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Spare in der Zeit ...

Ausgabe #Dezember/2022 • ZEITENWENDE

WIE DIE ÖSTERREICHER:INNEN ZUM THEMA GELDANLAGE STEHEN UND WELCHE ROLLE SPAREN IN ZEITEN DER HOHEN INFLATION SPIELT, ZEIGT DIE NEUE, REPRÄSENTATIVE SPARSTUDIE DER ERSTE BANK UND SPARKASSEN.

Sie hat nicht nur Wirtschaft und Privatleben deutlich beeinflusst – die COVID-19-Pandemie hat auch das Sparverhalten der Österreicher:innen in den ersten beiden Jahren verändert. Doch jetzt ist eine Trendwende erkennbar, wie die alljährliche, repräsentative Sparstudie zeigt, die im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen durchgeführt wurde.

GERINGERE ZUFRIEDENHEIT

Natalya Stasny,  Kremser Bank
Im Vergleich zu 2021 sparen die Österreicher:innen
2022 deutlich weniger.

Auf die Frage, welche Bedeutung Sparen für sie hat, gaben 77 Prozent an, dass es für sie „sehr“ oder „ziemlich“ wichtig sei. Im Vergleich zu 2021 bedeutet dies einen Rückgang um vier Prozentpunkte. Dennoch liegt der Wert über dem des letzten Vor-Pandemie-Jahres 2019 (76 Prozent). Auch auffällig: Der durchschnittliche monatliche Sparbetrag ist in den letzten beiden Pandemie-Jahren durch den eingeschränkten Konsum überdurchschnittlich stark angestiegen – auf 344 Euro. 2022 ging er auf 301 Euro zurück.

Damit liegen die heimischen Sparer:innen wieder im konstanten Wachstum der vergangenen zehn Jahre. Ein Betrag, mit dem die „Sparfüchse“ jedoch weniger zufrieden sind: Waren 2021 noch 65 Prozent „sehr“ oder „ziemlich“ glücklich mit der auf die Seite gelegten Summe, sind dies heuer nur noch 50 Prozent.

Natalya Stasny,  Kremser Bank
Die Inflation ist für die Österreicher:innen bei
Kraftstoffen, Lebensmitteln und Dingen
des täglichen Bedarfs am stärksten spürbar.

HANDELN IST GEFRAGT

„Die jüngsten Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank“, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Österreich, „lassen viele Sparer:innen wieder aufhorchen. Aber eines ist weiterhin klar. Das Sparbuch ist für langfristige Vorsorge nicht geeignet und selbst wenn die EZB die Zinsen noch etwas anhebt, ist man mit den hohen Inflationsraten immer noch weit abgeschlagen.“ Nicht zu handeln, so Holzinger-Burgstaller, ist derzeit sicherlich die schlechteste Lösung, denn am Sparbuch oder Girokonto ist ein Wertverlust des Geldes garantiert: Die Inflationsrate betrug im September über zehn Prozent und im Jahresschnitt 2022 wird diese zwischen sechs und sieben Prozent betragen.

Deshalb spielt die Vorsorge auch bei den Sparzielen eine wichtige Rolle: 66 Prozent sparen (gleich viele wie 2021), um einen Notgroschen für spontan anfallende Ausgaben zur Verfügung zu haben, während es für 58 Prozent (2021: 60 Prozent) um die finanzielle Absicherung, etwa bei einer längeren Arbeitsunfähigkeit, geht. Sich etwas zu gönnen, stellt nur noch für 45 Prozent (2021: 52 Prozent) einen Grund zum Sparen dar, während 9 Prozent (2021: 10 Prozent) es ohne bestimmtes Motiv tun. „Es macht Sinn, sich über eine Veranlagung Gedanken zu machen, um den Wert des Ersparten zu erhalten. Wichtig ist, dass man nicht alles auf eine Karte setzt, sondern sich bei der Geldanlage immer breit aufstellt. Am besten bespricht man sich dazu mit seinem Bankberater oder seiner Bankberaterin“, rät Gerda Holzinger-Burgstaller.


AUSWIRKUNGEN DER INFLATION

Auch die aktuell hohe Inflation macht sich bemerkbar: Knapp jede/r Zweite (51 Prozent) fühlt sich von ihr „stark“ oder „ziemlich“ betroffen. Das hat klare Auswirkungen auf das Spar- und Investitionsverhalten: 29 Prozent geben an, dass sie weniger sparen als noch vor drei bis vier Jahren – lediglich 13 Prozent legen mehr auf die Seite. Doch in welchen Bereichen bekommen die Österreicher:innen die Inflation besonders zu spüren? Auch das zeigt die neue Sparstudie: Benzin und Diesel (84 Prozent), Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs (82 Prozent), Strom (71 Prozent) und Brennstoffe wie Öl und Gas (57 Prozent) wurden am häufigsten genannt. Die Folgen: Mehr als jede/r Zweite (62 Prozent) muss sich bei seinen/ihren Ausgaben einschränken. 44 Prozent sehen beim Essengehen und der geringeren Autonutzung, 42 Prozent beim Urlaub und 29 Prozent beim Einkauf von Kleidung Einsparungspotenzial. Bei Handy, Computer und Fernseher wollen sich hingegen nur 22 Prozent einschränken. Und: Rund ein Viertel der Befragten schränkt sich beim Sparen ein und legt weniger zur Seite.

WERTPAPIERE HOCH IM KURS

Natalya Stasny,  Kremser Bank
Das Sparbuch ist zwar immer noch die beliebteste
Investitionsform, es setzen aber um fünf Prozent
weniger Menschen darauf als noch 2021.

Markus Kaller, Wertpapierexperte der Erste Group, berichtet, dass die Österreicher:innen weiter auf Wertpapiere setzen und das aktuelle Marktumfeld für laufendes Ansparen sehr gut ist. „Natürlich sind auch Fondsparer: innen mit dem bereits angesparten Volumen von fallenden Kursen betroffen. Gleichzeitig profitieren sie aber von den schwankenden Märkten, weil mit den weiteren Einzahlungen der Durchschnittskosten-Effekt zum Tragen kommt. Wer es sich also leisten kann, weiter anzusparen, sollte dies auch tun, denn jetzt sind gerade Aktien billiger zu erwerben als noch vor einem Jahr.“ Doch in Sachen Investitionen und Veranlagungen scheuen Österreichs Sparer:innen weiter eher das Risiko: Vier von fünf sehen sich selbst grundsätzlich als sehr oder eher sicherheitsorientiert, lediglich 8 Prozent als sehr oder eher risikobereit. Dem entgegen steht, dass die Zahl jener, die das Sparbuch als Anlage- und Investitionsform nutzen, weiter auf 69 Prozent zurückgegangen ist (2021: 74 Prozent). Auch das Bausparen (2022: 50 Prozent, 2021: 53 Prozent) und Versicherungen (2022: 35 Prozent, 2021: 43 Prozent) sind nicht mehr so beliebt, um Geld anzulegen. Unverändert zu 2021 veranlagt nach wie vor jede/r Dritte in Wertpapieren (33 Prozent) – und das trotz der jüngsten Abwärtstendenz an den Börsenmärkten.

 

Foto: Marlena König