Sparkassen Zeitung

Economy

Was die Zukunft nachhaltig antreibt

Ausgabe #Dezember/2022 • ZEITENWENDE

DAMIT DIE ENERGIEWENDE GELINGT, WERDEN INNOVATIVE IDEEN BENÖTIGT. ÖSTERREICHISCHE UNTERNEHMEN HABEN DIE HERAUSFORDERUNG ANGENOMMEN UND ENTWICKELN LÖSUNGEN, DIE DABEI HELFEN, DAS ALLTAGSLEBEN KLIMANEUTRAL ZU MACHEN.

Lewi App
Christoph Grimmer, Stephan Weinberger und Florian
Gebetsroither haben mit SolMate einen Stromspeicher
mit Solarmodulen für den Balkon entwickelt.
Foto: Edi Haberl

Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist ein essenzieller Bestandteil, um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern und die dafür notwendigen Klimaziele zu erreichen. Immer mehr heimische Unternehmen machen es sich zur Aufgabe, mit ihren innovativen Ideen diesen Umstieg zu unterstützen. Das junge steirische Start-up eet.energy ist eines davon. Die ehemaligen Studienkollegen Christoph Grimmer, Stephan Weinberger und Florian Gebetsroither beschäftigten sich viele Jahre an der Technischen Uni in Graz mit der Thematik Erneuerbare Energien. Dabei stellten sie fest, dass Technologien, die helfen, dem Klimawandel entgegenzuwirken und CO₂ einzusparen, viel zu wenig für die breite Masse produziert werden und daher auch nicht leicht verfügbar sind. „Deshalb haben wir SolMate konzipiert und entwickelt. Der erste Stromspeicher mit Solarmodulen für den Balkon zum selbst Anstecken an der Steckdose“, erklärt Jan Senn von eet.energy. Die Anlage ermöglicht es, die Wohnung mit selbstproduziertem, erneuerbarem Strom zu versorgen. Im Mai 2007 wurde schließlich die Efficient Energy Technology GmbH (eet.energy) gegründet. Am Anfang gab es für die Start-up- Gründer jedoch eine Informationsbarriere zu bewältigen. „Die Leute haben nicht geglaubt, dass man das tatsächlich darf, dass es sicher und legal ist. Das hat eine Anlaufzeit gebraucht“, so Senn. SolMate wurde nach diesen Anfangsschwierigkeiten zum Verkaufsschlager. Als Zukunftsplan sollen Standbeine in ganz Europa entstehen. Senn: „Wir werden unser Italien-Team auf fünf Mitarbeiter:innen aufstocken und wir werden in Frankreich, Spanien und Portugal Anfang nächsten Jahres starten. Irland steht im Raum, ebenso wie Skandinavien, denn dort ist die Affinität für erneuerbare Energien sehr hoch. Wir haben auch viele Anfragen aus Südafrika, Amerika und Indien. Trotzdem wollen wir nichts überstürzen und den dortigen Markteintritt wohl geplant und strukturiert angehen.“

AUTARKE BUSHALTESTELLEN

Fonatsch
Der Melker Lichtmasten-Hersteller Fonatsch
produziert eine energieautarke Bushaltestelle,
die mit Photovoltaik betrieben wird.
Foto: Johann Hensen Perge

Innovatives Denken spielt seit Anbeginn eine große Rolle beim Lichtmasten-Hersteller Fonatsch. Auch am Mut Neues zu tun und sich auf unbekanntes Terrain zu begeben hat es nie gefehlt. Futuristische Neuentwicklungen inklusive – da wird ein Lichtmast auch schon mal zur E-Auto-Ladestation. Und so ist das Unternehmen aus Melk weltweit führend im Bereich intelligenter, vernetzter Lichtmasten. 2016 wurde österreichweit die erste energieautarke Busstation „station by Fonatsch“ gelauncht.

Dank Photovoltaik und Speicher sorgen die Sonne und eine langlebige Batterie dafür, dass während der Nacht und in den sonnenärmeren Monaten ausreichend Energie für die Beleuchtung zur Verfügung steht.

Somit kann der Bedarf ohne Anbindung ans Stromnetz selbst gedeckt werden. Photovoltaik hilft den CO₂-Ausstoß zu senken und spart Kosten – denn es ist keine Verkabelung notwendig und es wird keine externe Energie für den Betrieb benötigt. „Das Warten in der Dunkelheit ist besonders für Kinder mehr als unangenehm, aber auch Erwachsene freuen sich über Licht. Durch Licht werden alle auch von anderen Verkehrsteilnehmer:innen schneller wahrgenommen – ein wichtiger Aspekt, um Gefahrensituationen zu vermeiden.“ Die Beleuchtung auf dem letzten Stand der Technik sorgt für Sicherheit, denn selbst bei Stromausfall gibt es hier eine Notfallbeleuchtung. Dank eingesetzter Technik auch besonders energiesparend und langlebig.

„Wir ruhen uns nicht auf bestehenden ‚alten‘ Strukturen aus, sondern investieren in zukunftsträchtige Produkte, um mitzugestalten“, erklärt Firmeneigentümerin Marie-Luise Fonatsch.


E-LADESTATIONEN FÜR DIE MOBILITÄTSWENDE

Roland Klauss EnerCharge
Der Kärntner Roland Klauss ist mit EnerCharge ein Pionier
bei der Entwicklung und Produktion von
Ladestationen für die E-Mobilität.
Foto: EnerCharge

Das Kärntner Unternehmen EnerCharge ist ein Pionier bei der Entwicklung und Produktion von Ladestationen für die E-Mobilität. Vom Firmensitz in Kötschach-Mauthen aus erobert das Unternehmen europäische und arabische Märkte. Roland Klauss, Gründer und CEO von EnerCharge: „Die AAE-Firmengruppe betreibt seit 17 Jahren Forschung und Entwicklung im Bereich der E-Versorgung. Als Energieversorger haben wir schon vor Jahren mit Entwicklungen auf dem Gebiet der E-Mobilität geliebäugelt. Wie es der Zufall wollte, erhielten wir einen Entwicklungsauftrag des deutschen Konzerns Enercon im Bereich DC High-Power-Charging. Das hat uns sozusagen die Entwicklungstüren im anspruchsvollen Bereich der Ladetechnik mit sehr hohen Ladeströmen geöffnet.“ Einer der Schlüsselfaktoren für diese Mobilitätswende ist zweifelsfrei der Ausbau einer flächendeckenden und benutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur. Denn nur so kann Elektromobilität für Autofahrer:innen schneller attraktiv gemacht werden. „Unsere Produktpalette deckt ein sehr breites Anforderungsprofil vom E-Bike bis zum E-LKW oder E-Bus ab. Wir haben uns einerseits auf Ladelösungen mit möglichst hoher Ladeleistung für Ultra-Schnellladen und andererseits auf große Ladeinfrastrukturen mit bis zu 40 Ladepunkten für Parkgaragen, Wohnanlagen oder Einkaufszentren spezialisiert. Gerade in diesen Bereichen braucht es viel Entwicklungs-Know-how, wodurch wir unsere Technologieführerschaft langfristig festigen können. Dazu zählen auch ein ausgeklügeltes Energiemanagement, um das Stromnetz zu schonen, und ein möglichst hoher Bezahlkomfort für Endkund:innen“, so Klauss. Aufgrund der großen Nachfrage legt das Unternehmen seinen Fokus in den nächsten Jahren neben einer stetigen Innovation auf einen weiteren Ausbau der Produktion. „Wir haben schon in den vergangenen Jahren stark expandiert, wollen aber weiter zu einer globalen Marke wachsen. Hier haben wir natürlich noch einen weiten Weg vor uns, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen werden“, erklärt Roland Klauss, und weiter: „Für die Zukunft warten große Herausforderungen auf uns und die Gesellschaft. Da wäre neben der Klimakrise auch die Mobilitätswende. Ich persönlich finde jedoch, dass man sich besonders jetzt auf die Chancen konzentrieren und Herausforderungen positiv annehmen soll. Ich hoffe, dass EnerCharge zur Lösung einen Beitrag leisten kann.“


CO2-EINSPARUNG BEI IMMOBILIEN

Herbert Hetzel
Mit seinem Unternehmen Beyond Carbon Energy
setzt Herbert Hetzel eine CO₂-freie
Wärme- und Kälteversorgung in Immobilien um.
Foto: Beyond Carbon Energy

Die Energieversorgung von Immobilien verursacht einen erheblichen Anteil des für den Klimawandel verantwortlichen CO₂-Ausstoßes. Herbert Hetzel setzt mit seinem Unternehmen Beyond Carbon Energy eine CO₂-freie Wärme- und Kälteversorgung in Immobilien um. „Es war eine recht einfache Erkenntnis: Wir müssen das Thema Klimawandel angehen, sonst haben wir 2045 keine Blätter mehr auf den Bäumen. Als Immobilienentwickler tragen wir die Verantwortung dafür, wie gut oder wie schlecht unsere Projekte in die Zukunft passen. Im Zuge der Projekte im Viertel Zwei in Wien habe ich erkannt, welche Nachhaltigkeitspotenziale eine standortorientierte und regenerative Energieversorgung hat“, erklärt Herbert Hetzel. Die Wärme- und Kälteversorgung ist für circa 40 Prozent des CO₂-Ausstoßes im Immobilienbereich verantwortlich. Hier kann daher mit sinnvollen und innovativen Lösungen am meisten eingespart werden, vor allem aber ohne erhebliche Mehrkosten und ohne Komfortverlust. „Das erleichtert wesentlich die Erreichbarkeit unserer Klimaziele. Im Gegensatz dazu würde selbst ein Verzicht auf elektrischen Strom – unabhängig vom damit verbundenen Lebensqualitätsverlust – derzeit nicht ausreichen, um unsere Klimaziele zu erreichen. Im Moment sind die Möglichkeiten der Einsparung von Treibhausgasen im Bereich der Wärme- und Kälteversorgung um ein Vielfaches größer als im Bereich der Stromversorgung“, so Hetzel. Für die CO₂-freie Wärme- und Kälteversorgung wird die überschüssige Energie mit der Technologie von Beyond Carbon Energy vom Sommer in den Winter verschoben. Hierzu werden Erdwärmesonden 150 Meter tief platziert. Im Sommer, wenn das Gebäude gekühlt wird, entsteht Abwärme, die normalerweise einfach an die Umgebungsluft abgegeben wird. „Wir aber speichern diese ungenutzte Wärmeenergie in der Erde im saisonalen Energiespeicher. Im Winter dreht sich dann das Ganze um, da entnehmen wir die Wärme aus dem saisonalen Speicher und heizen damit. Die einzelnen Baukörper werden über ein Energienetz miteinander verbunden – also ein Leitungsnetz für den Transport von Wärme und Kälte auf niedrigem Temperaturniveau“, so Hetzel. Die Stromversorgung für die Wärme- und Kälteproduktion erfolgt, wenn möglich, über Photovoltaik- und/oder Kleinwindkraftanlagen. Beyond Carbon Energy nimmt zurzeit in der Seestadt Aspern die Energieversorgungsanlage für etwa 23.000 Quadratmeter Nutzfläche in Betrieb und erweitert laufend die Anlagen im Viertel Zwei. „Wir verhandeln eine Vielzahl an Projekten im In- und Ausland und bemerken, dass das Interesse an unserem Produkt rasch zunimmt“, so Hetzel.


NACHHALTIGE BATTERIEN

e.battery systems
e.battery systems zeichnet sich durch Innovationen
bei Elektromobilität, neuen Batteriesystemen sowie
Second-Life-Applikationen aus.
Foto: Martin Schachenhofer

Das Unternehmen e.battery systems GmbH ist ein Spinoff der AKKU Mäser GmbH. Das junge Unternehmen mit Standort Wolfurt zeichnet sich durch eine hohe Innovationsfreude in den Bereichen Elektromobilität, neue Batteriesysteme sowie Second-Life-Applikationen aus. Christopher Schöpf, Gründer und CEO der e.battery systems: „Unsere Batteriepacks kommen bevorzugt in Industrieanwendungen – wie fahrerlosen Transportsystemen – zur Anwendung. Das sind zum Beispiel Logistikroboter, Gabelstapler, Baumaschinen und landwirtschaftliche Maschinen. Aber wir produzieren auch Batteriepacks für Haushaltsgeräte wie Stabmixer, Rasenmäher und Staubsauger. Wir haben in zwei große Technologien investiert. Einerseits setzen wir auf aktiv gekühlte Batteriesysteme und andererseits auf Energiespeicher auf Basis von Second-Life-Batterien, also gebrauchten Batterien, die wir einsammeln.“ Mit einem neuen Akku-System konnte e.battery systems 2018 eine Weltneuheit präsentieren. Es war das erste Batteriesystem, das Fahrzeugdiagnosen während der Implementierung bis zur nächsten Montagelinie möglich macht. Dann folgte die Entwicklung eines modularen intelligenten Batteriesystems für bis zu 30 Zellen in Serie, inklusive Software und Benutzeroberfläche. Im Jahr 2020 schickte e.battery systems die erste Batterie für E-Taxis nach Indien. 2021 folgte die Einführung einer neuen Kühltechnologie. Mit dem speziell entwickelten Batterie-Kühlsystem ist der Battery Pack Coo-Li ein wahrer Gamechanger in Sachen Energieversorgung. „Ich bin begeistert, dass man das Thema Nachhaltigkeit und CO₂-Reduktion nun endlich ernst nimmt. Das lässt mich mit Optimismus in die Zukunft blicken“, so Schöpf.