund ums Thema Camping, Wohnmobile, Campingzubehör“, so Reinstadler.

CO2-NEUTRALE PRODUKTION

Der niederösterreichische Traditionsbetrieb Riess Kelomat ist Österreichs einziger Kochgeschirr-Hersteller. Seit 1922 ist Riess Kelomat Spezialist für emailliertes Kochgeschirr. Die Wurzeln des Familienunternehmens reichen jedoch ins Jahr 1550 zurück, als der Betrieb als Pfannenschmiede entstand. Heute leitet die neunte Generation der Familie Riess, Susanne Riess, Julian Riess und Friedrich Riess, das Unternehmen. „Bereits die Generation unserer Großväter hat eine sehr nachhaltige Firmenpolitik verfolgt. So wurde auf eine autarke Energieversorgung durch eigene Wasserkraft gesetzt. Über die eigenen Wasserkraftwerke können die in Ybbsitz erzeugten Produkte CO2-neutral hergestellt werden. Wir halten es so, wie es unser Großvater schon gesagt hat: Alles, was für die nächste und übernächste Generation gut ist, wird gemacht. Wir denken in Generationen und wir denken langfristig. Viele unserer Artikel sind 20 bis 30 Jahre auf dem Markt“, erklärt Friedrich Riess. Die letzten beiden Jahre waren herausfordernd für das Unternehmen, konnten aber, auch dank der hohen Lagerstände, gut bewältigt werden. „Als die Geschäfte wieder offen hatten, wurde diese Zeit wieder aufgefangen. Denn die Leute haben wieder mehr gekocht und sich auch für unser gesundes Geschirr entschieden“, so Riess. Für die Zukunft strebt das Unternehmen an, die Exportquoten wieder zu steigern und neue Export-Länder dazuzugewinnen. Riess: „Wir möchten auch wieder neue Sortimente bringen. Wie die Serve + Store Vorratsbehälter, die eine natürliche Lösung für das Aufbewahren von Lebensmitteln sind.“

VEGETARISCHE KÜCHE

Peter Fankhauser erfüllte sich mit der Eröffnung des ersten vegetarischen Restaurants im Zillertal seinen ganz persönlichen Traum. Die Zutaten für seine vegetarischen und veganen Gerichte stammen aus seiner eigenen Permakultur, die der gelernte Koch und Patissier in direkter Nachbarschaft zu seinem Restaurant „Guat‘z Essen“ betreibt. Zu Beginn standen die Tiroler:innen der Idee eines vegetarischen Lokals eher skeptisch gegenüber. „Ein vegetarisch-veganes Restaurant mit eigener Permakultur-Bewirtschaftung war noch einzigartig im ganzen deutschsprachigen Alpenraum. Unser Konzept stieß natürlich am Anfang im Zillertal auf sehr hohe Unverträglichkeit und jeder fragte sich: Vegan? Vegetarisch? Krieg ich da auch was zum Essen? Gott sei Dank konnte ich die Einheimischen schnell überzeugen, dass wir hier was ganz Besonderes im Gange haben, und wir waren durch Mundpropaganda schnell immer gut gebucht“, erklärt Peter Fankhauser. Auf der Speisekarte stehen – je nach Saison – Zutaten wie Spargel, Brennnesseln, Kohlrabi, Rhabarber und Ribisel. „Bei uns gilt wirklich tagtäglich ‚From Farm to Table‘, so Fankhauser. Der Koch, bei dem Nachhaltigkeit und höchste Qualität Hand in Hand gehen, wurde dieses Jahr mit drei Hauben und dem Tirol Touristica Preis 2022 ausgezeichnet.

SOLARPANEL FÜR DEN BALKON

Die Studienkollegen Christoph Grimmer, Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither beschäftigten sich viele Jahre an der Technischen Uni in Graz mit der Thematik Erneuerbare Energien. Dabei stellten sie fest, dass Technologien, die helfen, dem Klimawandel entgegenzuwirken und CO2 einzusparen, viel zu wenig für die breite Masse verfügbar sind. „Deshalb haben wir SolMate konzipiert und entwickelt. Der erste Stromspeicher mit leichtem Solarpanel für den Balkon zum selbst Anstecken an der Steckdose“, erklärt Jan Senn von eet.energy. Im Mai 2007 wurde schließlich die Efficient Energy Technology GmbH (eet.energy) gegründet. Am Anfang gab es für die Start-up-Gründer jedoch eine Informationsbarriere zu bewältigen. „Die Leute haben nicht geglaubt, dass man das tatsächlich darf, dass es sicher ist und dass es legal ist. Das hat eine Anlaufzeit gebraucht“, so Senn. SolMate wurde nach den Anfangsschwierigkeiten zum Verkaufsschlager. Momentan hat das junge Unternehmen mit Schwierigkeiten in der Lieferkette zu kämpfen. „Wir beziehen gewisse Komponenten aus Fernost, wo es bis heute Lockdowns gibt. Uns betrifft auch die Chipkrise, die Aluminiumkrise, die Magnesiumkrise und die Akkukrise. Gott sei Dank akzeptieren die Kund:innen die Lieferverzögerungen, weil sie es ja schon von anderen Branchen kennen“, erklärt Jan Senn. Zur Zeit ist eet.energy gerade dabei, die zweite Investitionsrunde abzuschließen. Mit dem Kapital, das so in die Firma kommt, sollen Standbeine in ganz Europa entstehen. Senn: „Wir werden unser Italien-Team aufstocken und auf jeden Fall Spanien und Portugal angehen. Irland steht im Raum, ebenso wie Skandinavien, denn dort ist die Affinität für Erneuerbare Energien sehr hoch. Wir haben auch viele Anfragen aus Südafrika, Amerika und Indien. Wir wollen das aber strukturiert angehen und uns stark und stabil aufstellen.“

NATURKÄSEREI IM LECHTAL

Die Naturkäserei Sojer in Steeg im Lechtal wird in vierter Generation von Kurt Sojer und seinem Sohn Philipp betrieben. „Wir machen viele verschiedene Produkte von Kuh bis Ziege, von Weichkäse bis zu Hartkäse. Wir wollen aber nicht allzu groß sein, sondern im Rahmen bleiben und einfach guten Käse machen. Uns ist wichtig, dass die Kund:innen sagen: Der Käse ist etwas Besonderes, der schmeckt“, erklärt Kurt Sojer und weiter: „Ohne Investitionen hätten wir uns jedoch nicht so breit aufstellen können.“ Der letzte große Umbau fand in den Jahren 2019/20 statt. Dabei wurde die Käserei mit neuen Verpackungs- und Abfüllanlagen modernisiert, mit größeren Käsekellern und Produktionsräumen erweitert. Auch ein Eisgeschäft kam dazu. „Dies bedeutet, dass wir nun die täglich frisch angelieferte, reine Heumilch unserer 17 Bergbauern optimal verarbeiten, pflegen und lagern können“, so Sojer. In der Corona-Krise brachen 90 Prozent des Geschäfts weg, da die Gastronomie nicht beliefert werden konnte. „Da war der vorangegangene Umbau von Vorteil, da wir mehr lagern konnten. Nach den Lockdowns sind dann aber sofort alle unsere Kund:innen wieder zurückgekommen. Unsere Stammkund:innen freuen sich, dass sie wieder kommen dürfen, und das freut einen auch selber“, so Sojer und weiter: „Die Bank war in dieser Zeit auch sehr hilfsbereit. Sie kennen den Betrieb und gehen nicht nur nach Zahlen, sondern wissen, was da dahintersteht und haben auch das nötige Vertrauen.“