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Insight Brüssel

Ausgabe #6/2019 • Soziale Verantwortung

Endspurt für das 200-Jahr-Jubiläum der „Erste oesterreichische Spar-Casse“: In Brüssel lud das European-Affairs-Büro des Österreichischen Sparkassenverbandes zu einem feierlichen Empfang. Im Beisein zahlreicher namhafter VertreterInnen aus den europäischen Institutionen und dem Europäischen Parlament wurden die wichtigsten Forderungen der österreichischen Sparkassengruppe vorgestellt. Der Abend stand dabei ganz im Zeichen von Regionalität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Finanzbildung.

Die österreichischen Sparkassen bekennen sich auch auf EU-Ebene ausdrücklich zu Regionalität und Nachhaltigkeit und setzen sich in Brüssel für entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen ein. In seiner Begrüßung machte Gerhard Fabisch, Präsident des Österreichischen Sparkassenverbandes, besonders auf das Jubiläumsmotto aufmerksam: „‚The future is yours‘ ist ein Versprechen für unsere Kundinnen und Kunden, sie auch in Zukunft optimal zu begleiten. Doch wir werden nur gemeinsam mit der Politik Herausforderungen wie die Nullzinspolitik oder die Klimakrise bewältigen und Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bestmöglich zur Serviceverbesserung nutzen können.“ Auch Franz Portisch, ÖSPV-Generalsekretär, wies auf die besondere Situation der österreichischen Sparkassen hin: „Mit konkreten Forderungen an die EU-Politik lassen wir das Jubiläumsjahr ausklingen. Der Verband führt die intensiven Gespräche mit den EU-Parlamentariern und Kommissaren und Kommissarinnen fort. Kontinuierliches Engagement ist absolut notwendig, um die Voraussetzungen für unsere vier prioritären Themenbereiche – Regionalität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Finanzbildung – zu schaffen.“

REGIONALE VERANKERUNG MUSS EUROPAWEIT MEHR UNTERSTÜTZT WERDEN

Dem Konzept der Regionalität muss auf EU-Ebene mehr Beachtung geschenkt werden, stellte Stefanie Christina Huber, designierte Vorstandsvorsitzende der Sparkasse OÖ, fest: „Seit 200 Jahren stehen die Sparkassen für Regionalität und finanzielle Nahversorgung im Retail- und Kommerzbereich. Sie haben sich auch in schweren Zeiten als krisenfest erwiesen. Die EU benötigt starke Regionen und muss sich deshalb intensiver für diese einsetzen. Daher fordern wir einen angepassten europäischen Rechtsrahmen, der die Entwicklung der Regionen fördert sowie die regional angepassten Bankensysteme unterstützt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Harmonisierung in der Kreditwürdigkeitsprüfung: Es braucht maßgeschneiderte Lösungen und keinen ‚one-size-fits-all‘-Ansatz.“

NACHHALTIGKEIT: RASCHE AUSARBEITUNG EINER SOZIALEN TAXONOMIE

Ökologische, aber auch soziale Nachhaltigkeit spielt auf der Agenda der österreichischen Sparkassen eine große Rolle. Gabriele Semmelrock-Werzer, Vorstandsdirektorin und Sprecherin des Vorstandes der Kärntner Sparkasse: „Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur eine Einzelmaßnahme. Daher begrüßen wir es sehr, dass die EU eine Vorreiterrolle im Erreichen der UN-Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung übernommen hat und dabei ist, den rechtlichen Rahmen dafür auszuarbeiten. Ebenso regen wir an, dass die EU rasch mit den Arbeiten für eine soziale Taxonomie mit dem Ziel beginnt, die Umleitung von Kapital in soziale wirtschaftliche Tätigkeiten zu forcieren. Notwendig ist auch hier eine Regulierung mit Augenmaß, das Setzen von Anreizen sowie eine Vermeidung von unangemessener Bürokratie.“

FINANZBILDUNG IN EU-SCHLÜSSELKOMPETENZ- KATALOG AUFNEHMEN

Ein weiteres wichtiges Anliegen der österreichischen Sparkassengruppe ist die finanzielle Gesundheit der Menschen. Gerda Holzinger-Burgstaller, Finanz- und Risikovorstand der Erste Bank Oesterreich, betonte: „Gerade in Zeiten der Niedrigzinspolitik bietet ein Anlagemix aus Sparbuch, Wertpapieren und Versicherungen langfristig gesehen die beste Chance auf Erträge. Die Krux liegt aber im mangelnden Finanzwissen. Daher muss Financial Literacy auch auf EU-Ebene priorisiert und in den ‚EU-Schlüsselkompetenz-Katalog für lebenslanges Lernen‘ aufgenommen werden. Zudem soll die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger gestärkt werden und die EU-Regulierung ein ausgewogenes Maß an Informations- und Beratungspflichten vorschreiben.“

DIGITALISIERUNG VERLANGT NACH GEMEINSAMER CYBERSICHERHEIT

Nicht zuletzt erfordert die fortschreitende Digitalisierung ein einheitliches Sicherheitskonzept. Christoph Paulweber, Generaldirektor der Salzburger Sparkasse, analysierte: „Die Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz befähigen Banken, noch besser auf die individuellen Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden einzugehen. Für den europäischen Gesetzgeber heißt das: Sicherung eines hohen Konsumentenschutzes sowie gemeinsamer Kampf gegen Cyberkriminalität. Es muss sichergestellt sein, dass die Daten unserer Kundinnen und Kunden bestens geschützt sind. Dringend notwendig ist daher ein eigener Cybersicherheits-Rechtsakt für Finanzdienstleistungen.“

(v.l.n.r.) Franz Portisch (Generalsekretär Österreichischer Sparkassenverband), Engin Eroglu (deutscher Europa-Parlamentarier)
und Gerhard Fabisch (Präsident Österreichischer Sparkassenverband) im Gespräch über die prioritären Herausforderungen der Sparkassen