Sparkassen Zeitung

Economy

Leistbarkeit als Herausforderung

Ausgabe # Juli/2022 • FINANZIELLE GESUNDHEIT

STEIGENDE PREISE FÜR WOHNUNGEN UND EINFAMILIENHÄUSER MACHEN WOHNEN IMMER MEHR ZUM LUXUS. MIT NEUEN PROJEKTEN SOLL LEISTBARES WOHNEN MÖGLICH BLEIBEN.

Leistbares Wohnen wird immer mehr auch zu einer existenziellen Frage für viele Menschen. Denn die Kosten rund ums Wohnen steigen rapide an. Die extrem hohe Inflationsrate wirkt sich noch zusätzlich auf die Mietpreise aus. Seit 2010 sind die privaten Mieten um 50 Prozent angestiegen, so die Berechnung des Momentum Instituts. Zum Vergleich: Die Löhne stiegen in der gleichen Zeit um rund 23 Prozent. Das Grundbedürfnis Wohnen wird also zunehmend unleistbar, der Traum von den eigenen vier Wänden rückt für viele in weite Ferne.

STRENGERE REGELN BEI WOHNKREDITEN

Ab Sommer wird es nun auch schwieriger an Kredite für Wohnimmobilien heranzukommen. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat die „Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen- Verordnung“ erlassen, die ab 1. August in Kraft tritt. Bei der Kreditvergabe soll nun die Rückzahlungsfähigkeit der Kreditnehmer:innen und nicht die hypothekarische Besicherung des Kredits im Vordergrund stehen. Für den Kauf einer Immobilie müssen daher künftig 20 Prozent des Kaufpreises (inklusive Nebenkosten) in Form von Eigenkapital nachgewiesen werden, die monatliche Kreditrate darf höchstens 40 Prozent des monatlich verfügbaren Nettohaushaltseinkommens ausmachen und die Laufzeit der Finanzierung 35 Jahre nicht übersteigen. Insgesamt dürfen bei einem Kreditinstitut maximal 20 Prozent aller Kredite eine der Obergrenzen überschreiten. Um Renovierungen und Sanierungen, insbesondere den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger, zu erleichtern, sind jedoch Finanzierungen bis zu einer Geringfügigkeitsgrenze von 50.000 Euro von den neuen Vorgaben ausgenommen.

Die Erste Bank und Sparkassen sehen sich diesen neuen Herausforderungen wie der hohen Inflation oder den steigenden Wohnkosten gegenübergestellt. Mit der neuen Vision 2030 soll die bereits 200 Jahre währende Mission der Bankengruppe ins Hier und Jetzt übersetzt werden. Zu den Aufgaben gehört auch, leistbaren Wohnraum zu schaffen, denn die Bevölkerung wächst und junge Familien suchen oft vergeblich nach einer passenden Wohnung.

LEISTBARES WOHNEN ERMÖGLICHEN

Jährlich finanziert die Sparkassengruppe ungefähr eine Milliarde Euro für Neubauten im mehrgeschoßigen Wohnbau, dadurch entstehen jährlich rund 6.000 neue Wohnungen im Bereich des leistbaren Wohnens. „Österreich hat hier international gesehen einen großen Vorsprung. Durch den geförderten Wohnbau und auch Gemeindewohnungen konnten wir in der Vergangenheit breiten Bevölkerungsschichten ein leistbares Wohnen ermöglichen. Das hat in Österreich eine lange Tradition, ist aber in den letzten Jahren etwas ins Hintertreffen geraten und muss nun wieder verstärkt werden“, erklärt dazu Gabriele Semmelrock-Werzer, Vorstandsvorsitzende der Kärntner Sparkasse und Präsidentin des Sparkassenverbandes.

Mit steigenden Betriebs- und Energiekosten können höhere Mieten oft nicht mehr aufgebracht werden. Angesichts dessen haben moderne, ökologisch optimierte Objekte künftig die besten Chancen. In diesem Zusammenhang sagt Peter Karl, Geschäftsführer der Erste Immobilien KAG: „Die gute Qualität einer Immobilie und die fürsorgliche Nutzung sind ein guter Schutz vor starken Steigerungen bei den Bewirtschaftungskosten.“ Der Schwerpunkt des ERSTE IMMOBILIENFONDS liegt zu mehr als 80 Prozent in Österreich und insbesondere auf sorgfältig ausgesuchten Wohnimmobilien. Vor kurzem wurde eine neue Wohnhausanlage in Wien Favoriten mit einem Volumen von rund 45 Millionen Euro übernommen: Die Wohnimmobilie „VIOLAA“ mit insgesamt 249 Wohnungen befindet sich in unmittelbarer Umgebung der Generali Arena und der beiden Naherholungsgebiete „Laaer Wald“ und „Böhmischer Prater“. „Die Gegend rund um den Laaer Berg ist ein Beispiel dafür, welches Entwicklungspotenzial ein Bezirk wie Favoriten haben kann“, betont Peter Karl. 167 Wohnungen werden frei finanziert vermietet. Die restlichen 82 Wohnungen werden im Rahmen der „Wohnbauinitiative 2015 – Leistbares Wohnen“ (WBI 2015) zu vergünstigten Mietkonditionen vergeben. „Unsere Aufgabe war es, hier leistbaren Wohnraum zu schaffen für Menschen, die eine Erholungszone schätzen und dabei nicht auf die Infrastruktur und den Flair einer modernen Großstadt verzichten wollen“, betont Karl.

Manfred Bartalszky
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"DIE GUTE QUALITÄT EINER IMMOBILIE UND DIE FÜRSORGLICHE
NUTZUNG SIND EIN GUTER SCHUTZ VOR STARKEN STEIGERUNGEN
BEI DEN BEWIRTSCHAFTUNGSKOSTEN

Peter Karl,
Geschäftsführer Erste Immobilien KAG

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